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Ein Geschenk der Kultur

Ein Geschenk der Kultur

Titel: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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das Schiff hatte zögernd einen kleineren Mammutbaum stibitzt und all die Schnitz- und Drechselarbeiten und was nicht sonst noch alles ausgeführt, um Tische und alles Zubehör zu schaffen.
    Zum Ausgleich hatte es einige hundert Eichen in seinem oberen Hangar gepflanzt und dabei seinen eigenen Biomasse-Vorrat als Nährboden verwendet; es wollte vor seinem Abschied die Sprößlinge auf der Erde einsetzen.
    Als wir alle Platz genommen hatten und uns miteinander unterhielten – ich saß zwischen Roghres und Ghemada –, wurde das Licht der Lampen um uns herum gedämpft, und ein Scheinwerfer strahlte Li an, der aus der Dunkelheit auftauchte. Wir lehnten uns zurück beziehungsweise beugten uns vor, und alle richteten die Augen auf ihn.
    Es erhob sich einiges Gelächter. Li hatte eine grünliche Haut, spitze Ohren und trug einen Raumanzug im Stil des Jahres 2001 mit einem silbernen Zickzack-Blitz, der quer über die Brust verlief (mit Mikro-Nieten aufgeheftet, wie er mir später erklärte). Er war angetan mit einem langen roten Umhang, der von seinen Schultern wallte und ihn umflatterte. Er hielt den Raumhelm in der linken Armbeuge. Mit der rechten Hand hielt er ein Star-Wars- Lichtschwert umklammert. Natürlich hatte ihm das Schiff ein echtes Modell hergestellt.
    Li schritt zielstrebig zum Kopf des mittleren Tisches, setzte den Fuß auf einen Stuhl an seiner Stirnseite und trat auf den Tisch, wobei er auf der auf Hochglanz polierten Oberfläche zwischen den glänzenden Gedecken herumtrampelte (das Besteck war aus einem verschlossenen und vergessenen Lagerraum eines Palastes an einem indischen See entliehen worden; es war seit fünfzig Jahren nicht mehr benutzt worden und sollte am nächsten Tag – gereinigt – zurückgegeben werden… wie auch das Dinner-Geschirr, das für diesen Abend vom Sultan von Brunei entliehen worden war – allerdings ohne seine Einwilligung), vorbei an den gestärkten weißen Servietten (diese stammten von der Titanic; sie würden ebenfalls gereinigt wieder auf den Grund des Atlantiks gebracht werden), mitten durch die glitzernden Gläser (Kristall aus Edinburgh, für ein paar Stunden den Packkisten entnommen, die tief im Bauch eines Frachters im Südchinesischen Meer verstaut waren, unterwegs nach Yokohama) und die Kandelaber (aus einem Beuteversteck unter einem See in der Nähe von Kiew, der Verpackung nach zu urteilen dort von den Nazis auf dem Rückzug versenkt; auch sie sollten nach ihrem seltsamen Ausflug in den Orbit wieder an ihren Platz zurückgebracht werden), bis er genau in der Mitte des Tisches stand, vielleicht zwei Meter von der Stelle entfernt, wo ich, Roghres und Ghemada saßen.
    »Ladies and Gentlemen!« brüllte Li mit ausgestreckten Armen, den Helm in einer Hand, das Schwert grell blitzend in der anderen. »Die Nahrung der Erde! Guten Appetit!«
    Er nahm eine dramatische Pose ein, indem er mit dem Schwert über den Tisch deutete, einen Heldenblick entlang des grünlichen Glitzerns wandern ließ, sich nach vorn beugte und auf ein Knie niederging. Das Schiff hatte entweder etwas an seinem Gravitationsfeld manipuliert, oder Li trug einen AG-Harnisch unter dem Anzug, denn er erhob sich lautlos vom Tisch und schwebte in einiger Höhe (in unveränderter Pose) darüber hinweg bis zum Ende, wo er anmutig herniedersank und auf eben jenem Stuhl Platz nahm, den er zuvor als Stufe benutzt hatte. Es erhoben sich vereinzelte Beifallsbekundungen und hier und da Gejohle.
    Unterdessen waren Dutzende von Drohnen und Tablettsklaven aus dem Aufzugschacht geströmt und näherten sich den Tischen, um das Essen zu servieren.
    Wir speisten. Es war ausnahmslos volkstümliches Essen, wenn auch nicht wirklich vom Planeten heraufgebracht, sondern auf dem Schiff in Behältern gezogen, obwohl kein Feinschmecker der Erde den geringsten Unterschied zwischen unserem Zeug und dem echten hätte feststellen können. Soweit ich erkennen konnte, hatte Li das Guinness-Buch der Rekorde als Weinliste benutzt. Die Nachahmungen der betreffenden Weinsorten, die das Schiff hervorgebracht hatte, waren so gut – so wurde uns gesagt –, daß das Schiff selbst sie nicht von den echten hätte unterscheiden können.
    Wir mampften und gluckerten uns durch eine erlesene, wenn auch verhältnismäßig konventionelle Reihe von Gängen, wobei wir plauderten und herumalberten und uns fragten, ob Li noch ein weiteres Programm vorgesehen hatte; bisher erschien es uns enttäuschend einfallslos. Li machte die Runde, um sich zu

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