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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Himmel, welche Ausrede hatte sie noch mal erfunden? Janet zermarterte sich das Hirn. »Oh, nur eine alte Pfanne, die er hoffentlich reparieren kann. Sie gehörte der Großmutter meiner Schwägerin.«
    Dot aß den letzten Bissen ihres Kuchens. »Ich glaub ja kaum, dass Fred bis nach der Beerdigung viel Zeit hat. Morgen ist er den ganzen Tag mit dem Owls zugange. Sie machen einen Trauermarsch, den ganzen Weg zum Friedhof.«
    »Ja, ich weiß, und Berts Kostüm muss noch aus der Reinigung geholt werden. Eigentlich will ich Elmer nicht darum bitten; ich kenne ihn doch kaum. Ob vielleicht Sam ihn morgen früh schnell abholen könnte?«
    »Wüsste nicht, wie das gehen soll. Sobald er hier bei Ihnen fertig ist, muss er sich rausputzen und Ben Potts helfen.«
    »Dann muss es eben Elmer sein. Ich kann unmöglich einhändig den ganzen Weg fahren, und Bert wird keine Zeit haben. Ob er jetzt wohl im Herrenhaus ist?«
    Dot warf einen geschulten Blick über den Rand der Gardine. »Ja. Auf jeden Fall steht sein Auto im Hof. Ich hab geglaubt, er wär in der Leichenhalle, mit den ganzen anderen.«
    »Warum sollte er?«, sagte Janet. »Die Bains und die Druffitts stehen sich doch nicht besonders nahe, oder?«
    »Das könn’ Sie laut sagen! Als Elmer Gilly gefragt hat, ob sie mit ihm zum High-School-Ball kommt, da hätten Sie hören sollen, was los war! Ich dachte, Miz Druffitt kriegt ’nen Herzanfall. Ihre Tochter wird sich nie im Leben mit einem Bain zeigen, hat sie gesagt. Also ist Elmer auf’n hohes Ross geklettert und hat gesagt, wenn er nicht gut genug für sie ist, würd er sie eben gar nix mehr fragen.«
    »Wie kommt es, dass du das alles gehört hast?«
    »Och, ich hab’s eben gehört«, sagte Dot vage. »Und dann ist Gilly abgehauen und hat diesen miesen Bascom geheiratet, und wenn sie sich damit nicht ins eigene Fleisch geschnitten hat, fress ich einen Besen.«
    »Gilly hat eine schwere Zeit gehabt«, seufzte Janet.
    »Erzählen Sie mir nichts von schweren Zeiten. Ich hab kein Verständnis für Leute, die nicht wissen, was gut für sie ist.«
    Dot klang so exakt wie Marion Emery, dass Janet blinzeln musste. Vielleicht gab es einen privaten Grund, warum Mrs.   Treadway und Mrs.   Druffitt trotz aller Klagen Dots schlampige Arbeit tolerierten. Vielleicht war der Grund auch gar nicht so privat, vielleicht war es ein uraltes Gerücht, dass der jungen Janet Wadman nur niemand erzählt hatte. Aber was machte das für einen Unterschied?
    »Soll ich rübergehen und Elmer fragen, ob er den Rock abholt?«, bot Dot an, die darauf brannte, etwas zu tun – jetzt, wo sie alles verspeist hatte, was in Sichtweite gewesen war.
    »Ja, das wäre nett.« Janet hatte erst mal genug von Dot Fewter. »Das Geschirr kannst du waschen, wenn du wiederkommst«, fügte sie kühl hinzu, »ich gehe ins Bett.«

7. Kapitel
    Henry Druffitt war kein gutmütiger alter Kleinstadtdoktor gewesen, wie sentimentale Poeten ihn lieben; er war pedantisch mit seinen Rechnungen – wenn er denn welche auszustellen hatte – und sarkastisch mit seinen Patienten gewesen, von denen er immer behauptet hatte, sie würden sich erst in aller Ruhe den Spätfilm im Fernsehen angucken und dann nach einem Hausbesuch schreien. Dennoch: Er hatte von Geburt an in diesem Ort gelebt, er war so etwas wie ein Vorzeigebürger und außerdem ein bedeutendes Mitglied der Owls gewesen. Ganz Pitcherville riss sich sämtliche Beine aus, um ihm ein angemessenes Begräbnis zu ermöglichen. Auch die Wadmans taten ihren Teil dazu. Bert marschierte in vollem Owls-Ornat – Elmer hatte sich sehr hilfsbereit gezeigt und den Rock aus der Reinigung geholt – und Janet, die sich in der Rolle als Gutsherrin sehr gefiel, hatte den halben Morgen im Garten verbracht, um Dot zu zeigen, welche Blumen für die Kirche bestimmt waren, und diese dann über Sam dorthin geschickt, als er einen seiner mysteriösen Ausflüge auf den Hügel machte.
    Sie ging ins Herrenhaus, um sicherzugehen, dass seine Bewohner etwas zu essen bekamen, bevor es zur Kirche ging; und stellte fest, dass sie alle bereits elegante, neu gekaufte Trauerkleider trugen, außer Elmer. Mrs.   Druffitt hatte Potts angewiesen, ein Auto zu schicken, um sie alle abzuholen.
    »Mama will, dass wir früh da sind«, erklärte Gilly Janet, »damit sie uns schon mal probeweise zu Tränen rühren kann. Schließlich will sie auf dem Weg durchs Kirchenschiff einen guten Eindruck machen.«
    »Aber Gilly«, sagte Elmer, »so redet man doch nicht vor

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