Ein Grabstein fuer den Playboy
Boyd?«
»Das wissen Sie auch?«
»Ja.«
»Schon wieder diese
Jeanna, nehme ich an. Also gut. Billy feierte die Party und hatte jeden
eingeladen, den er kannte, auch Leute, die er nicht mochte und die mit
seiner Mutter befreundet waren, verstehen Sie? Aber Billy ist einer, der
immer Unruhe in sich hat und alles durcheinanderbringt. Ich - ich liebe
ihn wie einen Bruder, ehrlich. Aber es macht ihm Spaß, Unfrieden zu
stiften, und auf dieser Party hat er erst längere Zeit mit Silly geflüstert,
und plötzlich kam sie heraus in die Garage und fand mich und Frank -
das ist ihr Mann -bei einem freundschaftlichen kleinen Kuß.«
Sie machte eine Grimasse und
ließ die Hände zittern, um scherzhaft Entsetzen auszudrücken.
»Und was macht sie?
Bleibt sie, um herauszufinden, was da im Busch ist? Nein. Sie haut einfach
ab und verläßt die Party.« Ein Achselzucken.
»Und was war im Busch?«
»Frank hat mich dort
hinausgezerrt, um über sie zu reden. Er machte sich ehrlich Sorgen um
sie. Er wußte, daß sie mir oft beim Zeichnen zugeschaut und
sich auch lange mit mir unterhalten hat. Sie hat sogar manchmal Modell
gestanden für mich. Ich glaube, unter ihrer kalten Maske hat sie noch
mehr Spaß am Verkleiden gehabt als ich.«
Ich überlegte, ob ich
fragen sollte, ob Priscilla Pynne auch mit ihr Joints geraucht hatte, aber
sie kam mir zuvor. Sharon Doans sagte: »Nein, Silly hat das Zeug
gehaßt.«
Ich lächelte und nickte;
damit gab ich zu, daß sie meine Gedanken erraten hatte.
Jetzt stach sie mit der
Zigarette durch die Luft, in meine Richtung. »Es erweitert die
Wahrnehmungsfähigkeit«, sagte sie, aber ihre Stimme blieb
leise. »Silly hatte eine ziemlich schlimme Zeit mit Drogen hinter
sich; das war, bevor sie hierherkam. Sie ist vom College abgehauen, und
ein oder zwei Jahre danach hat sie in New York eine Überdosis
erwischt. Sie haben sie wieder zusammengeflickt und zu Weihnachten nach
Hause geschickt.«
»Wo ist sie zu Hause?«
»In Springfield,
Massachusetts. Und auf der Fahrt mit dem Zug hat sie Frank kennengelernt.
Ist das nicht romantisch?«
Mir gefiel das mit dem
Schlachter besser, aber ich bin in solchen Dingen vermutlich etwas
komisch.
»Also, die Party. Frank
wollte sich grade bei mir bedanken für die Hilfe - auf seine Weise -,
als Silly hereingeschneit kam, und zur Abwechslung verhielt sie sich mal
genau, wie es ihrem Spitznamen entsprach. Als ich merkte, was los war, bin
ich hinausgegangen, um sie zu suchen, aber sie war schon weg. Dann sah ich
Billy, der mich grinsend beobachtete. Ich sagte zu ihm: ›Du hast
sie da hinausgeschickt, du mieser kleiner Hurenbock.‹ - Oh,
entschuldigen Sie«, sagte sie jetzt, »ich bin heute vielleicht
etwas locker im Gespräch.«
»Sagen Sie mir, wenn es
schlimmer werden sollte, damit ich mir die Ohren zuhalte.«
»Er sagte: ›Ich
kann nicht lügen, das weißt du doch‹, und dann hat er
noch gesagt: ›Aber ich hab’ doch keinen Kirschbaum abgesägt,
oder?‹«
Sie beobachtete meine
Reaktion. Ich lächelte und nickte leicht dazu.
»Ich hab’ die
Antwort sehr komisch gefunden«, fuhr sie fort. »Ausgesprochen
schlagfertig, und ich hab’ sie mir aufgeschrieben, obwohl sie weit
entfernt von der Wahrheit war.«
Wieder nickte ich.
»Jedenfalls, dann hat
er gesagt: ›Und sie hat sich nicht mal bedankt. Na schön -
vielleicht findet sie einen anderen Weg, mir ihre Dankbarkeit auszudrücken.‹«
»Und Sie meinen, die
Tatsache, daß die beiden zusammen abgehauen sind, könnte ihre
Art von Dankesbezeugung gewesen sein ?«
»Wie ich Billy kenne -
und glauben Sie mir, ich kenne ihn! -, hat Silly momentan alle Hände
voll zu tun, um ihm ihre Dankbarkeit zu beweisen.« Sie lachte.
»Aber im Ernst«, fuhr sie fort, »Silly hätte nicht
wegzulaufen brauchen von der Party. Es war überhaupt nichts dahinter.«
»Dennoch glauben Sie,
daß sie deshalb weggelaufen ist?«
»Vielleicht hat es ihr
geholfen, eine Entscheidung zu treffen.«
»Das heißt, es
war schon etwas im Busch?«
»Zum Teufel, ich weiß
es nicht. Ich weiß eigentlich gar nicht viel von ihr. Nicht genug,
um sie zu verstehen. Ich weiß, daß sie es hier nicht leicht
gehabt hat, vor allem im ersten Jahr. Sie war deprimiert, weil sie sich plötzlich
so isoliert vorkam und niemand um sich hatte, den sie kannte. Zuerst hat
sie sich Pillen von Andy Kubiak besorgt, aber
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