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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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der Hoffnung, dass Marion die Bohnen essen würde, denn Marion war – wenn auch auf ihre eigene Art – recht scharfsinnig und außerdem völlig versessen auf das versteckte Geld, das irgendwo sein musste, aber nirgends war.
    Bert unterbrach Janet in ihren unangenehmen Gedanken. »Komm, Jen, du fällst ja gleich vom Stuhl. Lass uns gehen. Ich schätze, wir können alle eine Mütze voll Schlaf gebrauchen.«
    Niemand hatte Schlaf nötiger als Janet, aber auch lange nachdem alle Lichter im Herrenhaus gelöscht worden waren und sie aus dem Schlafzimmer Berts sanftes, vertrautes Schnarchen vernahm, lag Janet wach und überlegte, wer es getan haben könnte.

5. Kapitel
    Sobald Bert gefrühstückt und das Haus verlassen hatte, füllte Janet einen Korb mit Butter, Eiern, Schinken und einem von den Broten, die sie vor zwei Tagen gebacken hatte. So, wie sie Marion kannte, war absolut nichts zu essen im Haus. Und so, wie sie Gilly kannte, gab es nicht einen Cent, mit dem man etwas hätte kaufen können. Ob sie nun Mörderinnen waren oder nicht – sie hatten einen Jungen bei sich, der etwas zu essen brauchte.
    Natürlich galt es auch die Möglichkeit zu erwägen, dass genau dieser Junge der Mörder war … auf der anderen Seite: vielleicht war es auch keiner von den dreien gewesen. Wenn der Mörder sich vor allem durch Kaltblütigkeit auszeichnete, würde Janet all ihr Geld auf Elizabeth Druffitt als Täterin setzen. Man musste sich das einmal vorstellen: Mrs.   Druffitt hatte Gilly zum Vorwurf gemacht, wo sie lebte und wovon sie lebte, während ihr Mann aufgebahrt in seinem Sarg lag! Jedoch: wie die Dinge für Henry Druffitt in letzter Zeit gelaufen waren – was man so hörte –, hatte Mrs.   Druffitt den Tod ihres Gatten vielleicht gar nicht als großen Verlust empfunden. Aber es war nicht an Janet, das zu beurteilen.
    »Jedenfalls kann ich mich nicht beschweren, dass hier zu wenig los ist«, sagte Janet zu der Katze, während sie den Korb packte. Sie würde nur kurz hineingehen, den Korb auf den Esstisch stellen und Marion die Mühe überlassen, ihn wieder zurückzubringen.
    Aber Marion war schon wach. Sie trug immer noch den Kimono ihrer Tante und die Lockenwickler, allerdings hatten sich ein paar Strähnen ihres stumpfen, schwarzen Haars aus den Wicklern gelöst und klebten auf ihren hohlen Wangen. Sie begrüßte Janets Gaben mit offenen Armen.
    »Das ist aber nett von dir! Gerade habe ich überlegt, was zum Teufel ich den Kindern vorsetzen könnte.«
    »Ich nehme an, sie schlafen noch?«
    »Nein, Gilly ist auf. Sie macht sich Sorgen um eins der Dackelwelpen. Wir haben den Tierarzt angerufen, und ich hoffe wirklich, dass er bald kommt. So ein armes kleines Ding, es muss einem einfach leid tun. Bobby schläft noch, ich habe gerade bei ihm reingeschaut. Er sah so süß aus, mit seinem kleinen schmalen Gesichtchen, und eines der Hündchen lag neben ihm, als wär’s ein Teddybär.« Marion lächelte, und es war ein echtes, warmes, herzliches Lächeln. »Gestern Abend hat er seine Arme um meinen Hals gelegt und mir einen Gute-Nacht-Kuss gegeben. Stell dir vor, er sagt ›Tante Marion‹ zu mir.«
    Als Marion den ungewohnt sanften Ton ihrer Stimme bemerkte, errötete sie und begann, den Korb auszupacken. »Ich hab ein Pfund Kaffee gekauft, gestern, als ich in der Stadt war. Wenn du mir zeigst, wie man die Kaffeemaschine bedient, mache ich dir einen.«
    Konnte diese Frau wirklich so hilflos sein, wie sie tat?
    »Was machst du bloß, wenn du allein bist?«, konnte Janet sich nicht verkneifen zu fragen.
    »Dann nehme ich löslichen. Auch wenn du’s nicht für möglich hältst: ich weiß, wie man Wasser kocht. Gestern wollte ich eigentlich löslichen Kaffee kaufen, aber sie hatten keinen mehr.«
    Janet – der es lächerlich vorkam, einer Frau, die ihre Mutter sein könnte, derartige Dinge zu erklären – demonstrierte, wo man den Kaffee und wo das Wasser hineintat, als es an der Haustür klingelte.
    »Das wird der Tierarzt sein«, sagte Marion. »Würdest du ihm aufmachen, Janet? Ich kann in diesem Aufzug nicht an die Tür gehen.«
    Das war ein schlagendes Argument. Janet ging in den Flur. Hinter den getönten Glasscheiben im Türrahmen sah sie die Schatten von zwei Gestalten. Der Länge und Breite nach musste einer von ihnen Jason Bain sein. Die andere Gestalt war fast genauso groß und um einiges breiter, besonders im Brust- und Schulterbereich. Janet eilte zurück in die Küche.
    »Marion, das ist der alte Bain. Ich

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