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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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über die Genesungszeit hinaus bei sich behält, aus einem Schutzbestreben heraus, dessen Mittelpunkt – obwohl er es niemals zugeben würde – er selbst ist, nicht das Tier. Nun, vielleicht können wir für die Erde nichts mehr tun, und es ist Zeit zum Loslassen… In diesem Fall ist es an uns, wegzufliegen; aber du verstehst doch, was ich meine.«
    »Aber du stimmst mit Linter darin überein, daß die Erde etwas Schönes hat, etwas auf ästhetische Weise Positives, an das keine Kultur-Umgebung heranreicht?«
    »Ja, das tue ich. Nur wenige Dinge sind durch und durch vorteilhaft. Wir haben nie etwas anderes getan, als das auf ein Höchstmaß zu bringen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt zufällig als ›gut‹ angesehen wurde. Ungeachtet der Einschätzung der Eingeborenen ist nichts grundsätzlich Unlogisches oder Unmögliches daran, ein echtes, funktionierendes Utopia zu haben oder das Schlechte zu tilgen, ohne das Gute zu zerstören, das heißt Schmerz ohne Vergnügen oder Leiden ohne Aufregung… Aber andererseits heißt das nicht, daß man die Dinge immer genauso einrichten kann, wie man es will, ohne gelegentlich auf ein Problem zu stoßen. Wir haben das Schlechte fast vollständig aus unserer Umgebung entfernt, aber wir haben nicht alles Gute erhalten. Durchschnittlich betrachtet haben wir immer noch einen gewaltigen Vorsprung, aber in einigen Bereichen müssen wir den Menschen Zugeständnisse machen, und letzten Endes wird ihre Umgebung die interessantere sein. Das ist ganz natürlich.«
    »Mögest du interessante Zeiten erleben.«
    »Eben.«
    »Ich kann mich dieser Auffassung nicht anschließen. Ich erkenne an all dem keine Nützlichkeit und keine Schönheit. Das einzige, das ich einräume, ist, daß es sich möglicherweise um ein entscheidendes Stadium handelt, das durchgemacht werden muß.«
    »Das kommt vielleicht auf dasselbe heraus. Vielleicht ist es ein geringes Zeitproblem. Du bist einfach nur zufällig jetzt hier.«
    »Wie es alle anderen auch sind.«
    Ich drehte mich um und betrachtete ein paar der vorbeigehenden Menschen. Die Herbstsonne stand tief am Himmel, eine kräftig rote Scheibe, pulverig und gasförmig, in der Farbe von Blut, von der diese wohlgenährten westlichen Gesichter angehaucht waren. Ich sah ihnen in die Augen, doch sie wandten den Blick ab; ich hatte Lust, sie am Kragen zu packen und zu schütteln, sie anzubrüllen, darauf hinzuweisen, was sie falsch machten, ihnen zu erklären, was sich abspielte; ihnen die Augen zu öffnen über die verschwörerischen Militärs, die betrügerische Wirtschaft, die aalglatten Lügen der Konzerne und Regierungen, den Holocaust, der in Kambodscha stattfand… und ihnen auch zu sagen, was möglich wäre, wie dicht sie bereits daran sind, was sie erreichen könnten, wenn sie nur ihren Planeten in den Griff bekämen… Aber welchen Sinn hatte das? Ich stand da und betrachtete sie und ertappte mich dabei, daß ich – halb unabsichtlich – meine Drüsen auf langsam einstellte, so daß sie sich plötzlich in Zeitlupe bewegten, an mir vorbeizogen wie Schauspieler in einem Film, gesehen auf einer unzulänglichen Kopie, die zwischen Dunkelheit und Körnigkeit wechselte. »Welche Hoffnung gibt es für diese Menschen, Schiff?« hörte ich mich mit belegter Stimme murmeln. Für jeden anderen mußte es sich wie ein keifendes Zischen angehört haben. Ich wandte mich von ihnen ab und sah hinunter zum Fluß.
    »Die Kinder ihrer Kinder werden sterben, bevor du auch nur alt aussiehst, Diziet. Ihre Großeltern sind jünger, als du es jetzt bist… Nach deinen Maßstäben gibt es keine Hoffnung für sie. Nach den ihren gibt es jede erdenkliche Hoffnung.«
    »Und wir werden die armen Teufel als Testgruppe benutzen.«
    »Wir werden sie vermutlich einfach nur beobachten, ja.«
    »Uns zurücklehnen und nichts tun.«
    »Zu beobachten ist eine Form, etwas zu tun. Und wir werden ihnen nichts wegnehmen. Es wird sein, als wären wir niemals hier gewesen.«
    »Abgesehen von Linter.«
    »Ja«, seufzte das Schiff. »Abgesehen von Mr. Problem.«
    »Ach, Schiff, könnten wir sie nicht wenigstens vom Äußersten abhalten? Wenn sie tatsächlich auf den Knopf drücken, könnten wir nicht einfach die Raketen im Flug zu Schrott werden lassen, nachdem sie Gelegenheit hatten, es auf ihre Weise zu machen, und die Sache versiebt haben… Könnten wir nicht wenigstens in diesem Moment auf den Plan treten? Bis dahin hätten sie ihren Zweck als Testobjekt doch erfüllt.«
    »Diziet, du

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