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Ein Gott der keiner war (German Edition)

Ein Gott der keiner war (German Edition)

Titel: Ein Gott der keiner war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Gide , Arthur Koestler , Ignazio Silone
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Vielzahl von Resolutionen, die sich mit den Zuständen in China, Indien, Deutschland, Japan und verschiedenen anderen Teilen der Welt befaßten. Aber nicht ein einziger Gedanke, der das Schreiben betraf, war bei alledem zum Vorschein gekommen.
    Die Ideen, die ich auf der Konferenz dargelegt hatte, und der Argwohn, den ich unter den kommunistischen Negern des Südbezirks erregt hatte, führten bei der Kommunistischen Partei zu der Überzeugung, daß sie einen gefährlichen Feind in ihrer Mitte hatte. Man flüsterte, daß ich versuchte, eine geheime Oppositionsgruppe innerhalb der Partei anzuführen. Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß ein Ableugnen solchen Beschuldigungen gegenüber sinnlos war. Es war jetzt peinlich für mich, mit einem Kommunisten zusammenzutreffen, weil ich nie wußte, was für eine Einstellung er haben würde.
    Im Anschluß an die Konferenz wurde ein nationaler John-Reed-Club-Kongreß einberufen. Man versammelte sich im Sommer 1934, wobei linksgerichtete Schriftsteller aus allen Bundesstaaten teilnahmen. Aber als die Sitzungen aufgenommen wurden, herrschte ein Gefühl der Zusammenhanglosigkeit, der Verwirrung und des Unbefriedigtseins unter den Schriftstellern, von denen die meisten jung und voller Eifer waren, dicht daran, ihr Bestes zu leisten. Keiner wußte, was von ihm erwartet wurde, und aus dem Kongreß ergab sich kein einigender Gedanke.
    Als der Kongreß sich seinem Ende zuneigte, nahm ich an einer Ausschußsitzung teil, die über die Zukunft des Klubs beraten sollte. Zehn von uns trafen sich in einem Hotelzimmer am Loop, und zu meiner Verwunderung gaben die Leiter im Nationalkomitee des Klubs mir recht bei meiner Kritik an der Art und Weise, in der die Klubs geführt worden waren. Ich war voller Aufregung. Jetzt, meinte ich, würden die Klubs wieder neues Leben schöpfen können.
    Ich war dann wie vor den Kopf geschlagen, als ich einen allgemein bekannten Kommunisten den Beschluß verkünden hörte, die Klubs aufzulösen. Warum? fragte ich. Weil die Klubs nicht der neuen Volksfront-Politik dienten, wurde mir erklärt. Dem könne abgeholfen werden; die Klubs könnten auf eine gesunde und breite Basis gestellt werden, sagte ich. Nein, eine größere und bessere Organisation müsse in Gang gesetzt werden, eine, in der die führenden Schriftsteller der ganzen Nation eingeschlossen werden könnten, sagte man. Ich wurde dahingehend informiert, daß die Volksfront-Politik die derzeit gültige Lebensanschauung sei und die Klubs nicht länger bestehen könnten. Ich fragte, was aus den jungen Schriftstellern werden sollte, denen die Kommunistische Partei dringend ans Herz gelegt hatte, den Klubs beizutreten, und die nun für die neue Gruppe nicht wählbar waren; und ich erhielt keine Antwort. „Eiskalte Berechnung!" sagte ich mir. Um einen raschen Wechsel der Politik zu bewirken, liquidierte die Kommunistische Partei die eine Organisation einfach und organisierte daraufhin ein neues System mit gänzlich neuen Leuten!
    Ich fand mich allein in der Verhandlung gegen eine anderseingestellte Mehrheit und machte nun eine weitere Entdeckung, die mich bestürzte. Ich erkannte, daß selbst jene, die mit mir einer Meinung waren, mich nicht unterstützen wollten. Auf dieser Sitzung erfuhr ich, daß ein Mann, wenn ihm der Wunsch der Partei dargelegt worden war, sich diesem unterwarf, selbst wenn er genau wußte, daß dieser Wunsch nicht klug war, daß er letzten Endes den Parteiinteressen schaden würde.
    Es war nicht Mut, der mich der Partei Widerstand leisten ließ. Ich wußte es einfach nicht besser. Es war mir unbegreiflich, obgleich ich vom Haß der Südstaatler umgeben aufgewachsen war, daß ein Mensch nicht seine Meinung sagen sollte. Ich hatte ein Drittel meines Lebens damit verbracht, von unserem Geburtsort aus in den Norden hinauf zu reisen, nur um frei zu reden, um dem Druck der Furcht zu entfliehen. Und jetzt stand ich wieder der Furcht gegenüber.
    Ehe der Kongreß sich vertagte, wurde entschieden, daß ein weiterer amerikanischer Schriftstellerkongreß für den folgenden Sommer 1935 nach New York einberufen werden sollte. Ich stand diesem Vorschlag gleichgültig gegenüber und versuchte zu dem Entschluß zu kommen, auf eigenen Füßen zu stehen, nach eigenem Ermessen zu schreiben. Ich fürchtete bereits, daß die Geschichten, die ich geschrieben hatte, nicht in die neue offizielle Stimmung hineinpassen würden. Mußte ich meine Entwürfe verwerfen und neue suchen? Nein. Ich konnte es nicht.

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