Ein Geschenk zum Verlieben
schöner Schein, wie sie wusste. Je näher Laura Cat gekommen war, desto deutlicher erkannte sie, dass ihr Leben ein Kartenhaus war, das jeden Moment einzustürzen drohte. Geheimnisse durchzogen es wie Zugluft. Hinter der glänzenden Fassade verbarg sich ein Mensch, der voller Fehler war, ein gebrochener, fragiler Mensch. Ein Mensch, der Dinge tat, die sich nur durch eine verpatzte Kindheit erklären lieÃen.
Lauras Blick schweifte zu Alex. Wie konnte er hier mit Rob zusammenstehen und so tun, als würde er nicht mit jedem Lächeln einem Freund das Messer in den Rücken stoÃen? Aber so selbstsicher und arrogant wie sonst wirkte er im Moment nicht. Er hatte den Blick zu Boden gesenkt, eine Hand in die Hosentasche geschoben. Sie konnte sehen, dass er die Gespräche um ihn herum kaum wahrnahm. Er war mit den Gedanken noch in seiner Wohnung in Kensington, in der ihm von Laura offenbart worden war, dass Cats groÃe Liebe â derjenige, der als Einziger je ihr Herz erobert hatte â zurück im Ring war. Er wirkte deprimiert, niedergeschmettert. Wie lange würde er dieses Spiel wohl noch mitmachen? Und sich mit seiner Rolle als zweite â jetzt sogar dritte! â Geige in Cats Leben zufriedengeben?
Nicht, dass es in seiner Hand lag, ihre heimliche Beziehung zu beenden. Rob kannte vielleicht nur die Hälfte der Geschichte, aber es war die Hälfte, auf die es ankam. Cat liebte nicht Alex, er war nicht die Gefahr. Wie Alex selbst eingestand, gründete sich ihre Affäre â zumindest aus Cats Sicht â auf Gewohnheit und Zuneigung. Aber nicht auf Leidenschaft. Alex war nichts weiter als eine FuÃnote in Cats mitreiÃend leidenschaftlichem Liebesleben. Und heute Abend würde sich alles ändern. Mit der Ãbergabe der Kette. Rob würde Cat zeigen, dass er alles wusste. Dass das Vergangene vergessen und vergeben war, dass sie wieder neu anfangen würden, nur sie beide. Wenn Rob ihr vergab, blieb auch Cat nichts anderes übrig, als einen Schlussstrich unter ihre Vergangenheit zu ziehen.
Kitty verlieà den Raum, seitlich davontrippelnd wie eine Krabbe, um ein paar kalte Platten aus der Küche zu holen. Laura wollte ihr nachgehen, wurde aber von Sam aufgehalten, die wissen wollte, wo sie ihren Hosenanzug gekauft hatte. Laura konnte spüren, dass sie in Sams Anerkennung gestiegen war, jetzt, wo sie sich enger mit Cat befreundet hatte.
»Und was hast du Weihnachten vor?«, erkundigte sich Sam weiter und warf Laura über ihren Glasrand einen Blick zu. Sie trug ein schulterfreies schwarzes Kleid und ein schwarzes Samtband um den Hals, an dem eine schöne Organzarose prangte.
»Nichts Besonderes. Weihnachten daheim.«
»In Sussex.«
»Suffolk.«
»Ist das nahe am Meer, wo du lebst?«
»O ja. Ich kann es von meinem Schlafzimmerfenster aus sehen. Ich liebe das Meer. Warst du je dort?«
Sam zuckte mit den Schultern. »Hatte keinen Grund. Ich bin in Cheshire aufgewachsen, in Berkshire aufs Internat gegangen und von da direkt nach London. Wenn man keinen dort kennt oder sonst keinen Grund hat, an die Küste zu fahren, dann kommt man dort auch nicht hin, oder?«
»Mag sein.«
Stille trat ein. Und ausnahmsweise einmal versuchte Laura nicht, sie mit Smalltalk zu füllen. Sie musste entweder mit Rob reden oder mit Cat â aber mit wem von beiden? Sollte sie Rob die ganze Wahrheit über Cat sagen oder versuchen, Cat dazu zu überreden, reinen Tisch zu machen?
»Und was kriegst du von deinem Freund zu Weihnachten?«, wollte Sam wissen.
Verdammt! Ausgerechnet diese Frage. »Gar nichts. Wir haben uns getrennt.«
»Ach, ScheiÃe«, stieà Sam leise hervor. »Ganz schön plötzlich, oder?«
»Ja. Aber so ist das nun mal. Es läuft, bis es nicht mehr läuft.«
»Bist du deshalb so überstürzt abgereist?«
Laura warf ihr Haar zurück und schaute sich dabei unauffällig um. Rob stand unweit von ihr beim Kamin. Seine Kopfhaltung verriet, dass seine Konzentration eher ihrem Gespräch als seinem galt. Das überraschte sie nicht. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass sie ihn bei der besten Freundin seiner Frau verpfeifen könnte. Ihr Blick kehrte zu Sam zurück. »Ja, so ungefähr.«
»Mann, das tut mir echt leid für dich. Wie lange wart ihr noch mal zusammen?«
»Vier Jahre.«
»Autsch! Und man wird ja auch nicht
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