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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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wiegte einen Dackel in den Armen. »Oh, hallo, Elmer. Ich dachte, du wärst Dr. Bottleby.«
    »Hallo, Gilly. Wie geht’s dem Welpen?«
    »Ein bisschen besser, glaube ich. Willst du ihn dir mal ansehen?«
    Die beiden gingen aus dem Zimmer. Der Rest bemerkte ihr Verschwinden kaum – sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich darüber zu zanken, wer wie viel an wen zahlen sollte. Am Schluss zerrte der alte Bain einen Zehn- und einen Zwanzig-Dollar-Schein aus dem Bündel Banknoten in seinem Gürtel und stampfte wutschnaubend davon.
    »Ich hoffe, ich hab das Richtige getan«, sagte Marion und musterte nervös das vornehme Profil Ihrer huldreichen Majestät auf dem obersten Schein.
    »Ich weiß nicht, was du sonst hättest tun sollen – außer die Mounties holen«, erwiderte Janet. »Was soll’s. Wenigstens hat Elmer ein Auto.« Die Baines mussten in zwei Autos hergekommen sein, denn ein gepflegt aussehender Ford stand immer noch vor dem Herrenhaus.
    »Ich hoffe nur, dieses Patent taucht bald auf«, seufzte Marion. »Wenn das so weitergeht, wenn Bain mich weiter damit belästigt und Elizabeth mir wegen der Bestandsaufnahme in den Ohren liegt, kann ich mich bald einsargen lassen. Ach, zur Hölle mit dem Ganzen! Wenigstens haben wir jetzt Geld für Lebensmittel. Vielleicht kann ich unseren Buffalo Bill dazu kriegen, mich zum Laden und zurück zu fahren.«
    »Sag ihm, wenn er’s nicht tut, kriegt er nichts zu essen. Apropos Essen: ich muss nach Hause. Das Brot, das ich dir gegeben habe, war unser letztes, und so, wie ich vorankomme, wird Bert sein Dinner haben wollen, bevor ich überhaupt die Betten gemacht habe.«
    Als Janet über den Hof ging, fielen ihr die Schulhofgerüchte von damals wieder ein, an die sie jahrelang nicht mehr gedacht hatte. Hatte nicht Elmer Gilly umworben, und hatte Mrs.   Druffitt nicht alles getan, um das zu unterbinden? Verständlicherweise, denn welche achtbare Familie käme schon gern mit dem alten Bain in Berührung? Elmer schien auf seine Mutter zu kommen. Mrs.   Bain war vor einigen Jahren gestorben – wahrscheinlich, um ihren Ehemann loszuwerden. Wenn Janet sich nicht täuschte, war sie Lehrerin gewesen, und manche behaupteten, sie habe den alten Bain nur aus Verzweiflung geheiratet, nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatte, dass irgendjemand anders ihr ein »Mrs.« auf dem Grabstein verschaffen würde.
    Die Bains waren schon schrecklich alt gewesen, als Elmer geboren wurde. Wenn der Vater tatsächlich eine Art Kompagnon von Charles Treadway gewesen war, musste er da noch ziemlich jung gewesen sein, in seinen Zwanzigern vielleicht, und das hieße, dass er jetzt um die siebzig wäre. Warum hatte er nicht schon früher dieses mysteriöse Patent für sich beansprucht? Selbst wenn Mrs.   Treadway einen lebenslangen Nießbrauch an diesem Ding gehabt haben sollte – warum hatte er nicht schon früher versucht, sie zu zwingen, es in Produktion zu geben? Wozu war ein Patent gut, wenn man nichts daraus machte?
    Vielleicht war es hergestellt worden, und Mrs.   Treadway hatte nichts davon gewusst. Was, wenn Charles Treadway es durch eine himmlische Fügung geschafft hatte, etwas zu erfinden, das tatsächlich funktionierte, und Bain seit Jahrzehnten Tantiemen – oder wie immer man das nannte – einstrich, ohne der Witwe je ihren rechtmäßigen Anteil auszuzahlen? Was, wenn Sie das herausgefunden und ihn aufgefordert hatte, seine Schulden zu bezahlen? Auch eine kleinere Summe konnte über eine Zeitspanne von vier Jahrzehnten zu einer beachtlichen Menge Geld anwachsen; beachtlich genug, um einen Mord zu begehen, wenn man so geldgierig war wie Jason Bain.
    Sam Neddick könnte etwas darüber wissen – vorausgesetzt, das Ganze war nicht völlig aus der Luft gegriffen, natürlich. Wenn überhaupt jemand Bain nahe stehen konnte, dann am ehesten einer wie Sam. Sam war clever und aller Wahrscheinlichkeit nach auch käuflich. Janet hatte – durch gewissenhaftes Nachdenken – bereits herausgekriegt, dass Sam durchaus verdächtig wäre, wenn es darum ginge, zwei Morde zu begehen. Auch wenn er selbst kein Motiv gehabt hatte, hätte er ein großzügiges Angebot von Bain denn ausgeschlagen?
    Wer wusste das schon?
    Marions Entschluss, nach der Beerdigung ihrer Tante im Herrenhaus zu bleiben, musste Sam überrascht haben. Wie auch die Wadmans war er sicherlich davon ausgegangen, dass sie entweder zu ihrer alten Arbeitsstelle in Boston zurückkehren oder wenigstens noch ein paar Dinge dort regeln

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