Ein Gespür für Mord - Detective Daryl Simmons 1. Fall
gehört habe, ist das Ihre bevorzugte Methode, um Probleme zu lösen. Ging es bei Ihren Auseinandersetzungen mit Buttler und Bruce auch um Meena? Nun, spielt ja eigentlich keine Rolle mehr, sie sind beide tot«, provozierte Daryl ihn bewusst weiter.
Für einen Moment zuckte der rothaarige Junge zusammen. Als er antwortete, war seine Stimme kalt wie Eis. »Was wollen Sie damit andeuten?«
Nun war es Daryl, der nichts sagte. Lediglich ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mund, doch das reichte, um sein Gegenüber zu verunsichern.
Langsam ließ Ray den Schraubenschlüssel sinken. Er zwinkerte ein paar Mal. »Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte etwas mit dem Tod der beiden zu tun?«, fragte er unsicher.
Daryl schwieg.
»Hören Sie auf zu grinsen und machen Sie den Mund auf! Bruce hatte den Verdacht, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt. Langsam glaube ich, er hatte recht. Na los, sagen Sie, was Sie zu glauben wissen. Oder hat Sie jetzt plötzlich der Mut verlassen?«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas vermute – oder gar weiß.«
»Sie weichen aus.«
»Sehen Sie, Ray, ich glaube, Sie haben etwas zu verbergen«, sagte Daryl freundlich und nahm ihm das Werkzeug aus der Hand, um an seiner Stelle die Arbeit am Bullenrammer zu beenden. »Ich weiß nicht, was es ist. Und wie Sie mir ja schon einmal gesagt haben, geht’s mich vermutlich auch nichts an. Aber wenn es mit dem Tod der beiden zu tun hat, dann sollten Sie’s vielleicht besser der Polizei sagen.«
»Da liegen Sie komplett falsch.«
»Vielleicht. Allerdings frage ich mich dann, warum Sie Meena nicht längst gesagt haben, was Sie für sie empfinden. Oh, ich weiß schon, was Sie jetzt wieder sagen wollen. Sie sind nicht gut genug für sie, niemand ist das. Glauben Sie wirklich, diese Scheiße kauft Ihnen jemand ab?«
»Es ist die Wahrheit.«
»Es ist Unfug.«
Daryl ließ die Motorhaube zufallen und drückte Ray Hill den Schraubenschlüssel wieder in die Hand. »Vielleicht sollten Sie aufhören, alles in sich hineinzufressen. Reden Sie. Ich an Ihrer Stelle würde bei Meena damit anfangen.«
In diesem Augenblick trat Martin Barrow in den Schuppen.
»Wie sieht’s aus, ist der Bullenrammer fertig?«
Ray nickte.
»Okay, dann los. Wir müssen uns beeilen, wenn wir das Übernachtungsgehege am Morgans Bluff bis zum Abend aufgestellt haben wollen. Sie, Simmons, fahren mit mir. Und du, Ray, nimmst den Bullenrammer.«
Der Viehzüchter zog ein grimmiges Gesicht. Schweigend kaute er auf dem Mundstück seiner Pfeife herum, als handelte es sich um ein zähes Stück Fleisch.
Amüsiert beobachtete ihn Daryl eine Zeit lang. »Ärger?«
»Sagen Sie’s mir. Das eben war doch bestimmt keine Plauderei unter Freunden.«
»Nicht wirklich.«
»Dachte ich mir. Sehen Sie, Simmons, eine Rinderstation kann man nur erfolgreich führen, wenn man immer und überall auf dem Laufenden ist. Im Augenblick geschieht aber einiges, auf das ich mir keinen Reim machen kann, und das macht mich verdammt nervös. Nehmen wir nur mal Ray Hill. Der Junge war eigentlich ein schüchterner, zurückhaltender Bursche. So wütend und angespannt wie in den letzten Wochen habe ich ihn noch nie erlebt. Und Meena wird immer verschlossener. Dann schlägt Sie jemand nieder, Poison-Joes Gewehr wird gestohlen, ein weiterer Mann wird ermordet, und Sie stürzen aus unerklärlichen Gründen mit dem Hubschrauber ab. Langsam habe ich das Gefühl, es braut sich hier ein riesengroßes Unwetter zusammen, und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann.«
»Was sagten Sie eben? Poison-Joes Winchester wurde gestohlen? Wann?«
»Das weiß er nicht. Vor zwei Tagen, als er kurz hier war, um den defekten Bullenrammer vorbeizubringen, ging er in die Unterkunft, um sich ein frisches Hemd zu holen. Da bemerkte er es zufällig. Hat er es Ihnen gegenüber nicht erwähnt?«
»Mit keiner Silbe.«
Der Rinderzüchter warf Daryl einen besorgten Blick zu. »Ich habe langsam ein ungutes Gefühl bei der Sache.«
Für einen Moment furchte Daryl die Stirn, dann entspannte er sich und lächelte. »Wenn man in einem Ameisenhaufen herumstochert, dann schwärmt gleich ein ganzes Heer von Soldaten aus, um den Störenfried zu vertreiben. Stößt man dagegen in ein menschliches Wespennest, scheucht man nur diejenigen auf, die etwas zu verbergen haben. Genau das habe ich getan. Glauben Sie mir, Mr. Barrow, es kommt Bewegung in den Fall.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr«, meinte der Viehzüchter skeptisch. »Übrigens, Ihr Boss hat
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