Ein Grabstein fuer den Playboy
später schien es ihr
besserzugehen. Wissen Sie, ich spiele auch ein bißchen Theater, bei
der Laienspielgruppe. Und sie hat mir beim Make-up und bei den Kostümen
geholfen. Aber richtig glücklich war sie nie.«
»Wie lange sind die
Pynnes denn schon hier?«
»Zweieinhalb oder drei
Jahre. So ungefähr.«
»Und Mr. Pynne?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Wie ist er?«
»Einer von den Starken.
Er weiß, was er will. Etwas jähzornig und ruhelos vielleicht. Er sucht
immer nach Gipfeln, die er besteigen kann.«
»Oder nach Pyramiden?«
»Ach, das wissen Sie
auch.« Sie legte den Kopf zur Seite. »Sind Sie eigentlich so
schlau, oder wollen Sie nur, daß ich Ihnen erzähle, was Sie
schon längst wissen?«
»Ich bin ziemlich
schlau«, sagte ich.
Sie knurrte. »Jedenfalls,
er ist nicht gerade ein einfacher Typ. Obwohl er mir in letzter Zeit etwas
gelockert vorkommt.« Sie machte eine Bewegung mit der Hand, in der
sie den Rest ihrer Zigarette hielt. »Erstens hat er wieder
angefangen zu rauchen. Als er hierherkam, war er ebenso dagegen wie Silly,
von seiner Zeit in Vietnam her, aber heute -«
»Er war in Vietnam?«
»Ja. Wurde entlassen,
ging aufs College, machte die Abschlußprüfung, und jetzt ist er
hier. Er ist einer von denen, die dort unten in Nam ohne das Zeug nicht
auskommen konnten.«
»Und er ist ruhelos.«
»Ja, er will immer was
Neues unternehmen. Er will reich werden, und er will Daddy werden. Außerdem
glaubt er, Silly ist genau der Typ, der ihm Hörner aufsetzt.«
»Was meinen Sie - wird
Mrs. Pynne zurückkommen?«
Sie überlegte einen
Augenblick. »Nein. Ich wette, sie kommt nicht zurück. Sie ist
weg, und sie bleibt auch weg.«
»Glauben Sie, daß
sie es schon seit längerem vorhatte?«
»Ich weiß nicht.
Sie hat Frank nicht geliebt, und je mehr sie zu sich selbst gefunden hat,
desto mehr wurde es ihr klar.«
»Hat Sie Ihnen gesagt,
daß sie ihn nicht liebte?«
»Ach, die Heirat war
von Anfang an eine Vernunftsangelegenheit. Er hat ihr geholfen, daß
sie wieder sie selbst wurde, und sie spielte für ihn die hübsche,
häusliche Ehefrau, die er sich erträumte.«
»Aber - keine Kinder?«
»Er wollte unbedingt
welche. Sie nicht. Vielleicht hat das dazu beigetragen, daß sie sich
von ihm entfremdete.«
»Sie glauben aber
nicht, daß sie schon seit langem geplant hatte, mit Boyd wegzugehen?«
»Nee«, sagte sie.
»Billy ist kein Mensch, der lange im voraus plant.«
»Kein bißchen?«
Sie schüttelte
entschieden den Kopf.
»Aber Weglaufen kostet
Geld. Zumindest in diesem Punkt mußte er irgendwelche Vorbereitungen
treffen.«
»Billy hat immer viel
Bargeld bei sich. Mindestens ein paar Hundert.«
»Vielleicht war es das,
was Mrs. Pynne an ihm so gut gefallen hat?«
Sie überlegte. »Schon
möglich. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, aber Frank ist
knauserig. Er gab ihr kein Taschengeld, das sie für sich persönlich
verwenden konnte.«
»Und was kann Boyd in
ihr gesehen haben?«
»Ach, für ihn war
es die große Chance, seine Eisprinzessin aufzutauen. Das hat ihn
vermutlich schon lange gereizt.«
»Die Eisprinzessin?«
»Das ist sein Kosename
für sie. Wissen Sie, sie hat nicht gerade Wärme und Heiterkeit
ausgestrahlt. Aber er wird das Eis zum Schmelzen bringen, das können
Sie mir glauben. Danach wird er die leere Schale beiseite legen und nach
Hause kommen.«
»Sie glauben also, daß
Boyd zurückkommt?«
»Ja, natürlich.
Ich wundere mich schon, daß er es so lange aushält. Aber
vielleicht ist an Silly doch mehr dran, als ich dachte.« Sie schaute
mich etwas boshaft an. »Ich freue mich sehr darauf, die Geschichte
von ihm erzählt zu bekommen.«
»Heißt das, daß
er sich Ihnen anvertraut?«
Jetzt wurde sie still und
schaute auch nicht mehr so lebhaft drein wie noch eben.
»Miss Doans? Ist Ihnen
nicht gut?«
Nach einer längeren
Pause sagte sie, und ihre Stimme war ein kehliges Flüstern: »Ich
dachte an Billy … Wissen Sie, ich bin ein bißchen gemein. Ich
kümmere mich nicht genügend um das, was Na schön - wenn
Billy es versucht, dann - dann fühle ich mich gleich viel besser. Ich
mußte daran denken, daß er mir fehlt. Und daß ich froh
bin, wenn er wieder da ist. Mit ihm gibt’s immer viel zum Lachen.«
Ich saß da und
beobachtete sie.
Sie erwiderte den Blick.
»Ich wette, Sie gehören nicht zu den Männern, die ein Mädchen
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