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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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müsste, bevor sie in das Herrenhaus zurückkommen würde. Dann wäre Sam als Hausmeister dort geblieben und hätte Zeit gehabt, in aller Ruhe nach dem Patent zu schnüffeln und es Bain auszuhändigen. Stattdessen aber hatte sie in Boston alles stehen und liegen lassen und war einfach hier geblieben. Wenn Sam Neddick wirklich Bains Handlanger war, konnte Marion sich glücklich schätzen, dass die beiden noch keine Möglichkeit gefunden hatten, sie auch noch loszuwerden.

6. Kapitel
    Die Wadmans saßen beim Mittagessen, für das Janet keinen rechten Appetit aufbrachte, als Gilly und Elmer an der hinteren Tür klopften, um sich Berts Hacke und Schaufel auszuleihen.
    »Wofür braucht ihr das denn?«, fragte Bert. »Jetzt erzählt mir nicht, ihr grabt nach dem verborgenen Schatz.«
    Der junge Bain wurde puterrot. Gilly lachte. »Nee, dafür ist doch Marion zuständig. Sie hängt gerade am Telefon und versucht Mama zu überreden, nach dem Begräbnis herzukommen und ihr zu helfen, dieses idiotische Patent von Großonkel Charles zu suchen. Ich wünschte wirklich, Marion würde sie aufs Dach locken und runterschubsen.«
    »Aber, Gilly«, sagte Elmer zu jedermanns Überraschung, »so redet man doch nicht vor einem Kind.«
    »Tut mir leid«, antwortete sie sanft, »ich sollte meine schlechten Scherze wirklich lassen. Oder, Bobby?«
    Gilly trug alte Leinenschuhe und statt ihrer sonstigen flittchenhaften Aufmachung ein steifes, gestärktes Hauskleid aus Baumwolle, das ihrer Großtante gehört hatte. Ihr Gesicht war bar jeden Make-ups, und ihr Haar hatte sie zusammengebunden. Janet hatte nicht gewusst, dass Gilly so hübsch aussehen konnte.
    »Großmutter kommt sowieso nicht«, meldete sich das Kind zu Wort. »Sie sagt, sie setzt keinen Fuß ins Herrenhaus, solange Elmer drin ist. Du gehst doch aber nicht weg, oder, Elmer?«
    »Der arme Elmer kriegt es von allen Seiten ab«, lachte Gilly. »Mama verwünscht ihn durchs Telefon, und Marion zählt jeden Bissen, den er zu sich nimmt – ich wette, mittlerweile bereut er, dass er eingezogen ist, nicht wahr, Elmer?«
    Gilly strich mit ihrer schmalen Hand über den Ärmel des jungen Riesen und lächelte zu ihm hoch. Elmer sah ganz und gar nicht aus, als würde er etwas bereuen.
    »Elmer dachte, wenn ihr uns die Sachen für ein paar Stunden leiht, könnten wir einen Zaun für die Hunde bauen«, erklärte sie. »Er hat eine Rolle Maschendraht in der Scheune gefunden.«
    Elmer rang einige Zeit mit seinem Adamsapfel, dann grummelte er: »Wenn die frei rumlaufen, hält so’n bekloppter Yankee die am Ende noch für Wild und knallt sie ab.«
    Bert kicherte und ging los, um das Werkzeug zu holen. Janet holte gerade die Keksdose für Bobby, als noch ein Besucher auftauchte: Fred Olson.
    »Wie geht’s, Leute? Was treibst du denn hier, Elmer? Hab gehört, du bist ins Herrenhaus gezogen.«
    Elmer stammelte irgendwas von »Pas Idee.«
    »Wie kommt’s, dass du nicht bei der Arbeit bist?«
    »Ferien.«
    »Immer noch Vorarbeiter im Sägewerk?«
    »Ja.«
    »Machst eine Million da, auch wenn’s nur ’ne Million Zahnstocher sind, was?«
    »Elmer geht schon seinen Weg«, sagte Gilly angriffslustig.
    »Hab nie das Gegenteil behauptet. Leg dir bloß was auf die hohe Kante, Junge. Der alte Bain wird’s bestimmt irgendwie hinkriegen, seine Brieftasche mit ins Grab zu nehmen. Hast du eine Ahnung, was dieses Patent wert ist?«
    »Nö.«
    »Hat er gesagt, wofür es ist?«
    »Er hat gesagt, das werd ich schon merken, wenn ich’s sehe.«
    »Wie?«
    »Keine Ahnung. Hab’s ja noch nicht gesehen.«
    Der Marshall grunzte. »Gilly, wie wär’s – erzählen Sie mir doch mal ausführlich, was letzte Nacht passiert ist.«
    »Was meinen Sie?«
    »Das Feuer natürlich. Was sonst?«
    »Nun ja, da war auch noch diese kleine Sache mit meinem Vater, falls ich Sie erinnern darf.« Sie schluckte schwer. »Tut mir leid, Fred, ich wollte nicht aggressiv sein. Also. Ich war mit Mama unten bei Ben Potts. Normalerweise hat er gar nicht bis abends geöffnet, aber es kamen immer noch neue Leute … kurz gesagt: wir kamen erst nach zehn los. Zu dem Zeitpunkt war ich völlig fertig mit der Welt, und meine Mutter ebenfalls, glaube ich. Wie auch immer, sie ging sofort nach Hause, genau wie ich. Ich hab noch kurz einen Blick in Bobbys Zimmer geworfen, dann bin ich ins Bett gefallen.
    Ich war schon eingeschlafen, als plötzlich die Hunde Alarm schlugen. Ich dachte, Schnitzi würde ihre Babys kriegen, und bin sofort aufgesprungen.

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