Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
ich noch nicht so genau«, gestand Li, »aber ich glaube, ich bringe die für diesen Posten erforderlichen Voraussetzungen mit.«
    »Bedenke die hohe Schwelle, die du mit einem solchen Schritt zu überwinden hast; ich zweifle nicht daran, daß du…«
    »Als da sind Tapferkeit, Wendigkeit, Intelligenz, geschickter Umgang mit… Frauen, ein messerscharfer Verstand und blitzschnelle Reaktionen. Außerdem Loyalität und die Fähigkeit zur erbarmungslosen Objektivität, wenn die Sicherheit meines Schiffes und meiner Mannschaft auf dem Spiel stehen. Natürlich außer wenn die Sicherheit des Universums, wie wir es kennen, auf dem Spiel steht, in welchem Falle ich zögernd in Betracht ziehen müßte, ein tapferes und edles Opfer zu bringen. Sollte sich eine derartige Situation ergeben, würde ich selbstverständlich versuchen, die Offiziere und die Mannschaft zu retten, die unter mir Dienst tun. Ich würde mit dem Schiff untergehen, versteht sich.«
    »Versteht sich. Nun, das ist…«
    »Warte, es gibt noch eine andere gute Eigenschaft, die ich bis jetzt nicht erwähnt habe.«
    »Ist noch eine übrig?«
    »Sicher. Ehrgeiz.«
    »Wie dumm von mir. Natürlich.«
    »Es ist deiner Aufmerksamkeit sicher nicht entgangen, daß bis jetzt noch niemand daran gedacht hat, Captain der Willkür zu werden.«
    »Möglicherweise ein verständliches Versäumnis.« Jhavins, einer meiner Freunde, versetzte der schwarzen Kugel einen gekonnten Stoß, und ich klatschte Beifall. »Einwandfreier Schuß!«
    Li tätschelte mir die Schulter. »Hör gut zu.«
    »Ich höre zu. Ich höre zu.«
    »Das Entscheidende ist, daß mein Bestreben, Captain zu werden, ich meine, überhaupt auf den Gedanken zu kommen, bedeutet, daß ich zum Captain bestimmt bin, verstehst du?«
    »Hmm.« Jhavins schaffte eine unglaubliche Karambolage mit einer entfernt liegenden roten Kugel.
    Li gab einen empörten Laut von sich. »Du redest mir nach dem Mund. Ich hatte gehofft, daß zumindest du mit mir streiten würdest. Du bist genau wie alle anderen.«
    »Ach«, sagte ich. Jhavins traf die rote Kugel, brachte sie jedoch nur bis genau vor das Loch. Ich sah Li an. »Du willst einen Streit? Na gut; wenn du – oder jeder andere – den Befehl über das Schiff übernimmst, dann ist es, als ob ein Floh die Herrschaft über einen Menschen übernimmt… Vielleicht sogar, als ob eine Bakterie in seiner Spucke sich zum Befehlshaber über ihn aufschwingt.«
    »Aber warum sollte es sich selbst befehligen? Wir haben es geschaffen; es hat nicht uns geschaffen.«
    »So? Nebenbei bemerkt, wir haben es nicht gemacht; andere Maschinen haben es gemacht… Und die haben es auch nur in Gang gesetzt, geschaffen hat es sich weitgehend selbst. Wie dem auch sei, du mußt weit zurückgehen – ich weiß nicht wie viele Generation seiner Vorfahren, bevor du den letzten Computer oder das letzte Raumschiff findest, das direkt von einem unserer Vorfahren hergestellt worden ist. Selbst wenn dieses mythische ›Wir‹ es gebaut hätte, dann ist es immer noch millionenmal schlauer als wir. Würdest du dir von einer Ameise sagen lassen, was du zu tun hast?«
    »Bakterie? Floh? Ameise? Entscheide dich.«
    »Ach, verschwinde und steige von einem Berg herab, oder tu sonst etwas, du albernes Geschöpf.«
    »Aber wir haben all das ins Leben gerufen; wenn es uns nicht gegeben hätte…«
    »Und wer hat uns ins Leben gerufen? Sind wir aus irgendeinem blubbernden Brei entstanden oder aus einer Steinkugel? Verdanken wir unser Dasein einer Super-Nova? Oder dem Urknall? Welche Rolle spielt es, wie etwas angefangen hat?«
    »Du glaubst mir nicht, daß ich es ernst meine, wie?«
    »Eher endgültig als ernst.«
    »Warte nur ab«, sagte Li, während er aufstand und mir mit einem wackelnden Finger drohte. »Eines Tages werde ich Captain sein. Und dir wird es leid tun; ich hatte dich probehalber als Wissenschaftsoffizier vorgesehen, aber jetzt kannst du von Glück sagen, wenn du Schwester in der Krankenstation sein darfst.«
    »Ach, hau ab, du Klugscheißer, und pinkle auf deine Dilithium-Kristalle.«

 
5: Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du es tun
     
     
    5.1: Ein dargebrachtes Opfer
     
    Im Anschluß daran blieb ich ein paar Wochen lang auf dem Schiff. Nach einigen Tagen sprach es wieder mit mir. Eine Zeitlang vergaß ich Linter vollkommen; alle auf der Willkür unterhielten sich über neue Filme oder alte Filme oder Bücher oder über die Ereignisse in Kambodscha oder über Lanyares Sodel, der unterwegs war, um

Weitere Kostenlose Bücher