Ein Glas voll Mord
voll rosa Lockenwickler und einem alten Kimono von Mrs. Treadway um die Schultern – »ich hasse es, dich so zu überfallen, aber ich wusste einfach nicht, wo ich sonst hingehen sollte.«
»Das Zimmer der Jungs ist schon hergerichtet«, begann Janet, aber angesichts dieses Unglücks legte Marion ein unerwartetes Wohlwollen an den Tag. »Klar, Gilly, warum nicht? Es ist genauso dein Haus wie meines. Bert, gib mir mal die Sachen.«
Sie trugen die Dackel und das bisschen, was Gilly vor dem Feuer hatte retten können, in das Herrenhaus. Marion beäugte die sich umeinander windende, neugeborene Dackelbrut mit verständlicher Skepsis. »Was machen wir mit den Dingern?«
»Ich behalte sie bei mir«, sagte Gilly verzweifelt.
»Dann nimmst du am besten Tantchens Schlafzimmer. Das ist das größte. Bobby kann das kleine Zimmer daneben haben, wenn er will. Ich glaube, wir müssen noch was wegen der Betten machen.«
Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, was.
Janet übernahm die Führung. »Gilly und ich kümmern uns darum. Warum gehst du nicht in die Küche und machst uns allen eine Tasse Tee? Bert, im Keller sind ein paar Kartons, und an der Treppe liegt eine Tüte mit frischen Staubtüchern, daraus kannst du ein Lager für die Welpen machen.«
Eine Weile liefen alle hektisch herum und kamen sich dabei immer wieder in die Quere, suchten nach sauberen Laken, liefen über den Hof zum Haus der Wadmans und wieder zurück, um Tee zu holen oder Milch oder einen passenden Pyjama für Bobby – sein eigener war erschreckenderweise an den Bündchen versengt –, und wegen tausend anderer Sachen. Schließlich aber ließen sie sich alle am Esstisch des Herrenhauses nieder, aßen den Kuchen, den Janet vom Abendessen aufbewahrt hatte, und tranken Marions eher sonderbaren Tee. Katastrophen schweißen zusammen, dachte Janet, und sah zu, wie Marion Gilly Tee nachschenkte und sie dabei so freundlich ansah, wie es ihr möglich war.
»Hast du irgendeine Ahnung, woher das Feuer kam?«, fragte Bert.
»Vielleicht hat jemand einen Zigarettenstummel in den großen Perückenstrauch vor dem Haus geworfen. Es war in letzter Zeit so trocken, die Blüten sind fast wie Papier und würden sofort Feuer fangen. Ich hätte ihn absägen sollen, aber ich konnt’s nie. Es war die einzige wirklich schöne Sache, die wir besaßen.«
Sie stocherte in ihrem Kuchen herum. »Diese alte Holzkiste musste irgendwann ja mal hochgehen. Ich bin nur froh, dass das Feuer vorne ausgebrochen ist und nicht hinten. Sonst wären wir da niemals lebend rausgekommen.«
»Ich wette, deine Mutter vergießt keine Träne, wenn sie hört, dass das Ding abgebrannt und euch nichts passiert ist«, sagte Marion. »Sie hat mir schon ein paar Mal nahe gelegt, auszuziehen, damit du und Bobby hier einziehen könnt.«
»Das überrascht mich nicht. Sie liegt mir damit in den Ohren, seit Tante Aggie tot ist. Ich hab ihr hundertmal gesagt, ich könnte ein Haus dieser Größe nicht halten, sogar, wenn mir genug Geld dafür zur Verfügung stünde – was nie der Fall sein wird. Ich will dich absolut nicht rausekeln, Marion. Ich werde schon was anderes finden, irgendwie.«
Hoffnungslos ließ sie die Schultern hängen. Die Kusine ihrer Mutter legte ihr die Hand auf den Arm.
»Vergiss es, okay? Gott weiß, diese Arche ist groß genug für uns beide. Ehrlich gesagt würde ich mich über Gesellschaft sogar freuen. Es geht mir ziemlich auf die Nerven, hier immer allein zu sein, besonders nachts. Außerdem kannst du mir bei der Bestandsaufnahme und den anderen Sachen helfen. Deine Mutter hat mir heute wieder vorgehalten, dass sie noch nicht fertig ist.«
»Nachdem Papa gerade gestorben war?«, fragte Gilly empört.
»Oh nein, bevor sie zu ihrem Treffen gegangen ist. Ich bin mit Sam Neddick bei ihr vorbeigefahren, um sie zu fragen, ob sie irgendwas über dieses Patent weiß, wegen dem Bain mir die Hölle heiß macht. Das war übrigens kurz nachdem du mich im Herrenhaus allein gelassen hattest, Janet«, fügte Marion beiläufig hinzu. »Elizabeth wusste nichts von dem Patent, aber sie hat mir eine kleine Rede gehalten über die Würde der Familie und dass du in dieser Bruchbude hausen müsstest, wie sie es nannte. Dann hat sie mich davongejagt, weil sie sich für ihre feinen Damen aufbrezeln musste – ich hatte gehofft, sie würde mich ein Stück im Auto mitnehmen, aber ich musste mich die ganzen drei Kilometer bis hier hochschleppen. Ich war verdammt wütend, aber als ich das von Henry
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