Ein Geschenk zum Verlieben
Laura es noch geheim halten? Andere Männer mochten ja nichts merken, aber er schon. Er war einfach zu aufmerksam, das war das Problem. Sie spürte Fees fragende Blicke, schaute aber stur geradeaus. Dieses Thema war tabu.
Es war ganz schön viel los in der Stadt. Die Schule hatte die Tore fürs Wochenende geschlossen, und überall lärmten Trauben von Kindern. In Gänseblümchen-Gummistiefeln, Pudelmützen und Dufflecoats warteten sie vor diversen Läden auf ihre Eltern. Wollhandschuhe baumelten an Schnüren aus Jackenärmeln, während die Hände rot anliefen vor Kälte. Gestresste Eltern standen beim Metzger Schlange, um schnell noch einen Truthahn zu ergattern und dann in den nächsten Blumenladen zu eilen, für den Weihnachtskranz. Man überlegte hin und her, ob man seinen Kranz nun mit Stechpalmenbeeren oder Zimtstangen oder doch lieber mit getrockneten Orangenringen geschmückt haben wollte. Oder mit allem.
Laura schlängelte sich geschickt durchs Gewühl, Fee im Schlepptau. Diese wechselte einen bewundernden Blick mit einer Elfjährigen, die fast genauso angezogen war wie sie selbst: ausgebleichte knallenge Jeans, gefütterte Weste, langärmeliges lila T-Shirt und wuchtige Schaffellstiefel.
»Hast du die gesehen?«, kicherte Fee und rannte Laura hinterher. »Das war ich in mini.«
»Wahrscheinlich shoppt ihr tatsächlich in denselben Läden«, sagte Laura mit einem spöttischen Blick auf Fees kindliche Figur.
Laura stieà die Tür zu Toms Bar auf und marschierte schnurstracks nach hinten durch zu ihrem Stammplatz am groÃen Panoramafenster, während Fee erst noch ihre Tüten hinter der Bar ablegte. Seit ihrem letzten Besuch war in einer Ecke ein groÃer Weihnachtsbaum aufgestellt worden, der mit kleinen grünen Plastik-Sektflaschen geschmückt war anstatt mit Kugeln und dastand wie ein pflichtbewusster Kellner. Die Klipper-Bilder an den Wänden waren mit Lichterketten geschmückt. Es war noch fast leer â für die abendliche Stammkundschaft war es noch viel zu früh.
»Das geht auf dich, nehme ich an?«, fragte Fee und kam auf den Stuhl geflattert wie ein vom Wind aufgestobenes Blatt.
»Du sagst das, als ob mehrere Antworten zur Auswahl stünden.« Laura warf einen Blick durch die Fensterfront nach drauÃen, zum Strand. Ein bleigrauer Himmel lag über dem Meer, den ein einzelner dicker Streifen Rot durchquerte â wie wenn ein Seidenschal durch Waschwasser gezogen wird. Eine steife Brise lieà die Wellen tanzen. Sie spürte, wie sie sich bei diesem Anblick unwillkürlich entspannte. Den ganzen Tag lang war sie nicht in ihrer Werkstatt gewesen â vor ihrem Friseurtermin hatte sie einige Erledigungen für die Strandhütte gemacht â und fühlte sich daher gestresst und angespannt. Sie war abhängig von dem weiten Ausblick aus ihrem Studio, er war wie eine tägliche Meditation für sie.
Fee seufzte. »Nicht jedem von uns steht der Wohlstand ins Gesicht geschrieben.«
»Mir doch auch nicht mehr. Nicht, seit ich das ganze Geld für einen Haufen Feuerholz ausgegeben habe.« Laura rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen.
»Du siehst müde aus.«
»Bin ich auch. Ich bin letzte Nacht erst um eins ins Bett gekommen.« Und um vier schon wieder aufgewacht. Aber das verschwieg sie.
»Ach, warst du mal wieder gestrandet?«
»Nein, nein. Ich war daheim und saà an meinen Gesprächsnotizen von Orlando und Kitty.«
»Kitty?«, überlegte Fee. Sie schloss konzentriert die Augen. »Ach ja â Kitty Baker, Quinces Cottage.« Sie warf Laura einen gerissenen Blick zu. »Klingt, als würde sie ihre Gartenarbeit mit einer Perlenkette um den Hals machen.«
»Im Gegenteil, sie hat ein Kamel mit ausgeprägtem antisozialem Verhalten.«
»Ach!« Das brachte Fee vorübergehend zum Schweigen. »Und Orlando, wer war das gleich wieder?«
»Cat Blakes Personal Trainer und Geschäftspartner. Sie hat ihm geholfen, das Geschäft aufzubauen.«
»Ach ja, jetzt fälltâs mir wieder ein. Sexy Akzent. Gutaussehend?«
Laura nickte. »Extrem.«
In diesem Moment tauchte Tom mit ihrer üblichen Flasche eisgekühltem Prosecco auf. »Ladys«, begrüÃte er sie.
»Danke, Tom«, sagte Laura, während er ihre Gläser halb voll schenkte.
»Meins kannst du gleich ganz
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