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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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erklärte Kelly leichthin.
    Cassie drehte ihr den Kopf zu. »Das glaubst du doch nicht wirklich?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Kelly leise. »Aber unter all dem Shit hier finden sich einige Killer-Shirts und -Hosen und ein stilmachender Blazer, um den sich der Einzelhandel balgen wird. Ich verwette meine Wohnung drauf, dass es das smaragdgrüne Abendkleid zu den Oscars schafft. Diese Stücke sind es, die mir das Brot buttern, aber es würde uns den Job kosten, das laut zu sagen«, fuhr sie in verstohlenem Ton fort, während sie die rumrennenden Modelle und Helfer nicht aus den Augen ließ. »Bebe will künstlerische Anerkennung. Sie hat’s satt, immer nur als Pit Stop für die berufstätige Frau, die Basics braucht, angesehen zu werden. Sie will heiß sein. Deshalb hat sie mich angeheuert, um sie zu repositionieren. Wir sind also die Letzten, die uns laut äußern können. Shit! Ich muss weg. Selena ist schon wieder am Ausflippen. Ich will verdammt sein, wenn sie sich während meiner Wache einen reindrückt. Schau mal, ob Bas schon fertig ist. In fünf Minuten ist letzte Laufprobe.«
    »Bas? Mein Bas?«, fragte Cassie entzückt. Sich umsehend erspähte sie ihn schließlich ganz hinten, wo er einem der Mädchen den letzten haarigen Schliff verlieh. Sie sah ihn jeden dritten Tag zum Föhnen (Kelly hielt das trotz der brasilianischen Anti-Dauerwelle für nötig) und jede dritte Woche zum Auffrischen der Tönung. Seltsamerweise – denn sie hatten so gut wie nichts gemeinsam – waren sie in dieser Zeit Freunde geworden. Er war ein fürchterliches Klatschmaul, doch da sie die Leute, über die er sich ausließ, ohnehin nicht kannte, konnte er das bei ihr ungefährdet tun. Es gefiel ihr sehr, wie er sie zurechtmachte, aber noch mehr gefiel ihr seine Art, sie aufzumuntern. Beim ersten Mal, als er ihr den Kopf gewaschen und ihr dabei eine indische Kopfmassage gegeben hatte, war sie unerklärlicherweise in Tränen ausgebrochen. Erst nachdem er hoch und heilig geschworen hatte, Kelly ihren kleinen Zusammenbruch zu verschweigen, hatte sie ihm von ihrem ganzen Elend mit Gil und Wiz berichtet. Von da an hatte er sie unter seine Fittiche genommen, bestand darauf, dass sie doppelte Haarwäschen und eine Extraportion Schokostreusel auf ihren Cappuccino bekam. Und als sie bei der zweiten indischen Kopfmassage eingeschlafen war, hatte er einfach ein Handtuch über sie gebreitet und gewartet, bis sie wieder aufgewacht war.
    Obwohl sie also, wie gesagt, nichts gemeinsam hatten, war Vertrauen zwischen ihnen entstanden. Inzwischen sahen sie sich auch privat, wenn sie abends mit Kelly durch die Bars und Tanzclubs zog, wo er sie dann auf der Tanzfläche regelmäßig zu Höchstleistungen antrieb.
    »Bas!«, rief Cassie strahlend.
    »Teebeutel«, erwiderte er und sprang auf, um ihr einen Kuss zu geben. »Teebeutel« war sein Spitzname für sie, weil ihn ihre verzweifelten Versuche, einen anständigen Tee in Manhattan aufzutreiben, so amüsierten. »Hältst wohl die Stellung für die Men in Black , was?« Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er ihr CIA-artiges Headset.
    »Women in Black, wohl eher«, entgegnete sie lachend. Die einzigen Kleidungsstücke im Raum, die Farbe hatten, hingen an den Kleiderständern.
    »Die Mädchen sehen einfach toll aus«, lobte sie ihn begeistert. Die verschlungen Zöpfe, die er in die Frisuren der Mädchen geflochten hatte, waren in der Tat spektakulär.
    »Na ja, Bebe wollte naiv«, sagte er und drehte ihren Kopf von einer Seite zur anderen, um sie zu begutachten. »Weißt du was? Dieser Look würde dir auch gut stehen.«
    »Du kannst es einfach nicht lassen, was?«
    »Nee, kann ich nicht. Komm, setz dich, und ich kümmere mich kurz um dich. Ich habe mindestens fünf Minuten Zeit. Jetzt ist erst mal die Garderobe dran und dann der letzte Lauftest.«
    »Liebe Güte, nein, ich kann nicht. Ich muss arbeiten. Obwohl« – sie beugte sich verschwörerisch zu ihm hin –, »was genau ich hier tun soll, ist mir schleierhaft.«
    »Mir auch, Schätzchen. Aber die werden schon schreien, wenn sie dich brauchen.« Er nahm ihr das Headset ab. »Und dass diese Frauen hier schreien können, das wissen wir ja.«
    Cassie entspannte sich und ließ sich von ihm das Haar feucht besprühen. Während er dann einen Föhn zur Hand nahm und rasch begann, sie zu frisieren, beobachtete sie im Spiegel die Models. Es war eine wahrhaft wundersame Verwandlung. Mit verblüffender Schnelligkeit schlüpften sie in die aufwendigen,

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