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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hörte, hab ich drei Kreuze geschlagen. Wenn ich nur ein bisschen länger dort geblieben wäre, hätte   ich   ihn vielleicht gefunden.«
    Janets Kopfhaut begann zu prickeln. Also war Marion vor diesem so genannten Unfall bei den Druffitts gewesen! Vielleicht   hatte   sie ihn sogar gefunden – und vielleicht war er erst tot gewesen,   nachdem   sie ihn gefunden hatte. Vielleicht hatte sie nur so getan, als würde sie gehen, als Elizabeth nach oben ging, um sich fertig zu machen – und war dann, im Schutz der hohen Hecken, um das Haus herumgegangen und durch die Hintertür wieder hineingeschlichen. Oder sie hatte einfach die vordere Tür zugeschlagen und war dann durch das Wartezimmer in den Behandlungsraum gegangen. Wenn jemand sie später auf der Queen Street gesehen hätte, hätte sie behaupten können, sie habe noch ein paar Einkäufe erledigt – und wenn sie erst spät wieder im Herrenhaus angekommen wäre, hätte sie Dot einfach sagen können, sie habe sich eben Zeit gelassen, weil es draußen so heiß und stickig war.
    Kurz nachdem Janet Dot das Glas gezeigt und das Herrenhaus verlassen hatte, musste Marion vom Dachboden heruntergekommen sein. Dot hatte ihr natürlich alles brühwarm erzählt, und natürlich hatte Marion ihr aufmerksam zugehört – schließlich war sie weder dumm noch taub. Warum war Marion nicht sofort zu Janet gelaufen, um sie über ihren Fund zu befragen? Warum hatte sie die Sache beim Abendessen mit keinem Wort erwähnt? Schließlich hatte sie über so einiges geredet. Vielleicht war dieses Einmachglas das Einzige, das zu erwähnen sie sich nicht traute.
    Wer, wenn nicht Marion, hatte jede erdenkliche Gelegenheit gehabt, die Gläser im Kellerregal zu deponieren, und wem lag mehr daran, genau zu wissen, welche die guten und welche die verdorbenen Bohnen waren? Niemand hatte öfter mit Mrs.   Treadway gegessen als Marion. Und wer außer Marion war zerstreut genug, um zu vergessen, das zweite präparierte Glas verschwinden zu lassen, nachdem das erste seine tödliche Arbeit geleistet hatte? Außer Dot Fewter natürlich, aber Dot war zu trottelig und zu gutherzig, um einen Mord überhaupt erst zu planen.
    Aber Sam Neddick war Dots besonderer Freund, und wenn er lange genug im Herrenhaus gewesen war, um Marion zu den Druffitts zu fahren, dann musste er auch die Geschichte von dem Einmachglas im Keller gehört haben. Sam hatte Marion zu den Druffitts gebracht, in deren Haus er regelmäßig arbeitete und das er kannte wie seine Westentasche. Und wenn er wollte, konnte er nahezu unsichtbar werden. Sam war ein hinterhältiger Mann voller Tücke. Aber warum hätte er Mrs.   Treadway umbringen wollen, die immer so gut zu ihm gewesen, oder Henry Druffitt, der immer freundlich mit ihm umgegangen war, trotz Sams offener Abneigung gegen Elizabeth?
    Nur mal angenommen, Marion Emerys fixe Idee von einem verborgenen Schatz in den Tiefen des Herrenhauses war keine pure Fantasterei. Angenommen, sie konnte das Geld nicht finden, weil es schon gefunden worden war? Wer war besser darin, Dinge aufzustöbern, als Sam? Und wer außer Sam, der schließlich in der Scheune des Herrenhauses wohnte und alle anfallenden Arbeiten erledigte, hatte alle Chancen, über diesen verborgenen Schatz zu stolpern?
    Was hätte Mrs.   Treadway getan, wenn sie herausgefunden hätte, dass man sie bestohlen hatte? Zu Fred Olson wäre sie ganz sicher nicht gegangen; sie hatte immer gesagt, der Marshall sei für sein Amt genauso geeignet wie sie selbst für das des Premierministers. An Bert oder Annabelle hätte sie sich nicht wenden können, denn entweder wären sie schuldig oder würden denken, Mrs.   Treadway verdächtige sie, und sie konnte nicht riskieren, es sich mit ihren einzigen freundlichen Nachbarn zu verderben. Zu Sam oder Dot hätte sie kein Wort darüber gesagt, natürlich hätte sie auch Marion verdächtigt, Gilly hielt sie sowieso für einen Schnorrer, und mit Elizabeth sprach sie längst kein Wort mehr.
    Henry aber war immer noch ihr Arzt gewesen, und ein Arzt ist eine Vertrauensperson. Es konnte also durchaus sein, dass sie Henry von dem Diebstahl erzählt hatte. Wenn dem so gewesen war, hatte Sam es herausgefunden; denn Sam hatte die unheimliche Gabe, immer alles herauszufinden.
    Und daraufhin hätte Sam sich die Sache mit den Einmachgläsern überlegt haben können: weil er wusste, dass sie ihn früher oder später zur Rede stellen würde. Vielleicht hatte er das zweite Glas bewusst dort stehenlassen, in

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