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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Indessen gehen sie ihre verschieden programmierten Wege, den Urbmon hinab und hinauf, wie es das kulturelle Klima bestimmt. Üblich sind fünf Nächte in einer Stadt. Das erlaubt es jedem in – nehmen wir Bombay –, der auf Kosmosgruppen steht, sie in dieser Woche zu erleben, und die ganze Stadt hat ihren zusätzlichen Gesprächsstoff in dieser Zeit. Dann ziehen sie weiter, und wenn man die Nächte nicht mitrechnet, so könnten sie ihre Tour durch das Gebäude theoretisch in ganzen sechs Monaten hinter sich bringen. Aber manchmal wird verlängert. Brauchen die unteren Ebenen Brot und Spiele im Überfluß, dann muß es die Gruppe vierzehn Nächte in Warschau aushaken. Brauchen die oberen Ebenen die ganz große psychische Entladung, das kann ein Zwölf-Nächte-Programm in Chikago bedeuten. Oder die Gruppe selbst läuft fest und braucht eine Pause von zwei Wochen oder mehr. All diese Faktoren machen es notwendig, daß ständig zwei Kosmosgruppen unterwegs sind, damit jede Stadt im Urbmon mindestens einmal im Jahr zu ihrer Kosmosshow kommt. Wenn Dillon sich richtig erinnert, dann spielt die andere Gruppe jetzt schon die dritte Woche in Boston.
    Er erwacht gegen Mittag. Elektra liegt neben ihm; die Kleinen sind schon lange zur Schule gegangen, außer dem Baby natürlich, das in der Versorgungskrippe vor sich hin gluckst. Künstler und Leute aus dem Showgeschäft haben ihre eigenen Tageszeiten. Ihre Lippen berühren die seinen, eine Strähne feuerfarbenen Haars streift sein Gesicht. Ihre Hand liegt auf seinen Hüften, sucht, greift. Ihre Fingerspitzen berühren ihn spielerisch. »Liebst du mich?« singt sie. »Liebst du mich nicht? Liebst du mich? Liebst du mich nicht?«
    »Du mittelalterliche Hexe!«
    »Du bist so schön, wenn du schläfst, Dillon. Das lange Haar. Die zarte Haut. Fast wie ein Mädchen. Du erweckst die Sappho in mir.«
    »Tatsächlich?« Er lacht und drückt seine Genitalien zwischen den schmalen Schenkeln hindurch, schließt die Beine fest zusammen.
    »Dann nimm mich doch!« Er wölbt seine Hände und legt sie auf die Brust, versucht damit weibliche Brüste darzustellen. »Komm schon«, sagt er heiser. »Das ist die Gelegenheit. Steig drauf, mach es mir.«
    »Blödmann! Hör auf damit!«
    »Ich glaube, als Mädchen wäre ich sehr schön.«
    »Deine Hüften stimmen nicht«, sagt sie und zieht seine aneinandergepreßten Beine auseinander. Der Penis springt auf, halb erigiert. Sie streichelt zärtlich mit zwei Fingerspitzen leicht über die schwellende Eichel. Er versteift sich weiter. Aber sie werden jetzt nicht miteinander schlafen. Er macht das kaum um diese Zeit, wenn eine Vorstellung bevorsteht. Und in jedem Fall ist die Stimmung falsch, zu ausgelassen, zu gereizt. Sie wälzt sich von der Schlafplattform und läßt sie durch eine schnelle Berührung des Pedals ab, während er noch darauf liegt. Die Luft pfeift heraus. Diese Art von Stimmung: vorsexuell, kindisch. Sie geht zum Reiniger, und er sieht hinter ihr her. Was für einen schönen Po sie hat, denkt er. So bleich. So voll. Dieser wunderbare tiefe Spalt. Die graziösen Grübchen. Er nähert sich ihr leise von hinten und bückt sich, um sie vorsichtig in den Hintern zu kneifen, daß nicht einmal eine leichte Rötung zurückbleibt. Sie benützen gemeinsam den automatischen Reiniger. Das Baby beginnt zu schreien. Dillon blickt über die Schulter und singt: »Gott segne, Gott segne, Gott segne!« Er beginnt mit einer tiefen Baßstimme und endet in den höchsten Tönen, deren er fähig ist. Wie schön das Leben ist, denkt er. Elektra legt ihre Kleidung um und fragt: »Soll ich dir was zu rauchen geben?« Ein durchsichtiges Band liegt über ihren Brüsten. Die rosigen Brustwarzen gleichen kleinen geschlossenen Augen. Er ist froh, daß sie mit Stillen aufgehört hat; es ist ein natürlicher und bewegender biologischer Vorgang, gewiß, aber die Spuren der bläulichweißen Milch überall haben ihn ärgerlich gemacht, angewidert. Er weiß, daß er nicht so denken sollte. Es ist nicht richtig, so heikel zu sein. Elektra machte es Spaß, zu stillen. Sie läßt das Kleine jetzt noch manchmal saugen, obwohl ihre Brust keine Milch mehr gibt – angeblich, weil das Baby das Saugen gerne mag.
    »Wirst du heute malen?« fragt er.
    »Heute Abend. Während deiner Vorstellung.«
    »Du hast in der letzten Zeit nicht viel gearbeitet.«
    »Ich habe noch nicht gespürt, daß die Fäden ziehen.«
    Das sind so ihre Redensarten. Um ihre Kunst auszuüben, muß sie fest in

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