Ein Grabstein fuer den Playboy
gemein behandeln, daß sie sich erniedrigt fühlt, oder? Nicht
einmal ein kleines Bißchen-Mädchen.«
»Jedenfalls nicht
absichtlich«, sagte ich.
»Das hab’ ich
auch gar nicht angenommen. Wissen Sie, neben meinen anderen Bißchen
bin ich vermutlich auch noch ein bißchen eine Hure. Sind Sie
vielleicht ein streunender Kater, wie mein abwesender Freund? Wären
Sie bereit, mir eine Weile Gesellschaft zu leisten?«
Es war auf einmal fürchterlich
still in den Wäldern des Brown Countys.
Ich sagte: »Ich fürchte,
ich könnte Ihnen nicht das bieten, was Ihnen fehlt.«
»Sie könnten mir
wenigstens helfen, es eine Weile zu vergessen.«
Darauf erwiderte ich nichts.
»Aber Sie müssen
ja arbeiten«, fiel ihr ein.
»Ja.«
»Und das werden Sie
auch tun?«
»Ja.«
»Okay. Entschuldigen
Sie.«
»Das ist kein Grund,
sich zu entschuldigen.«
»Okay. Ja, Sie haben
recht. Es ist wohl besser, wenn ich auch wieder arbeite.«
Wir erhoben uns aus den
Korbsesseln. Sie ging hinüber, holte die rote Perücke und
brachte sie zurück zum Tisch. »Kann ich Ihnen sonst noch was
erzählen?« fragte sie.
»Ich möchte gern
mit Frank Pynne sprechen. Ich war schon am Haus; es war niemand da. Aber
ich habe einen Wagen aus der Zufahrt kommen sehen, der sein Wagen gewesen
sein könnte. Er ist in Richtung Bloomington gefahren. Wissen Sie, wie
ich ihn erreichen kann?«
Sie riß den Kopf zurück,
als hätte ich sie geschlagen. »Schauen Sie, Mister, ich weiß
ja nicht, was die verdammte Jeanna Dunlap Ihnen alles erzählt hat.
Frank Pynne kommt zwar mal gelegentlich hier vorbei, um einen Joint zu
rauchen und sich an meiner Schulter auszuweinen, wenn er sich einsam fühlt,
aber das heißt noch lange nicht, daß ich weiß, wo er
sich aufhält und Was er tut. Ich hab’ mir auch nicht seine
Telefonnummer auf die Brust tätowieren lassen.«
»Sheriff Dunlap hat
keinerlei Andeutungen über Sie und Mr. Pynne gemacht, außer
dem, was ich Ihnen bereits sagte.«
»Ja, ja. Nun, ich könnte
Ihnen eine Menge über Jeanna Dunlap erzählen. Sie hat sich oft
bei mir angetörnt, bevor sie zum Sheriff gewählt wurde; hat sie Ihnen
das auch erzählt?«
»Nein.«
»Sie war oft hier, high
wie die Wolken. Das können Sie mir glauben.«
»Ich hab’ Sie nur
nach Frank gefragt, weil ich dachte, als Freundin der Familie wüßten
Sie, wie ich ihn erreichen oder ihm eine Nachricht hinterlassen könnte.
Das war alles.«
Sie atmete heftiger. »Ach,
Scheiße«, sagte sie und warf sich die rote Perücke über
den Kopf. »Ja, es tut mir leid. Ich bin ein bißchen kaputt
heute, ein bißchen ausgeflippt, das ist alles. Ach, zum Teufel - ich weiß auch nicht.«
Dann zupfte sie sich die Perücke zurecht. »Und wie sehe ich
jetzt aus? Fabelhaft, was?«
»Als unverheirateter
Schlachter wäre ich Ihnen auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert.«
6
Als ich den Highway erreicht
hatte, bog ich nach links ein, in Richtung Bloomington, und nach fünfzehn
Meilen erreichte ich das Gelände der Universität von Indiana. Es
war weitläufig genug, daß es eine eigene Umgehungsstraße
verdiente. Aber ich folgte den Schildern direkt ins Herz der Dinge und
hoffte das Beste.
Das Beste schien für
mich die Indiana Memorial Union zu sein. Dort war Mrs. Pynnes Wagen auf
dem Parkplatz gefunden worden, und das schien mir ein geeigneter
Ausgangspunkt bei der Suche nach Frank Pynne zu sein.
Für fünfzehn Cents
durfte ich eine Stunde parken. Es war fünf nach drei, als ich das Gebäude
der Memorial Union betrat. Aber bevor ich versuchte, Pynne zu erreichen,
ging ich zu einem öffentlichen Telefon und rief beim
Polizeidepartment von Indianapolis an.
Zum Glück bekam ich
meinen Freund dort an die Strippe.
»Lieutenant Miller«,
sagte er, und in seiner Stimme lag mehr Müdigkeit als in einem
griechischen Chor, der den Text »Ich bin müde« intoniert.
Ich nannte meinen Namen und fügte
hinzu: »Jerry, du klingst fürchterlich.«
»Ich weiß«,
antwortete er. »Ich fühle mich auch fürchterlich.«
Ich wußte, daß
die Dinge schlecht standen. Auch sonst redet er nicht wie ein normaler
Mensch mit mir, sondern jammert und meckert meist darüber, daß
ich seine Position ausnütze. Das gab mir diesmal ein besonders
schuldbewußtes Gefühl. Denn ich rief ihn an, um ihn zu bitten,
seine Position ausnützen zu dürfen.
»Was ist los?«
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