Ein Geschenk zum Verlieben
standen. Es war nicht mal der Kuss, weswegen sie solche Schuldgefühle hatte â der hatte sie offenbar beide gleich stark überrascht. Es waren ihre durch diese Aktion ausgelösten Gedanken ihm gegenüber, die aufwallenden Möglichkeiten und Gefühle, die sie sich sonst nie eingestanden hätte. Panik stieg in ihr hoch, als sie daran denken musste, wie sie gestern allein auf seinen Anblick reagiert hatte. Rob hatte geschrieben, es sei ein Fehler gewesen. Er versuchte unter die ganze Sache einen Schlussstrich zu ziehen. Aber was immer in Verbier zwischen ihnen passiert war â sie wusste, es war noch nicht ausgestanden.
33. Kapitel
J etzt muss ich aber wirklich los«, sagte Laura eine Stunde später und erhob sich mühsam. »Ich hab so viel Arbeit, dir würden die Augen rausquellen, wenn du das sehen könntest.«
»Die Augen rausquellen!«, lachte Kitty, der das Koffein zu Kopf gestiegen war. »Lustiger Ausdruck.«
Laura schleppte sich widerwillig zur Haustür. Ihr graute vor der dreistündigen Heimfahrt. Doch als sie die Tür öffnete, erwartete sie drauÃen eine vollkommen veränderte Landschaft. Dolly verschwand halb im Schnee wie die Stiefel eines Kleinkinds in einer schlammigen Pfütze.
»O nein! Wie konnte das denn passieren?«, rief sie bestürzt aus. Der Schnee fiel in dicken Flocken vom dunklen Himmel wie Daunenfedern bei einer Kissenschlacht. Während sie drinnen saà und mit Kitty plauderte, waren viele Zentimeter Schnee gefallen â er reichte ihr jetzt fast schon bis zu den Schienbeinen.
Kitty spähte über Lauras Schulter. »Ach du liebes bisschen«, murmelte sie.
»Das wird eine lange Fahrt«, seufzte Laura. »Du hast wohl keine Schneeschaufel, oder?«
Kitty starrte sie überrascht an. »Aber du willst doch bei dem Wetter nicht etwa heimfahren?«
»Doch, natürlich.«
»Laura! Schau dir den Schnee an!«
»Ist doch bloà ein Schauer«, sagte Laura unsicher. »Das taut gleich wieder. In diesem Land bleibt der Schnee doch nie lange liegen.«
»Hast du denn die Wettervorhersage nicht gehört?«
»Nein, ich hab in meinem Studio übernachtet, seit ich zurückgekommen bin. Wegen der Arbeit«, fügte sie hastig hinzu, als Kitty die Stirn runzelte. »Ich habe dort keinen Fernseher.«
»Heftiger Schneefall war angekündigt, bis zu zwanzig, dreiÃig Zentimeter. Es ist zwar früher, als sie gesagt haben, aber heute Abend kommst du bestimmt nicht mehr heim. Du würdest auf der Autobahn hängen bleiben und müsstest im Auto übernachten. Nein, vergiss es, heute fährst du nicht mehr.«
»Aber ⦠aber â¦Â«
Kitty legte eine Hand auf Lauras Schulter und führte sie ins Haus zurück. »Komm, du bist weià wie eine Wand. Würde mich nicht überraschen, wenn du irgendwas ausbrütest. Du nimmst jetzt erst mal ein schönes heiÃes Bad, und ich mache dir inzwischen das Gästezimmer zurecht.«
»Kitty, ehrlich, ich â¦Â«
»Rein mit dir! Joe wird jeden Moment mit den Kindern zurück sein, und dann hab ich hier keine ruhige Minute mehr.«
»Ich will euch nicht zur Last fallen«, protestierte Laura.
»Das tust du nicht, ehrlich.«
»Dann lass mich dir wenigstens helfen«, sagte Laura, während Kitty die Haustür zuzog und Licht und Wärme wieder im Innern des alten Fachwerkhauses einschloss.
»Nein, du ruhst dich aus, du siehst fürchterlich gestresst aus.« Kitty legte besorgt eine Hand auf Lauras Schulter.
»Ich bin nicht gestresst«, sagte Laura mit einem alles andere als überzeugenden Kopfschütteln.
»Aber ich schon. Ich muss ein warmes Abendessen auf den Tisch bringen, obwohl ich keinen funktionierenden Herd habe.« Kitty kaute grübelnd auf ihrer Unterlippe. »Vielleicht sollte ich einfach den Pflaumenkuchen an sie verfüttern.«
»Ich könnte dir helfen, wir könnten â¦Â« Laura hob hilflos die Hände. Was machte man, wenn der Herd kaputt war? »Toast machen?«
»Rauf mit dir. Wenn du mir zur Hand gehst, fange ich bloà wieder an zu quatschen, und dann kriege ich die Kinder nie ins Bett. Glaub mir, du willst Joe nicht erleben, wenn die Kinder nach acht noch auf sind.«
Laura nickte verständnisvoll. Sie wollte Joe überhaupt nicht erleben, wenn es nach ihr ging. Wie hatte das nur passieren können? Sie hatte
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