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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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noch nie jemand so mit mir gesprochen.«
    »Bist du mir jetzt böse?«
    »Nein. Wirklich nicht.«
    Rhea fährt mit ihren Fingerspitzen leicht über seine Hand. »Willst du jetzt nicht mit mir schlafen? Ich möchte mich nicht unbedingt als Ethikingenieur betätigen, wenn ich meine Schlafplattform mit jemand teile.«
    Sein Bewußtsein ist voll von ihren Worten. Er fühlt sich gedemütigt, aber nicht angegriffen, denn vieles von dem, was sie gesagt hat, ist wahr. In seiner Selbstanalyse versunken, wendet er sich ihr mechanisch zu, liebkost ihre Brüste, sucht seinen Platz zwischen ihren Schenkeln. Sein Bauch drückt gegen ihren. Er müht sich mit einem schlaffen Schwert; er ist so sehr mit ihrem Versuch, in seinen Charakter einzudringen, beschäftigt, daß er kaum bemerkt, wie wenig er in der Lage ist, in ihren Körper einzudringen. Sie macht ihn schließlich auf seine ausbleibende Männlichkeit aufmerksam. Spielt mit ihm. »Kein Interesse heute nacht?« fragt sie.
    »Ich bin müde«, lügt er.
    Rhea lacht. Sie umfaßt ihn mit ihren Lippen, und er erhebt sich; es war nur seine fehlende Aufmerksamkeit, nicht Übermüdung, die ihn niedergehalten hat, und die Anregung durch ihren warmen feuchten Mund bringt ihn zu seiner erforderlichen Stärke zurück. Er ist bereit. Ihre wendigen Beine umschlingen ihn. Schnell und entschlossen dringt er in sie ein. Das ist die einzige Münze, mit der er ihre Weisheit bezahlen kann. Sie atmet stoßweise, bewegt sich unter ihm, erbebt am ganzen Körper. Siegmund zahlt es ihr zurück, pumpt ihren Körper voll von Ekstase. Während er auf sie wartet, denkt er daran, wie er sein Image gegenüber der Öffentlichkeit umformen muß, damit er vor den Männern von Louisville nicht mehr so lächerlich erscheint. Er wird viel tun müssen. Sie erreicht bebend ihren Höhepunkt, und er folgt ihr, und als der Höhepunkt vorbei ist, bleibt er schwitzend und niedergeschlagen neben ihr liegen.
    Wieder zu Hause, erst kurz nach Mitternacht. Zwei Köpfe auf seiner Schlafplattform. Mamelon ist mit einem Nachtwandler beschäftigt. Das ist nicht ungewöhnlich; Siegmund weiß, daß sie eine der meistbegehrten Frauen im Urbmon ist. Und das aus gutem Grund. Von der Tür aus beobachtet er die sich unter der Decke bewegenden Körper. Mamelon gibt leidenschaftliche Töne von sich, die Siegmund aber falsch und gezwungen erscheinen, als ob sie einem unfähigen Partner eine Freude machen wollte. Siegmund entkleidet sich und geht unter den Reiniger, und als er wieder aus dem Ultraschallfeld heraustritt, bewegt sich das Paar auf der Plattform nicht mehr. Der Mann schnauft heftig, während Mamelon nur wenig schneller atmet, was Siegmunds Verdacht bestätigt, daß sie ihre Leidenschaft nur vorgetäuscht hat.
    Siegmund räuspert sich höflich. Mamelons Besucher sieht blinzelnd, rotgesichtig und verstört auf. Es ist Jason Quevedo, der harmlose kleine Historiker, Micaelas Mann. Mamelon kann ihn gut leiden, was Siegmund aber nicht verstehen kann. Und er versteht auch nicht, wie Quevedo mit seiner ungestümen Frau Micaela zurechtkommen kann. Geht mich auch nichts an. Quevedos Anblick läßt ihn daran denken, daß er bald Micaela besuchen will. Und daß er Arbeit für Jason hat. »Hallo, Siegmund«, sagt Jason und weicht dabei seinem Blick aus. Verläßt die Plattform, sucht seine verstreuten Kleider. Mamelon winkt ihrem Mann zu. Siegmund antwortet mit einer Kußhand.
    »Bevor du gehst, Jason«, setzt Siegmund an. »Ich wollte dich ohnehin morgen anrufen. Ein Projekt. Geschichtsforschung.«
    Quevedo sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Apartment der Klüvers zu verlassen.
    Siegmund fährt fort: »Nissim Shawke bereitet eine Antwort auf eine Petition aus Chikago vor, die die mögliche Aufhebung der Geschlechterwahl-Kontrollen betrifft. Er will, daß ich ihm etwas Material darüber zusammentrage, wie das früher gehandhabt wurde, als die Leute noch das Geschlecht ihrer Kinder ohne Rücksicht auf die gesamtgesellschaftlichen Folgen selbst bestimmen konnten. Da das zwanzigste Jahrhundert dein Spezialgebiet ist, habe ich mich gefragt, ob…«
    »Ja, sicher. Mache ich morgen als erstes. Ruf mich an.« Quevedo schiebt sich in Richtung auf die Tür, will entfliehen.
    »Was ich brauche«, sagt Siegmund, »ist eine einigermaßen ausführliche Dokumentation, die zunächst auf das Zeitalter der zufälligen Geburten eingeht, ich meine, wie damals die Geschlechterverteilung war, und dann interessiert noch die erste Periode, in der

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