Ein Geschenk zum Verlieben
bestimmt keine Schönheitsfehler hat.«
Leise lachend kehrte er zu seinem Sitz zurück. Laura schaute ihm nach und spürte einen dumpfen Schmerz im Unterbauch. Hunger konnte das nicht sein, auch wenn sie mittlerweile auch das Mittagessen ausgelassen hatte. Nein, es fühlte sich anders an ⦠Sie legte die Hand auf ihren Bauch und spürte, wie warm er sich anfühlte, und auch die typische leichte Wölbung, die einmal im Monat auftrat. War es doch nur falscher Alarm gewesen? Konnte es sein � Förmlich erlöst suchte sie ihre Notreserve aus der Handtasche. Na warte, wenn das Fee zu Ohren kam! Dann konnte sie als Erstes abstellen, sie so besorgt von der Seite her anzuschauen.
Laura nahm einen feierlichen Schluck Sekt, bevor sie sich aus dem Sitz stemmte und auf den Weg zur Toilette machte.
Ihre Welt war wieder in Ordnung. Mit einem Mal.
15. Kapitel
D er Minibus, den Rob zur Abholung ihrer Gruppe bestellt hatte, stand vor dem Ankunftsgebäude bereit, um sie von Genf zum Chalet zu bringen. In stillschweigendem Einverständnis und mit fröhlichem Getöse nahm jeder für sich gleich beide Sitze einer Reihe ein. Laura beharrte darauf, selbst ganz nach hinten durchzugehen. Oder lief sie so vor etwas davon? Sam, die sich in der vordersten Sitzreihe ausbreitete, hatte vor dem Verladen des Gepäcks ein paar Flaschen Dom Pérignon aus einem Koffer gezaubert. Nun fuhr man, genüsslich am Getränk nippend, durch die malerische Berglandschaft und unterhielt sich dabei voller Vorfreude über Schneeverhältnisse und Lieblingspisten.
Rob und David saÃen in der zweiten Reihe und unterhielten sich leise, die Köpfe über den Gang hinweg zusammengesteckt. Immer wieder nickten sie ernst zu dem, was der andere sagte. Laura war jedoch mehr am Rest der Gruppe interessiert. Soweit sie es von ihrer Position aus beurteilen konnte â unauffällig über die Kopfstützen spähend â, war Cat die Bienenkönigin, Sam die Stimmungskanone, Kitty die mütterlich Fürsorgliche und Orlando das Chamäleon. Er konnte ebenso mühelos mit Sam in einen Adele-Song einstimmen wie sich mit Kitty über Schädlingsbefall in Erdbeerbeeten unterhalten.
Partystimmung machte sich breit. Man trank unbekümmert Champagner, ohne sich Sorgen darum zu machen, wer später noch »fahren« musste oder dass man sich morgen früh ja wieder um die Kinder würde kümmern müssen. Interessanterweise imponierten sie als gesamte Gruppe sehr viel stärker als jeder für sich allein. Laura hatte sowohl Kitty als auch Orlando allein kennen gelernt und sich dabei von keinem der beiden aus der Ruhe bringen lassen. Aber hier, in dieser ausgelassenen Schar, in der Insiderwitze hin und her flogen und alte Geschichten aufgewärmt wurden, schienen sich alle Befürchtungen zu bewahrheiten, die Laura in Bezug auf das Wochenende im elitären Zirkel der Blakes gehabt hatte. Selbst Kitty wirkte jetzt, wo sie Haus und Hof inklusive Kinder zuhause gelassen und die Küchenschürze abgebunden hatte, imposanter. Sie hatte ihre Haare ein wenig zurechtgemacht und sich dezent geschminkt. Laura musste an das denken, was Fee gesagt hatte: »Ich wette, die macht ihre Hausarbeit mit einer Perlenkette um den Hals.«
Laura fragte sich unwillkürlich, was Fee wohl von dieser Gruppe halten würde. Fee war mit ihren dreiundzwanzig Jahren nicht nur erheblich jünger, sondern auch erheblich unkultivierter. Die Gesprächsthemen, die Laura auffing â der letzte Osterurlaub am Comer See (Sam); der aktuelle Marktwert der Gemälde von Mat Collishaw, dessen Ausstellung in Cats Galerie vorbereitet wurde (Cat); der Wertzuwachs eines guten Weinkellers (Orlando); das groÃe Essen am zweiten Weihnachtsfeiertag (Kitty) â, lagen derart weit auÃerhalb von Fees Orbit, sie hätten ebenso gut in Latein geführt werden können. Laura wurde ein wenig traurig bei dem Gedanken, wie wenig ihre beste Freundin hierher gepasst hätte.
Und Jack? Ob der sich besser zurechtgefunden hätte? Lauras Blick huschte zu Rob und David, in ihren feinen MaÃanzügen und den teuren Seidenkrawatten, ihren selbstbewussten Gesten, mit Händen, an denen kein Ehering blitzte. Auch er hätte hier so seine Probleme. Die wenigen Anzüge, die er besaÃ, hatten diesen billigen Glanz, der verriet, dass sie maschinenwaschbar waren und nicht in die Reinigung mussten. Seiner
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