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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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würde nie irgendwas von irgendwem annehmen, aber du weißt ja von den Problemen, die sie und Bert in letzter Zeit haben. Ich würde nicht wollen, dass –«
    »Natürlich. Das verstehe ich.« Marion schien nichts verständlicher als das Bedürfnis, einen reichen Verwandten zu umschmeicheln, sogar, wenn es nicht ihr eigener war. »Ich sag dir was: Warum quartierst du ihn nicht einfach hier bei uns ein, bis deine Hand wieder in Ordnung ist?«
    Janet tat, als würde sie dieses Angebot überraschen. »Ist das dein Ernst? Es wäre eine riesige Erleichterung, wenn ich nicht sein Bett machen und ihm hinterherräumen müsste. Das ist das Einzige, was mir zu schaffen macht. Das Kochen kriege ich hin.«
    Das würde sie auch müssen. Wahrscheinlich gab es ein Gesetz, das verbat, Mounties mit Marions Kochkünsten zu behelligen. Aber natürlich müsste er selbst entscheiden, ob er sich dieser Gefahr stellen wollte. »Sorgen Sie dafür, dass ich in das Herrenhaus kann, ohne dass jemand weiß, wer ich bin«, war seine Anordnung gewesen, »ich kümmere mich dann um den Rest.«
    Sie nahm an, dass er dazu in der Lage war. Janet war sehr dankbar gewesen, als Fred Olson zurückgekommen war und ihr mitgeteilt hatte, die   RCMP   sende einen Mountie in unscheinbarem Zivil – aber sie hatte nicht erwartet, dass er   so   unscheinbar sein würde.
    Detective Inspector Rhys wusste, was Janet über ihn dachte, als er sich auf einem Stuhl im Hause seiner frisch adoptierten Cousine niederließ, in dem Familienalbum blätterte und genügend Namen memorierte, um eine glaubwürdige Konversation führen zu können. Was Janet dachte, dachten alle. Rhys war noch nicht mal dreißig, aber er hatte trotzdem schon einiges gesehen: verrückte Trapper, Lachswilderer, Schmuggler aus fremden Landen, Randalierer, Axtmörder und wütende Ehefrauen. Er hatte Heckenschützen gestellt, Flugzeugentführer, Spione und Falschparker. Er hatte Schneestürme überlebt, Stechfliegen, Schießereien, Messerstechereien und eine elektrische Gitarre, die ihm in einem Restaurant in Moncton über den Kopf gezogen worden war.
    Trotz all dieser Abenteuer war er ein schmächtiger Waliser mit traurigem Gesicht geblieben, seine Körpergröße erreichte gerade mal das Minimum (einsfünfundsiebzig), und er war so dünn, dass man zweimal hinsehen musste, um sicherzugehen, dass er auch wirklich da war. Er hatte sanfte, tief in den Höhlen liegende, braune Augen und einen rötlichen Schnurrbart, der in einem merkwürdigen Kontrast zu seinem dunkelbraunen Haar stand und von dem viele glaubten, er sei falsch. Seine Stimme war so samtweich, dass er   Rory get your dory there’s a herrin in the bay   singen konnte, ohne dass es wie   Ar hyrd y nos   klang. Sogar für die   RCMP   war die Liste seiner Erfolge fantastisch.
    Rhys war von Janet sehr viel schneller eingenommen als umgekehrt. Er hatte sehr gute Frauen gekannt und sehr schlechte, und sehr viele, die weder das eine noch das andere waren, wobei einige der Variationen recht interessant gewesen waren. Janet war sein Typ. Er mochte es, wie Janet aus dem Herrenhaus zurückkam, wie sie ihm mitteilte, dass alles veranlasst sei, wie sie ihn am Küchentisch Platz zu nehmen bat und seine Tasse mit Tee füllte, seinen Teller mit Kuchen und seinen Kopf mit Fakten.
    Sie erzählte genauso, wie sie kochte: Sie ließ nichts Wesentliches weg, und sie verdarb den Geschmack nicht mit irgendwelchen ausgefallenen Zutaten. Eine halbe Stunde später hatte er ein klares, umfassendes Bild vom Dorf, seinen Einwohnern und von den Ereignissen, die seine Anwesenheit nötig gemacht hatten – und außerdem ein weiteres Stück Kuchen. Er war, fürs Erste, zufrieden.
    »Danke, Janet. Wir sollten uns duzen, als Verwandte. Ich glaube, ich bringe jetzt besser mal meinen Koffer in dieses Haus, das du Herrenhaus nennst, ehe Miss Emery es sich noch anders überlegt.«
    »Ich habe Marion gesagt, dass du bei uns isst, Madoc«, antwortete sie und versuchte, sich an das Du zu gewöhnen. »Ein paar Tage lang Marions Kost, und du bist ein Fall für Ben Potts.«
    »Ach ja, der Bestattungsunternehmer. Du hast nicht viel von ihm erzählt.«
    »Ich weiß nicht, ob es da viel zu erzählen gibt. Er ist einer von diesen Drei-Affen-Typen, der nichts sieht und so weiter, und seine Frau geht in den Dienstags-Club, in dem auch Elizabeth Druffitt ist. Die Potts sind eine alteingesessene Familie in Pitcherville, wie die Druffitts, die Treadways und Emerys. Und die Wadmans,

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