Ein Geschenk zum Verlieben
verwöhnten Hausfrau? »Aber Olive war diejenige, die am Ende draufgezahlt hat«, bemerkte Kitty traurig.
»Wie das? Du hast doch gerade gesagt, dass sie all die Privilegien einer guten Schulbildung genossen hat.«
»Ich glaube, sie hat geahnt, was ihre Eltern dachten â dass sie sie mit ihrer Schwester verglichen und dass dieser Vergleich unvorteilhaft für sie ausfiel. Eine Schande, ehrlich. Sie haben es sicher gut gemeint. Aber im Grunde haben sie dadurch nur Olives schlimmste Befürchtungen bestätigt.«
Laura lehnte sich verstört zurück und lieà sich von Kitty eine Kaffeetasse in die Hand drücken. »Mein Gott! Kein Wunder, dass sie ihre Schwester so hasst. Und ich hab sie praktisch gezwungen, ihre alles andere als glückliche Kindheit noch mal zu durchleben. Und das nur für eine übertriebene Geste eines verliebten Ehemannes.«
»Ja, eigentlich kein Wunder, dass sie nichts mit der Sache zu tun haben wollte«, meinte auch Kitty. »Wie auch immer, jetzt istâs erledigt. Und ich glaube, im Grunde wollte sie wahrscheinlich doch lieber mit einbezogen werden in die Lebensgeschichte ihrer Schwester, als ganz weggelassen zu werden. Das verlangt allein schon ihr Stolz. Was hat sie dir denn erzählt? Viel kann es ja nicht gewesen sein.« Kitty schlürfte geräuschvoll ihren Kaffee.
»Sie hat mir von ihrem Pony erzählt.«
Kitty schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Ach, armer Truffle. Es hat ihnen das Herz gebrochen, als er ihnen weggenommen wurde.«
»Musste er nach der Scheidung auch verkauft werden?«
»Nein, nicht gleich. Die Mädchen konnten ihren Vater überreden, das Tier noch behalten zu dürfen. Er war nicht kastriert worden, also haben sie ihn hier bei uns auf der Farm eingestellt. Wir haben ihn ein paarmal zu Zuchtzwecken eingesetzt, das hat ein bisschen Geld eingebracht. Aber dann ist er an Hufrehe erkrankt â das ist heilbar, aber aufwendig und teuer. Ihr Vater weigerte sich, die Kosten dafür zu übernehmen. Stattdessen hat er â¦Â« Ihre Stimme versagte. »Ach, das ist eine schreckliche Geschichte.«
»Erzähl, bitte.«
Kitty hob seufzend einen schweren Kuchen aus einer quadratischen Kuchenform. »Er hat ihn an den Schlachter verkauft. Um wenigstens noch ein bisschen Geld rauszuschlagen.«
Laura konnte einen Moment lang nichts sagen. Olives und Cats Vater hatte das Tier an den Schlachter verkauft, um Geld zu machen? Kein Wunder, dass Olive danach nie wieder reiten wollte.
»Oje, warum habe ich nichts von alldem im Vorfeld gewusst!«, klagte Laura. »Das wirft ein ganz anderes Licht auf die Dinge.«
»Sorry«, entschuldigte sich Kitty. »Ich dachte, das solltest du von Olive selbst hören und nicht von mir. Deshalb hab ich dir nur von Cats Leben erzählt, von der Zeit, aus der ich sie kannte.«
»Nein, nein, ich mache dir auf keinen Fall Vorwürfe«, murmelte Laura. »Cat hatte also eine geteilte Kindheit. Vorher: groÃes Haus, eigenes Pferd, Vater Alkoholiker, Eltern, die sich ständig gestritten haben. Und danach: dich, Hühner, keinen Vater, Schwester auf dem Internat â¦Â« Ihr kam ein Gedanke. »Wie alt war Cat, als sich ihre Eltern scheiden lieÃen?«
Kitty sog langsam und nachdenklich den Atem ein, in der Hand ein Messer, um den Kuchen anzuschneiden. »Etwa fünf? Ich weià noch, wie man mir sagte, dass bald ein Mädchen in meinem Alter in eins der Cottages einziehen würde, und ich saà auf dem Gatter und hab auf sie gewartet. Sie kommt direkt aus den Sommerferien her, meinte Mum, und dass ich besonders nett zu ihr sein soll, weil dieses Mädchen noch nicht weiÃ, dass es sein altes Zuhause nie wiedersehen wird und dass es alles ein bisschen viel sein könnte. Aber wir haben uns beim ersten Mal nur angesehen und ⦠gegrinst.« Kitty lächelte.
»Wo war sie denn in den Ferien?«
»Cornwall, glaube ich, nur sie und ihre Schwester und ihre Mum. Der Vater ist daheim geblieben, um den Haushalt aufzulösen.«
»Dann war Cornwall also die letzte Woche, die Cat und Olive als Familie verbracht haben«, murmelte Laura. Sie musste an die Geschwister denken, wie sie einen Gezeitentümpel bewachten, um eine Riesenkrabbe zu beschützen. »Als sie zurückkamen, war alles anders â ihr Vater war fort, Olive wurde weggeschickt â¦Â«
»Ich weiÃ, echt
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