Ein Geschenk zum Verlieben
die Hand über die Tasse zu halten. Sie hatte inzwischen begriffen, dass bei Kitty Widerstand zwecklos war. »Ich hab so viel Kaffee getrunken, Joe wird glauben, ich wäre am Gin gewesen«, kicherte sie.
Laura versteifte sich bei der Erwähnung seines Namens. An den hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. »Wo ist er denn?«, erkundigte sie sich und tippte dabei wie beiläufig auf ihre Tasse.
»Immer noch beim Heckenschneiden. Er hat fast achtzig Meilen Heckenbestand zu pflegen, und jetzt, wo die Tage so kurz werden, kann er sich nicht mal âne Mittagspause leisten.«
Laura war das nicht unrecht. Tatsächlich fragte sie sich, wieso er nach den achtzig Meilen nicht gleich weitermachte und erst in Schottland wieder zu schneiden aufhörte. Was eine so nette Person wie Kitty mit einem solchen Griesgram wollte, ging über ihren Verstand.
»Also, was hat Orlando denn so erzählt?«, wollte Kitty wissen. Sie hing wie ein sterbender Schwan über der Tischkante und baute aus Zuckerstückchen einen Turm.
»Nicht allzu viel, wenn ich ehrlich sein soll. Ich werde noch mal mit ihm reden müssen.«
»Aber er ist richtig witzig, findest du nicht? Ein richtiges Schlitzohr.«
Laura nickte. »Ja, er war ziemlich amüsant.«
»Und sooo attraktiv! Schade, dass er schwul ist.«
»Ja. Er und Cat müssen ein tolles Paar abgeben. Rein platonisch, natürlich.«
» Umwerfend . Eigentlich ganz gut, dass er schwul ist, sonst würde Rob ihn nicht in Cats Nähe lassen.«
»Ist Rob denn ein eifersüchtiger Typ? Er ist ja selbst nicht gerade hässlich«, entgegnete Laura milde.
Kitty fuhr mit funkelnden Augen hoch. »Gefällt er dir? Du findest ihn attraktiv, stimmtâs?«
»Wen? Rob?«
Kitty nickte.
»Er ist mein Kunde. Und die sind bei mir tabu. Vor allem die verheirateten, die ihren schönen Frauen mit groÃer Geste leidenschaftliche Liebeserklärungen machen.«
Kitty setzte sich enttäuscht zurück. Sie hatte sich ein wenig Klatsch erhofft. »Und ist dein Freund der eifersüchtige Typ?«
»Ganz und gar nicht. Der ist so entspannt, den bringt kaum etwas in Wallungen.«
»Bist du glücklich mit ihm?«
Laura legte ihre Hände zusammen. »Er ist ein guter Mann.«
»Wie Joe also«, sagte Kitty und nahm einen Schluck von ihrem lauwarmen Kaffee.
Laura lächelte. Da war sie ganz anderer Meinung. Sie lieà ihren Blick durch den Raum schweifen. Wie vollgestopft und durcheinander hier alles war. Halb erwartete sie, ein kleines Weiblein in einem Schuh in einer Ecke zu entdecken. Sie musste an den lichten, minimalistischen Würfel denken, aus dem sie gerade kam, laut Orlando die Verkörperung von Cats Visionen. Es fiel ihr zunehmend schwer zu glauben, dass eine Frau, die sich um getöntes Glas und klare Linien Gedanken machte, allzu viel Zeit hier verbringen würde â unter niedrigen Balkendecken und Sofas voller Hunde- und Katzenhaare.
»Siehst du Cat eigentlich noch oft?«
Kitty schaute geradezu erschrocken drein. Ihre Wangen röteten sich noch ein bisschen mehr. »Wieso fragst du?«
»Nur so.« Laura wunderte sich, warum ihr Gegenüber auf einmal so defensiv war. »Ich meine, die Leute ändern sich, und du musst dich um fünf Kinder kümmern und â¦Â«
Kitty richtete sich kerzengerade auf. »Es spielt keine Rolle, wie oft oder wie selten ich sie sehe. Wir werden für immer die besten Freundinnen bleiben, egal wie beschäftigt wir sind oder wie unterschiedlich unser Alltag sein mag.«
Laura nickte. So klang eher eine WillensäuÃerung. »Das ist gut.«
Eine verlegene Stille trat ein. Laura regte sich unbehaglich, sie hatte offenbar den wunden Punkt getroffen. Ihr Verdacht schien sich zu bestätigen: Kitty war sitzen gelassen worden.
11. Kapitel
E s war Freitagnachmittag, das Ende einer anstrengenden Woche. Laura bog um die Ecke und musste lächeln. Da war Fee ja schon, weiter vorne, und wartete auf sie. Ihre kleine Freundin war von einem Tütenmeer umgeben, das bis an ihre FuÃgelenke heranbrandete.
»Weihnachtseinkäufe alle erledigt, was?«, fragte sie schmunzelnd. Sie war knapp zwei Meter von ihrer Freundin entfernt stehen geblieben â näher kam sie nicht ran.
»Ach, ja, zum Glück!«, grinste Fee. »Diesmal wirdâs keine Last-Minute-Panik geben. Und auch keine Bauchlandungen. Ich
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