Ein Gott der keiner war (German Edition)
den Kommunisten erzählen, was das einfache Volk empfindet, und würde dem einfachen Volk von der Selbstaufopferung der Kommunisten erzählen, die um ihre Einheit kämpften.
Der Herausgeber der Linksfront nahm zwei meiner unbeholfenen Gedichte zur Veröffentlichung an, schickte zwei andere an Jack Conroys Amboss, sowie ein weiteres an die Neuen Massen, die Nachfolgerin der Massen. Und doch konnte ich die Unsicherheit noch nicht ganz loswerden.
„Schicken Sie die Sachen lieber nicht ab, wenn sie meinen, daß sie nicht gut genug sind", sagte ich zu ihm.
„Sie sind gut genug", antwortete er.
„Tun Sie es, um mich dadurch zum Beitritt zu bewegen?" fragte ich.
„Nein", sagte er. „Ihre Gedichte sind unfertig, aber für uns gerade das Richtige. Sehen Sie, wir sind allesamt unerfahren auf diesem Gebiet. Wir schreiben Artikel über Neger, aber wir sehen nie welche bei uns. Wir brauchen Ihre Sachen."
Ich nahm an verschiedenen Sitzungen des Klubs teil und war von dem Umfang und der Ernsthaftigkeit seiner Tätigkeit stark beeindruckt. Eine seiner Forderungen lautete, daß die Regierung Stellen für arbeitslose Künstler schaffen müsse, er plante und organisierte Kunstausstellungen; er trieb Gelder auf, um die Linksfront zu finanzieren, und sandte Dutzende von Sprechern in die Gewerkschaftsversammlungen. Die Klubmitglieder waren von einem glühenden Eifer erfüllt, volksverbunden, demokratisch, unermüdlich und aufopferungsvoll. Ich ließ mich überzeugen und stellte mir die Aufgabe, die Neger über die Kommunisten aufzuklären. Ich hatte die Idee, eine Serie biographischer Skizzen von Negerkommunisten zu schreiben. Ich erzählte niemandem etwas von meinen Absichten und merkte gar nicht, wie phantastisch naiv mein ehrgeiziger Plan war.
3
Ich hatte erst wenigen Sitzungen beigewohnt, als mir bereits klar wurde, daß eine erbitterte interne Auseinandersetzung zwischen zwei verschiedenen Gruppen von Klubmitgliedern im Gange war. Bei jeder Sitzung kam es zu scharfen Debatten. Ich bemerkte, daß eine zahlenmäßig kleine Gruppe von Malern den Klub in Wahrheit leitete und seine Politik bestimmte. Die Schriftstellergruppe, die sich in der Linksfront zusammengefunden hatte, nahm den Malern diese führende Stellung übel, und da ich in erster Linie an der Linksfront interessiert war, schlug ich mich aus Loyalität auf die Seite der Schriftsteller.
Dann kam es zu einer seltsamen Entwicklung. Die Linksfront-Gruppe erklärte, daß die amtierende Leitung den Wünschen des Klubs nicht gerecht werde. Es wurde eine Sondersitzung einberufen und der Antrag eingebracht, einen neuen Exekutivsekretär zu ernennen. Als namentliche Vorschläge für den Posten gemacht wurden, wurde auch ich genannt. Ich lehnte indessen ab, indem ich den Klubmitgliedern erklärte, daß ich zu wenig über ihre Bestrebungen Bescheid wüßte, um ernsthaft in Betracht zu kommen. Die Verhandlungen dauerten die ganze Nacht hindurch. In den frühen Morgenstunden fand eine Abstimmung durch Handaufheben statt, und ich war gewählt.
Später erfuhr ich, wie das vor sich gegangen war: die Schriftsteller hatten beschlossen, sich meiner zu bedienen, um die Maler, die Mitglieder der K. P. waren, aus der Klubleitung zu entfernen. Ohne mein Wissen und meine Zustimmung stellten sie den Parteimitgliedern einen Neger gegenüber. Sie wußten, daß es Kommunisten schwer möglich sein würde, ihre Stimme einem Manne zu verweigern, der die größte rassische Minderheit innerhalb der Nation vertrat, insofern nämlich die Gleichberechtigung der Neger zu den wichtigsten Leitsätzen des Kommunismus gehörte.
Als Leiter des Klubs sollte ich den Grund dieser Auseinandersetzung recht bald kennenlernen. Die Kommunisten hatten heimlich eine „Fraktion" gebildet; einige der Klubmitglieder waren nämlich insgeheim Mitglieder der Kommunistischen Partei. Sie pflegten sich außerhalb des Klubs zu treffen und zu besprechen, welche Politik der Klub zu verfolgen habe, worauf sich dann die Nichtparteimitglieder bei den Klubsitzungen gewöhnlich von ihren eindringlichen Argumenten überzeugen ließen und ihnen zustimmten. Der eigentliche Anlaß dieses Kampfes war, daß die Nichtparteimitglieder die übertriebenen Forderungen übelnahmen, die von den lokalen Parteistellen durch die Fraktion an den Klub gestellt wurden.
Die Forderungen der lokalen Parteistellen nach finanzieller Hilfe, Versammlungsrednern und Plakatmalern waren so erheblich, daß das Weiterbestehen der Linksfront
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