Ein Grabstein fuer den Playboy
fragte ich. »Bist du krank?«
»Ich wollte, es wäre
so einfach«, erwiderte er dumpf. »Schau, Al, ich stecke bis
zum Hals in Arbeit. Du willst etwas von mir, nicht wahr? Worum geht es?«
»Ich versuche eine Frau
zu finden, die im Brown County wegen Diebstahl gesucht wird. Sie ist vor
zwei Monaten durchgebrannt -mit einem Kerl, der in Nashville ein paar
Geschäfte laufen hat. Ich möchte dich bitten, einen deiner Leute
auf die Banken in Nashville anzusetzen. Er soll herausfinden, wie es um
das Konto dieses Burschen steht. Mich interessiert vor allem, ob er seit
dem dreizehnten April noch Geld abgehoben hat und wohin es ihm geschickt
wurde. Der Bursche heißt Boyd. Billy, also vermutlich William.«
Miller sagte nur: »Meinetwegen.«
Er beschwerte sich nicht einmal und stellte keine Fragen. »Ist das
alles?«
»Ja, das ist alles. Ich
rufe später wieder an. Wie lange bist du im Büro?«
»Wie lang ist es noch
bis Mitternacht?« fragte er und legte auf.
Ich kam mir wirklich
schuldbewußt vor, weil ich aus seinem Elend noch Gewinn schlug. Aber
man lernt es, mit dem Schuldbewußtsein zu leben.
*
Danach ging ich zu einem
Schreibtisch, der laut angebrachtem Schild »Universitäts-Informationen«
anbot. Ein Zauberwesen von Studentin bot mir ihre Hilfe an, und gleich
danach telefonierte sie mit dem Personalbüro der Universität und
versuchte, Frank Pynne ausfindig zu machen.
Es dauerte einige Minuten.
Die Universität von Indiana beschäftigt eine Menge Leute, aber
das Personalbüro schien unterbesetzt zu sein. Schließlich
stellte man fest, daß Pynne in einem Gebäude anzutreffen sein
mußte, das »Verwaltungsdienst« hieß, und anschließend
wurde ich mit der Sekretärin verbunden, die seine Abteilung
verwaltete.
»Es tut mir leid, aber
Mr. Pynne ist nicht in seinem Büro«, sagte sie.
»Wird er in Kürze
zurückerwartet?«
»Nein, ich fürchte,
er kommt heute nicht mehr hierher. Er hielt sich den ganzen Tag in
Indianapolis auf. Hatte eine Besprechung am Vormittag und besuchte am
Nachmittag mehrere Firmen, um die Angebote für Papiersorten zu prüfen.
Mr. Pynne wird erst am Montag wieder in seinem Büro erwartet.«
»Ach, du meine Güte«,
sagte ich.
»Kann ich Ihm etwas
bestellen?«
»Nein. Aber Sie können
mir eine Auskunft geben, wenn Sie wollen. Fährt Mr. Pynne einen roten
Ford Fiesta?«
Sie war zunächst ein
wenig unsicher, sagte dann aber: »Ja, ich glaube.«
»Schwierigkeiten?«
fragte die Studentin am Empfang, nachdem ich aufgelegt hatte.
»Das ist die Tragödie
meines Lebens, Darling«, sagte ich. »Der Mann, dessentwegen
ich von Indianapolis herhergefahren bin, ist den Tag über in
Indianapolis.«
»Ach, du liebe Zeit«,
sagte sie. »Das ist wirklich dumm.«
»Und wie«, bekräftigte
ich. Aber ich fragte mich auch, wie es Frank Pynne fertigbrachte,
gleichzeitig in Indianapolis und auf der Zufahrt zu seinem Haus zu sein.
»Können wir sonst
noch etwas für Sie tun?«
»Nein - es sei denn,
Sie waren in den frühen Morgenstunden des dreizehnten April hier.«
»Nein, Sir. Das Gebäude
ist ab Mitternacht geschlossen. Das gilt auch für Kantine und Imbißverkauf.«
»Und gibt es hier so
etwas wie einen Wach- und Schließdienst?«
»Ich bedauere, aber das
weiß ich nicht. Trotzdem - Sie haben Glück. Der Direktor ist
heute hier. Sie können ihn fragen.«
Das Büro des Direktors
lag praktischerweise direkt gegenüber dem Informationstisch an der
großen Halle.
Und der Direktor war
unpraktischerweise nicht in seinem Büro.
Also kehrte ich zu meiner
Studentin zurück. »Er bleibt nie lange weg«, tröstete
sie mich.
Ich schlug die Zeit tot und
schlenderte durch das Memorial-Unions-Gebäude, um die historischen
Fundamente zu prüfen, wie sie moderne Unterrichtsinstitute den jungen
Leuten von heute anbieten. Was ich fand, waren eine Cafeteria, ein
Delikatessenladen, ein Geschäft mit Süßigkeiten, Billardräume,
eine Kegelbahn. Daneben gab es sogar eine
Buchhandlung.
Außerdem kam ich an
einem Schwarzen Brett mit Privatanzeigen wie »Mitfahrt gesucht«
und »Mitfahrt geboten« vorbei, wobei die Ziele ordentlich nach
den zehn Zonen in Indiana und dem Rest des Landes angeordnet waren. Es
schien hier eine Menge junger Leute zu geben, die dringend darauf aus
waren, die Universität zu verlassen. Ich hätte gern mit einem
davon getauscht und ein paar Wochen lang
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