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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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keinerlei sexuellen Kontakt zu seinem eigenen Geschlecht gehabt. Er will sich das nicht erlauben. Es gibt natürlich keine Strafe für so etwas, da in der Urbmon-Gesellschaft ohnehin jeder Erwachsene in der gleichen Weise zugänglich ist. Viele tun es. Soweit er weiß, auch Michael. Wenn Jason Michael wollte, dann braucht er ihn nur zu fragen. Verweigerung wäre eine Sünde. Aber er fragt nicht. Er kämpft gegen seine Versuchung an. Es ist einfach nicht fair, daß ein Mann fast genauso aussieht wie meine Frau. Die Versuchung des Teufels. Warum widerstehe ich dem eigentlich?
    Ein heimliches Begehren, eine andere Form seines Verlangens nach Micaela. Wenn ich ihn will, warum nehme ich ihn nicht? Aber nein. Ich will das gar nicht wirklich. Ich will nur Micaela. Und doch geht seine Phantasie erneut mit ihm durch.
    Nervös sucht er nach den Rauchwaren und bietet sie reihum an. Stacion lehnt ab; sie ist schwanger. Ein etwas plumpes, angenehmes, rothaariges Mädchen, zufrieden, unkompliziert. Ganz fehl am Platz in dieser angespannten Atmosphäre. Jason zieht den Rauch tief ein und spürt, wie sich die Knoten in seinem Innern allmählich lösen. »Wann ist das Kleine fällig?« fragt er.
    »Mit Gottes Segen in etwa vierzehn Wochen«, sagt Michael. »Unser fünftes. Diesmal ein Mädchen.«
    »Wir werden sie Celeste nennen«, wirft Stacion ein, während sie zufrieden ihren angeschwollenen Bauch tätschelt. Ihre Umstandskleidung ist so zugeschnitten, daß sie ihre Bauchgegend freiläßt. »Wir überlegen zur Zeit, ob wir uns nächstes Jahr Zwillinge kommen lassen wollen«, fügt sie hinzu. »Ein Junge und ein Mädchen. Michael erzählt mir immer, wie glücklich er und Micaela in ihrer Kindheit miteinander waren. Wie eine eigene Welt für Zwillinge.«
    Jason sieht leicht abwesend drein und verliert sich wieder in fieberhaftem Phantasieren. Er sieht Micaelas gespreizte Beine unter Michaels auf und ab wippendem Körper, und ihr Gesicht späht in kindlicher Ekstase hinter seiner Schulter hervor. Wie glücklich sie miteinander waren. Michael nimmt sie als erster. Mit neun oder vielleicht mit zehn? Oder noch früher? Ihre ersten Versuche. Laß mich diesmal auf dir liegen, Michael. Ja, so geht er viel tiefer rein. Glaubst du, daß wir etwas Falsches tun? Nein, Dummerchen, schlafen wir nicht schon seit neun Monaten miteinander? Leg deine Hand hierher. Und mach es wieder mit dem Mund. Ja. Du tust meinen Brüsten weh, Michael. Oh. Oh, das ist gut. Warte, nur noch ein paar Sekunden. Wie glücklich sie miteinander waren. »Ist etwas mit dir, Jason?« Michaels Stimme. »Du siehst erschöpft aus.« Jason zwingt sich, seine Vorstellungen zu verdrängen. Seine Hände zittern. Er nimmt noch ein Rauschmittel, obwohl er sonst kaum je drei davon schon vor dem Essen braucht.
    Stacion hilft Micaela dabei, das Essen aus der Lieferöffnung zu holen. Michael sagt zu Jason: »Ich habe gehört, daß du ein neues Forschungsprojekt begonnen hast. Wie heißt das Grundthema?«
    Nett von ihm. Spürt, was mit mir los ist. Will mich aus meinem morbiden Grübeln herauslösen. All diese kranken Phantasien.
    »Ich gehe der Vermutung nach«, antwortet Jason, »daß das Leben in den Urbmons eine neue Art menschlicher Lebewesen heranzüchtet. Eine Art, die sich bereitwillig an relativ wenig Lebensraum und eine minimalisierte Privatsphäre anpaßt.«
    »Du denkst an eine genetische Mutation?« fragt Michael stirnrunzelnd. »Würde das nicht angeborene soziale Eigenschaften bedeuten?«
    »Das nehme ich an, ja.«
    »Ist so etwas überhaupt möglich? Kannst du es wirklich eine genetische Eigenschaft nennen, wenn Leute sich freiwillig dafür entscheiden, sich in einer Gesellschaft wie der unsrigen zusammenzuschließen und…«
    »Freiwillig?«
    »Etwa nicht?«
    Jason lächelt. »Ich bezweifle, daß es das jemals der Fall war. Am Anfang war es einfach unumgänglich, verstehst du, eine Notwendigkeit. Weil die Welt nur noch ein Chaos war. Man hatte die Wahl, sich entweder in einem Gebäude zu verschanzen oder den Lebensmittelräubern ausgesetzt zu sein. Ich rede jetzt über die Hungerjahre. Und seit damals, seit sich alles stabilisiert hat, ist es da so freiwillig gewesen? Können wir noch wählen, wo wir leben wollen?«
    »Ich nehme an, wir könnten nach draußen gehen, wenn wir wirklich wollten«, sagt Michael, »und dort leben, was immer es dort gibt.«
    »Aber wir tun es nicht. Weil wir erkennen, daß es ein hoffnungsloser Wunschtraum ist. Wir bleiben hier, ob wir es

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