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Ein Gott der keiner war (German Edition)

Ein Gott der keiner war (German Edition)

Titel: Ein Gott der keiner war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Gide , Arthur Koestler , Ignazio Silone
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dieser unkomplizierten Schärfe das Leben zu fühlen, nie wieder so leidenschaftliche Zuversicht ausdrücken, mich nie wieder so völlig einem Glauben würde ausliefern können.
    Eine bessere Welt zieht nun herauf ...
    Noch immer zog der Demonstrationszug vorüber. Noch immer wehten Banner. Noch immer sangen zuversichtliche Stimmen.
     
     
    14
     
    Einsam wandte ich mich heimwärts, nun wirklich ganz allein, und sagte mir, daß in all der sich weithin dehnenden Unendlichkeit unseres mächtigen Kontinents der wohl am wenigsten bekannte Lebensfaktor das menschliche Herz sei, das am wenigsten begehrte Ziel des Daseins die Gelegenheit, ein Menschenleben zu leben. Vielleicht, so dachte ich, konnte ich aus meinem gemarterten Gefühl heraus einen Funken in dieses Dunkel hineinwerfen. Ich würde es versuchen, nicht weil es mich danach verlangte, sondern weil ich das Gefühl hatte, es müsse sein, wenn ich überhaupt weiterleben sollte.
    Ich würde Worte in dieses Dunkel schleudern und auf ein Echo warten; und wenn ein Echo erklang, mochte es noch so schwach sein, würde ich neue Worte hinaussenden, die sprechen sollten, marschieren, kämpfen, einen Hunger nach dem Leben wachrufen, der in uns allen nagt, und in unseren Herzen ein Gefühl lebendig erhalten für das unaussprechlich Menschliche.

GLÄUBIGE JÜNGER
     
     
     
    André Gide
    eingeführt durch Enid Starkie
     
    Louis Fischer
     
    Stephen Spender

ANDRE GIDE

Eingeführt durch Enid Starkie
     
     
     
     
     
    In den zwanziger Jahren vollzog sich in André Gide ein großer Wandel: aus dem gequälten, nur auf sich selbst bezogenen Menschen, der uns aus seinen frühen Werken entgegentritt, wurde der heitere Philosoph, als den wir ihn heute kennen. Er ließ von seiner bisherigen Selbstpeinigung ab, schlug sich nicht mehr mit dem Begriff der Schuld und ihren seelischen Beweggründen herum und kam so zu dem, was er für sein eigentliches Selbst hielt. „Ich lasse allen Widersprüchen in mir freies Spiel", sagte er damals. Indem er sich der eigenen seelischen Konflikte entledigte, befreite er sich von der Selbstbesessenheit, die ihn bis dahin gefangengehalten hatte, und er konnte seine Kraft jetzt statt auf das Problem der Schuld und der persönlichen Freiheit auf objektive Betrachtungen verwenden. Im Juli 1925, nachdem er „Les Faux Monnayeurs" beendet hatte, unternahm er eine Afrikareise, von der er ein Jahr später zurückkehrte. Er beobachtete mit Entsetzen, wie in den französischen Kolonien am Äquator die Eingeborenen von ihren weißen Herren ausgebeutet wurden, und als er heimkam, sagte er: „Es ist ein ungeheures Weh in mir, das mich nie wieder loslassen wird." Seinem Freunde Charles du Bos schrieb er damals: „Ich möchte nicht nur für mich selbst Glück erringen, ich möchte das Glück auch anderen zugänglich machen. Ich glaube, Glück ist gleichbedeutend mit Selbstverleugnung. Das sich auf das eigene Ich beziehende Glücksempfinden gilt darum nichts; glücklich sein heißt, andere glücklich machen." Gide machte sich zum Verteidiger der Armen und Unterdrückten, er setzte sich für alle Gestrauchelten ein, die seiner Ansicht nach mehr Mitgefühl verdienten, er forderte die Gleichberechtigung der Frauen – vor allem in geistiger Beziehung – er plädierte in den beiden Reisebüchern, die er nach seiner Rückkehr aus Afrika schrieb – „Voyage au Congo" und „Retour du Tdiad" – für die Sache der Eingeborenen in den französischen Kolonien, und er stellte sich schützend vor die Entrechteten der Gesellschaft. Damals wandte er sich dem Kommunismus zu, damals unternahm er seine Reise nach Sowjetrußland. Er erklärte, von jeher im Grunde seines Herzens Kommunist gewesen zu sein, ohne es gewußt zu haben, und zwar selbst in Augenblicken, in denen er so christlich wie nur irgend möglich empfunden habe. Er bewunderte, daß man in Sowjetrußland, wie er in seinem „Tagebuch" schrieb, die verabscheuungswürdige Formel „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verdienen" abgeschafft hatte.
    Gides Auffassung von der persönlichen Freiheit zeigte jetzt ein anderes Gesicht. 1931 schrieb er in der Einleitung zu Saint Exupérys „Vol de Nuit": „Ich schulde dem Autor besonderen Dank dafür, daß er eine paradoxe Wahrheit ans Licht gebracht hat, die für mich von eminenter psychologischer Bedeutung ist: die Tatsache nämlich, daß nicht die Freiheit den Menschen glücklich macht, sondern die Pflicht." Der Standpunkt, den Gide hier einnimmt,

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