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Ein Girl zum Pferde stehlen

Ein Girl zum Pferde stehlen

Titel: Ein Girl zum Pferde stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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nötig, das Gegenmittel mehrmals einzunehmen.«
    »Wie oft?«
    Die Giftmischerin legte den Kopf schräg und musterte die Liegende eingehend. »Schätze, so drei bis vier Mal dürften ausreichen.« Sie zog Carlottas Unterlider nach unten, um ihre Augen zu untersuchen. »Im Abstand von zwei Tagen. Wenn du dich nicht daran hältst, wird es zu einem Rückfall kommen. Und der wäre kein Kinderspiel, das sage ich dir. Also würde ich an deiner Stelle besser tun, was wir dir sagen. Hast du das verstanden?«
    »Ja.« Carlottas leise Antwort ging in ein Husten über.
    Mit einiger Mühe gelang es ihr, sich aufzusetzen. »Wo sind wir?«, fragte sie, denn durch die Wagenplane waren nicht nur Stimmen, sondern auch Hämmern und Klopfen zu hören. »Noch in White Bird?«
    »Nein.« Patricia schüttelte den Kopf. »Heute machen wir Station in Lowell-Springs. Aus White Bird mussten wir uns ziemlich schnell aus dem Staub machen. Das hast du wohl gar nicht mitbekommen. Obwohl wir den ganzen Ärger nur dir zu verdanken haben.«
    »Warum denn das?« Carlotta sah sie verwirrt an.
    »Wegen dem Kerl, den du im Schlepptau hattest. Er wollte Neil an den Kragen. Was hast du dir nur dabei gedacht, ihn auf ihn zu hetzen?«
    »Aber ich …«
    Die Giftmischerin gab der hübschen Patientin überhaupt keine Chance für einen Erklärungsversuch. »Neil ist stinksauer«, fuhr sie ihr ins Wort. »Erst recht, weil wir unsere Bühne in dem verdammten Kaff zurücklassen mussten. Seit dem frühen Morgen ist er nun schon damit beschäftigt, eine neue zu bauen. Dass ihm das nicht besonders gefällt, brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen.«
    »Was ist in White Bird noch passiert? Was wurde aus Gus?«
    »Ist das der Name von dem Kerl? Du tust gut daran, ihn gegenüber Neil nicht wieder zu erwähnen. Denn sonst geht er hoch wie ein Pulverfass in der Hölle.« Patricia nahm ein Fläschchen aus einem Gestell. »Trink das. Das ist deine Ration für heute.« Sie setzte es Carlotta an die Lippen, die einen Schluck von dem trüben Gebräu nahm. »Übermorgen gibt es dann mehr davon. Aber jetzt muss ich nach draußen und nachsehen, ob ich Neil zur Hand gehen kann. Du bleibst inzwischen im Wagen. Es ist besser, wenn du dich eine Zeitlang nicht vor unseren Kunden blicken lässt.« Für einen Moment sah es so aus, als würde die das Gefäß zurück ins Regal stellen. Doch dann entschied sie sich doch noch einmal anders. Sie ließ es in der Tasche ihres Kleids verschwinden, dann schlüpfte sie durch die Wagenplane ins Freie.
    »Wie weit bist du?«, hörte die junge Frau kurz darauf Patricias Stimme.
    »Fast fertig«, erwiderte Ewans mürrisch. »Was ist mit der kleinen Nervensäge? Ist sie wieder ansprechbar?«
    »Ja, aber sie sieht ziemlich mitgenommen aus. Sie schläft bestimmt bald wieder ein.«
    »Umso besser«, knurrte der Wunderheiler. »Dann kann sie wenigstens keinen Schaden anrichten. Nur durch ihre Schuld muss ich mir hier den Buckel krumm schuften. Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Darauf kann sie sich verlassen.« Das gleichmäßige Kratzen einer Säge setzte ein.
    »Brauchst du meine Hilfe?«
    »Nicht wirklich.«
    »Okay, dann verschwinde ich mal zum Generalstore. Meine Schminke geht zur Neige. Und ohne die entsprechende Aufmachung ist Madame Mysterious nur halb so beeindruckend.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Unterschiedliche Arbeitsgeräusche schlossen sich der kurzen Unterhaltung an, bis eine Viertelstunde später eine fremde Männerstimme vor dem Fuhrwerk laut wurde.
    »Sind Sie Doc Cure?«
    »Allerdings.« Die Hammerschläge brachen ab. »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Es geht um ein Geschäft.«
    »Verstehe. Brauchen Sie Medizin? Dann sind Sie bei mir genau richtig. Egal, ob Kopfschmerzen oder Hühneraugen – bei mir finden Sie immer das passende Mittel.«
    »Deswegen bin ich hier.« Ewans’ Gesprächspartner senkte die Stimme. »Allerdings geht es dabei um ein ganz spezielles Problem. Ich nehme an, dass Sie nicht jeden Tag danach gefragt werden, Doc. Deshalb wäre es mir ganz angenehm, wenn es unter uns bleiben könnte, was ich mit Ihnen besprechen möchte.«
    »Das lässt sich machen.« Carlotta hörte, wie der Wunderheiler vom Podest sprang. »Lassen Sie uns hinter den Wagen gehen. Dort können wir ungestört reden.«
    Das Knirschen von Schritten umrundete das Fuhrwerk.
    Sie kamen an einer Stelle zum Stehen, die sich nur eine halbe Armeslänge vom Kopfteil von Carlottas Lager befand. Nur durch den

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