Ein Geschenk zum Verlieben
Feiertagen noch ein bisschen abnehmen will. Wir sind total im Stress.«
»Sind wir das nicht alle?«, sagte Laura bitter. »Ich zum Beispiel muss diese Kette bis zu Cats Geburtstag fertig kriegen. Ich muss diese Interviews so schnell wie möglich abhaken, damit ich mich an meine eigentliche Arbeit machen kann, nämlich die Kette.«
Er hob eine Braue. »Kommen Sie denn nicht mit uns nach Verbier?«
»Ich weià nicht. Ich muss erst noch mit meinem Freund reden«, seufzte sie.
Orlando musterte sie erstaunt. Er konnte sich offenbar nicht vorstellen, dass jemand in der heutigen Zeit noch seinen Freund fragen musste, bevor er auf ein Arbeitswochenende fahren konnte. Die Hand leicht an ihren Rücken gelegt führte er sie den Korridor entlang, die Treppe hinunter und wieder in den Empfangsbereich zurück. »Na gut, wenn das mit Verbier nicht klappen sollte, dann melden Sie sich eben, wenn Sie das nächste Mal hier sind. Dann können wir uns zum Lunch verabreden, und ich stehe Ihnen zur Verfügung, so lange Sie möchten. Ich werde mir bis dahin was richtig Abscheuliches aus Cats Leben einfallen lassen, damit Sie sie ein wenig lieb gewinnen.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Laura grinste. »Na, wenn das so ist â¦Â«
Er küsste sie vergnügt auf beide Wangen. »Gut. Aber jetzt muss ich zum Body Pump. Und Sie müssen zu Kitty.«
»Zu Kitty?«
»Ja. Sie haben Ihr Handy bei ihr liegen lassen. Hab ich das nicht erwähnt?«
Laura schüttelte den Kopf.
Er schlug sich im Weggehen an die Stirn. »Bloà gut, dass meine Mutter diese hohle Birne mit einem hübschen Gesicht ausgestattet hat.«
Laura holperte vorsichtig an dem Kamelgehege vorbei, sich konzentriert am entferntesten Rand des Wegs haltend. Die Wagenfenster hatte sie wohlweislich hochgekurbelt. Da sah sie Kitty aus der entgegengesetzten Richtung kommend vor sich auftauchen. Samuels Buggy holperte so heftig über die Schlaglöcher, dass es aussah, als ob das arme Kind im Sitzen Trampolin springen würde.
»Laura!«, rief Kitty freudig und winkte Laura zu, die Dolly diesmal schön brav auf dem grasigen Seitenstreifen neben dem Farmhaus abstellte. »Ich freue mich, Sie zu sehen!«
Laura stieg aus und stützte ihre Arme auf Wagendach und Seitentür. »Hallo, Kitty. Wie ich höre, hab ich mein Handy bei Ihnen liegen lassen?«
»Ja, richtig!«, rief Kitty ihr zu. »Hat Orly es Ihnen ausgerichtet? Er ist so ein lieber Kerl. Ich hab mit Ihrem Mädchen geredet, und sie meinte, dass Sie sich heute mit ihm treffen wollten. Mann, Sie sind ja ganz schön unterwegs, was? Am Dienstag bei mir und heute schon wieder hier.« Sie beugte sich vor und schnallte Samuel los, der raussprang und prompt über eine Gans stolperte. »Kommen Sie rein. Es liegt auf dem Küchentisch. Kommen Sie, wir machen uns einen Kaffee. Ich habe einen fantastischen Walnusskuchen gebacken«, fügte sie flüsternd hinzu. »Der war eigentlich für die Weihnachtsfeier letzten Samstag gedacht, aber ich fand ihn dafür viel zu gut.« Sie wedelte mit der Hand, als wolle sie jeden Protest im Keim ersticken.
»Danke, aber ich sollte wirklich gleich wieder los.«
»Ach was! Ich hab noch so viele Geschichten zu erzählen! Sie sind mir in letzter Zeit gar nicht mehr aus dem Kopf gegangen.«
Mist. Laura warf einen Blick auf ihre Uhr. Fast zwölf.
Sie schlug widerwillig die Wagentür zu. »Na gut, aber nur kurz. Ich möchte diesmal wirklich nicht in den Berufsverkehr geraten.« Sie überquerte den Weg und näherte sich dem Gatter.
»Schon kapiert.« Kitty hielt ihr die Gartentür auf. Auf ihrem hübschen rosigen Gesicht lag ein strahlendes Lächeln.
Zwei Stunden später war der Kuchen halb verzehrt und auch die letzten Reste von Lauras Widerstand geschmolzen. Samuel, der seinen Koffeinschub abarbeiten musste, spielte Räuber und Gendarm und rannte wie ein aufgezogenes Spielzeugkaninchen im Hof umher â ganz im Gegensatz zu Pocket, die, nachdem sie den Bereich um den Küchentisch nach Kuchenkrümeln abgesucht hatte, nun friedlich auf dem Sofa vor sich hin schlummerte.
»Ich würde dir ja gern was Stärkeres anbieten, aber du musst ja noch fahren«, seufzte Kitty â man hatte sich inzwischen auf das vertrauliche Du geeinigt. Sie schenkte Laura den Rest aus der Kaffeekanne ein. Laura hatte nicht die Kraft,
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