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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sie hat sie in der Hand gehabt, als sie von den Wadmans rüberkam, um sie mir zu zeigen – als würd mich das interessieren –, aber sie war barfuß, weil sie die Schuhe schonen wollte. Sie hatte sie gerade geputzt, sehn Sie?«
    Das hatte sie offensichtlich. Rhys hatte noch nie so gründlich geweißte Schuhe gesehen. Dot hatte die Schuhcreme sehr großzügig verteilt, und dabei war auch einiges auf die Sohlen geraten. Der linke Schuh war halb ausgezogen, und sogar innen im Schuh waren Spuren von Schuhcreme. Ohne Zweifel hatte die arme Seele sich vorgenommen, ihr vornehmes Geschenk pfleglich zu behandeln.
    »Weit kann sie nicht in ihnen gegangen sein«, bemerkte Rhys.
    »Hätte sie auch gar nicht gekonnt«, grummelte Sam. »Keine Ahnung, warum sie die überhaupt angezogen hat. Sie müssen total eng sein. Sehn Sie, wie der rechte Fuß da aus dem Schuh quillt? Sie hat immer gejammert, dass ihr die Füße wehtun, weil sie so oft rumlaufen muss. Miz Treadway hat immer gesagt, sie sollte lieber über ihren Hintern jammern, weil sie so oft drauf rumsitzt. Recht hat sie gehabt. Die alte Aggie hat kein Blatt vorn Mund genommen, kann ich Ihnen sagen! Verflucht. Beide tot, und ich steh hier rum.«
    Er schüttelte den Kopf, als wolle er dadurch den Anflug unmännlicher Gefühlsduselei abschütteln. »Nee, das ist alles, was mir auffällt. Abgesehen davon, dass ihr irgendwer die Haare aus dem Gesicht gestrichen hat. Ich nehm an, das waren Sie? Ich hab sie nicht angefasst. Musst ich auch nicht. Ich musste sie nur ansehen und wusste, sie war’s.« Neddick beugte sich vor und breitete, fast zärtlich, die Decke wieder über die Leiche. Dann drehte er sich um und wollte in Richtung der Wadmans davongehen.
    Rhys stellte sich ihm in den Weg. »Neddick, was wissen Sie von dem Patent, wegen dem Jason Bain so ein Spektakel macht?«
    »Nix.«
    »Ach, kommen Sie, natürlich wissen Sie was. Würden Sie sagen, er hat einen rechtmäßigen Anspruch darauf?«
    »Ist schon möglich«, gab Sam zu. »Jason erledigt Sachen gern auf legalem Weg, wenn’s geht.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, was er sich von dem Patent erhofft?«
    »Nee, hab ich nicht, und das ist ’ne merkwürdige Sache.« Die farblosen Augen wurden schmal. »Jase hat immer damit geprahlt, was für’n Batzen Geld er aus dem Patent machen wird. Normalerweise ist nix aus ihm rauszukriegen, wenn er was laufen hat – außer wenn er jemanden verklagt, dann sagt er’s immer auf’n Cent genau, denn dann steht’s ja sowieso in den Akten. Aber was Genaues hat er nicht gesagt. – Da kommt Olson.«
    Rhys hörte zwar nichts, aber er nahm an, dass Sam Recht hatte, und das hatte er auch. Sekunden später tauchte Pitchervilles erbarmungswürdiges Polizeiauto auf und hielt vor der Einfahrt.
    Der Marshall versuchte immer noch, seine Wampe unter dem Lenkrad herauszukriegen, als die andere Tür aufflog und Elizabeth Druffitt heraus sprang. »Wo ist sie?«
    »Genau hier, Mrs.   Druffitt.« Mit wohlbewusster Grausamkeit schlug Rhys erneut die Decke zurück.
    Mrs.   Druffitt warf einen kurzen und völlig desinteressierten Blick auf die Leiche, griff dann nach Rhys’ Arm und schüttelte ihn. »Ich meine meine Tochter! Wo ist sie? Was hat er mit ihr gemacht? Antworten Sie!«
    »Ich wünschte, das könnte ich, Mrs.   Druffitt«, sagte Rhys. »Ich weiß nur, dass die Polizei ihr Möglichstes tut, um sie zu finden.«
    »Die Polizei? Wozu taugt die Polizei schon?   Sie   sind ein Polizist – und Sie haben sie losziehen lassen mit diesem – mit dieser   Person !« Plötzlich schien Mrs.   Druffitt klar zu werden, dass da eine Tote vor ihren Füßen lag.
    Sie betrachtete die Leiche einen Moment lang sehr aufmerksam, um sich dann wieder Rhys zuzuwenden, mit einer neuerlichen Tirade.
    »Da! Sehen Sie doch! Verstehen Sie denn nicht, was er getan hat? Das ist   mein   Kleid, was sie anhat. Er dachte, er würde   mich   töten! Und Sie haben meine Tochter einfach mit diesem … mein einziges Kind …«
    Jetzt wurde sie vollends hysterisch. Die beiden Männer und ihre Kusine schafften es mit vereinten Kräften, die verzweifelte Frau in das Herrenhaus zu schaffen.
    »Marion, kümmere dich um sie, ja?«, bat Rhys. »Mach ihr eine Tasse Tee oder so.«
    »Tee!«, stöhnte Mrs.   Druffitt, »wie können Sie jetzt bloß über   Tee   reden!«
    »Komm, Elizabeth, du legst dich besser ein bisschen hin.« Marion legte den Arm um ihre Kusine und verfrachtete sie in die Bibliothek. Rhys hatte gerade

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