Ein Glas voll Mord
Dann hab ich ein lautes Krachen gehört, es roch verbrannt, und mir wurde klar, dass es im vorderen Zimmer brannte. Ich bin zu Bobby gerannt, hab ihn aufgeweckt, ihn und die Hunde aus dem Haus geschafft – und dann bin ich, glaube ich, noch mal reingelaufen, um ein paar Kleider zusammenzuraffen. Ich glaube, Bobby ist mit hinterher, aber ich hab ihn angeschrien, draußen zu bleiben und die Hunde vom Haus fern zu halten. Er ist ein guter Junge«, fügte sie trotzig hinzu.
»Und was ist dann passiert?«, fragte Olson.
»Um die Wahrheit zu sagen, Fred – an viel kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß, dass da irgendwelche Leute waren, die uns zuriefen, wir sollten von den Wänden wegbleiben, und da war ein ohrenbetäubender Knall; wahrscheinlich ist in dem Moment mein Auto in die Luft gegangen. Die Hunde hörten nicht auf zu bellen, und ich glaube, ich konnte an nichts anderes denken als an Schnitzi und ihre Babys. Dann war ich plötzlich klatschnass gespritzt, von dem Wasserschlauch, und das kalte Wasser hat mich wieder zu Verstand gebracht. Ich entdeckte Bert bei den Feuerwehrmännern und fragte ihn, ob er uns zu Tante Aggies Haus fahren könne. Ich … ich glaube, ich hatte vergessen, dass es sie gar nicht mehr gab. Wie auch immer, Marion war so gastfreundlich, wie man nur sein kann, und Schnitzi hat ihre Babys gekriegt, und es geht ihnen gut. Oh Gott, Bert, ich hoffe, sie hat deine Autositze nicht völlig versaut?«
»Mach dir keine Gedanken, die sind aus Plastik«, versicherte Wadman.
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wie es zu dem Brand kommen konnte, Gilly?«, beharrte der Marshall.
»Wie ich gestern schon sagte: Das Einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass jemand einen Zigarettenstummel in den Strauch neben der Hautür geworfen hat.«
Olson schüttelte den Kopf. »Das glaub ich nicht, Gilly. Ich meine, ich hätt gesehen, wie der riesige Strauch in Flammen aufging, als wir auf das Haus zurannten. Erinnerst du dich, Bert?«
»Jetzt, wo du’s sagst – natürlich, ich erinnere mich, es war ein riesiger Feuerball, rasend schnell runtergebrannt ist der. Ich dachte, es wäre der Tank vom Auto, aber das ging später hoch, kurz bevor Gilly mich ansprach. Der Knall klingt mir noch in den Ohren. Also hatte der Strauch nichts damit zu tun. Das Feuer war ja schon in vollem Gange, als wir es vom Versammlungsraum aus gesehen haben.«
»Dann weiß ich auch nicht weiter«, sagte Gilly. »Alles, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass es im vorderen Zimmer begonnen hat. Nämlich: wenn nicht, dann stünden wir jetzt nicht hier.«
»Und Sie haben keine brennende Zigarette im Wohnzimmer gelassen?«
»Ich kann mir Zigaretten nicht leisten, sogar wenn ich wollte – was nicht der Fall ist. Ich bin immer sehr vorsichtig gewesen. Schließlich war das Haus eine Holzkiste.«
Ihre Stimme zitterte. »Ich bin sicher, den ganzen Abend lang hat niemand einen Fuß in das vordere Zimmer gesetzt. Bobby ist nach dem Essen sofort ins Bett gegangen, und wie ich schon sagte, ich war mit Mama drüben bei Ben.«
»Warum ist Ihre Mutter eigentlich nicht rübergekommen, als es brannte? Ich hab sie nicht gesehen, und auch niemand sonst, den ich gefragt habe.«
»Das war die einzige glückliche Fügung in dieser Nacht. Heute Morgen am Telefon hat sie mir erzählt, dass sie drei Aspirin genommen hatte, als sie nach Hause gekommen war, und sie hat geschlafen wie eine Tote, bis ich sie aufgeweckt habe, um ihr zu sagen, dass Bobby und ich im Herrenhaus sind. Wenn sie das mit dem Feuer gemerkt hätte, wär sie sofort angerannt gekommen, um mich in ihre Gruft zu zerren, solang ich zu betäubt war, um mich zu wehren. Jetzt kann sie nicht mehr sagen als: ›Tja, Liebes, vielleicht ist es das Beste so.‹«
»Vielleicht ist es das«, sagte Janet.
Dieser Aspekt der Sache interessierte Olson nicht.
»Raucht der Junge?«, bellte er.
»Nicht vor mir. Ich nehme an, er hat’s ein-, zweimal probiert, wie jeder Junge in seinem Alter.«
»Bobby, hast du letzte Nacht zu Hause geraucht oder mit Streichhölzern rumgespielt, nachdem deine Mutter weggegangen war?«
Der Junge schüttelte den Kopf.
»Ich hab doch schon gesagt: Er hat die ganze Zeit geschlafen«, protestierte Gilly.
Der Marshall grunzte. »Und du hattest auch keine Kumpels eingeladen?«
»Nein. Ich habe die ganze Zeit geschlafen«, wiederholte der Junge hartnäckig.
»Gilly, Sie haben gesagt, Leute wären vorbeigekommen. Kam auch jemand vorbei, bevor Sie das Haus verlassen
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