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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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die Uhr. Kurz
     nach vier. »Okay. Dann versuche ich es noch mal kurz nach fünf.«
    »Aber ich würde
     mir keine Gedanken machen über ihre Essenszeiten. Jeanna hat einen
     starken Magen - die kriegt nicht gleich Beschwerden, wenn man sich mit ihr
     beim Essen unterhält.«
    Mir ging es ähnlich. Um
     Magenbeschwerden zu bekommen, mußte man erst mal was im Magen haben.
    »Wären Sie bereit,
     mir inzwischen zu sagen, wie ich ein paar Adressen finden kann?«
    »Ich werde es
     versuchen.«
    »Erstens suche ich
     einen Andy Kubiak. Ist er Arzt?«
    »Klar.«
    »Und dann bräuchte
     ich denjenigen, der hier für das Theater verantwortlich ist.«
    »George?«
    »Den Namen weiß
     ich nicht.«
    »George Keneally. Er
     wird wahrscheinlich dort unten sein.«
    »Okay, dann sagen Sie
     mir, wo ›dort unten‹ ist.«
    Ich notierte es mir und
     machte mich auf den Weg.
    Zuerst ging ich zu Fuß
     zum Haus des Doktors. Es lag an der Greasy Creek Road, ein paar Blocks vom
     Marktplatz entfernt. Durch das Schild am Eingang erfuhr ich, daß er
     nicht nur praktischer Arzt, sondern auch der Coroner des Countys war. Außerdem
     stand auf dem Schild, daß seine Sprechstunde am Freitäg erst um
     sechs begann. Ich klingelte trotzdem, und eine dickliche, weißhaarige
     Frau kam an die Tür. Sie hatte eine Nadelarbeit in der Hand.
    »Ich möchte ein
     paar Worte mit Doktor Kubiak sprechen«, erklärte ich.
    »Draußen auf dem
     Schild steht klar und deutlich, daß die Sprechstunde um sechs
     beginnt. Können Sie nicht lesen, junger Mann?«
    »Doch, Ma’am«,
     versicherte ich ihr. »Aber ich komme nicht als Patient. Ich
     versuche, eine vermißte Frau zu finden, die zu seinen Patienten gehörte,
     und es wäre möglich, daß er mir bei der Suche helfen kann.«
    »Hören Sie mal,
     Sie sehen doch aus wie ein vernünftiger Mensch«, sagte sie
     mitleidig. »Sie sollten wissen, daß ein Arzt nicht einfach
     irgendwelchen Leuten, die bei ihm klingeln, Auskünfte über seine
     Patienten geben kann.«
    »Ich denke nicht daran,
     ihn um Auskünfte zu bitten, die sein ärztliches Schweigegebot
     verletzen würden, aber er könnte mir möglicherweise dennoch
     helfen.«
    »Wird er aber nicht.«
    »Können Sie ihn
     nicht wenigstens darum bitten?«
    »Kann ich nicht«,
     sagte sie, »weil er nämlich nicht hier ist.«
    »Ach. Und wann kommt er
     zurück?«
    Sie hatte eine naheliegende
     Antwort auf diese Frage, aber statt dessen schaute sie mich von der Seite
     an. »Handelt es sich bei der Vermißten um eine Frau aus der
     Gegend?« 
    »Ja.«
    »Priscilla Pynne, nehme
     ich an.«
    »Sie haben richtig
     geraten.«
    Jetzt schüttelte sie den
     Kopf. »Die war mir immer ein Rätsel. Hatte einen guten Mann,
     einen, der sich selbst mit aller Mühe hochgearbeitet hat. Und ein hübsches
     Haus - viel schöner als das, was sich junge Eheleute sonst leisten können
     - und wenn es ein bißchen einsam war, na wenn schon? Die ganze Stadt
     ist ein bißchen einsam, es ist ja keine große Stadt, und ich
     finde es lächerlich, wenn die Leute hierherziehen und sich dann
     beklagen, daß hier nicht soviel los ist wie in Chicago. Sie hätte
     sich hier zur Ruhe setzen und das Beste daraus machen, hätte ein paar
     Kinder bekommen müssen. Gleich nachdem sie hier angekommen ist, hat
     sie sich an Andy gewandt wegen angeblicher Depressionen, und er hat ihr
     dafür Tabletten verschrieben. Aber ich glaube, sie hat sich einfach
     nicht bemüht. Wenn ihr dieses Leben nicht paßte - warum hat sie
     dann überhaupt geheiratet? Aber es sieht ganz so aus, als ob sie sich
     zuletzt diese Frage selbst gestellt hätte. Auf und davon, mit einem
     Gockel wie Billy Boyd. Wenn mir jemand leid tut, dann ist es ihr Mann, und das meine ich ehrlich.
     Sehen Sie, wenn jemand wie diese Frau zu meinem Andy kommt und sich
     beklagt, wie schwer das Leben ist, dann braucht man in neun von zehn Fällen
     nicht die Leute zu bedauern, die sich beklagen, sondern diejenigen, die
     mit ihnen leben müssen. Das ist meine Meinung, und Sie können
     damit tun, was Sie wollen.«
    Was immer ich auch damit tun
     konnte - jedenfalls bedankte ich mich dafür.
    *
    Das Brown-County-Theater lag
     auf der Südseite der Stadt, und von außen konnte ich keinerlei
     Anzeichen von Leben und Bewegung erkennen. Dennoch drückte ich gegen
     die eine der Doppeltüren und stellte fest, daß sie nicht
     versperrt war.
    Also ging ich hinein.
    Das Foyer des Theaters war
     leer, wurde aber durch eine Vielzahl

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