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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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gemein behandeln, daß sie sich erniedrigt fühlt, oder? Nicht
     einmal ein kleines Bißchen-Mädchen.«
    »Jedenfalls nicht
     absichtlich«, sagte ich.
    »Das hab’ ich
     auch gar nicht angenommen. Wissen Sie, neben meinen anderen Bißchen
     bin ich vermutlich auch noch ein bißchen eine Hure. Sind Sie
     vielleicht ein streunender Kater, wie mein abwesender Freund? Wären
     Sie bereit, mir eine Weile Gesellschaft zu leisten?«
    Es war auf einmal fürchterlich
     still in den Wäldern des Brown Countys.
    Ich sagte: »Ich fürchte,
     ich könnte Ihnen nicht das bieten, was Ihnen fehlt.«
    »Sie könnten mir
     wenigstens helfen, es eine Weile zu vergessen.«
    Darauf erwiderte ich nichts.
    »Aber Sie müssen
     ja arbeiten«, fiel ihr ein.
    »Ja.«
    »Und das werden Sie
     auch tun?«
    »Ja.«
    »Okay. Entschuldigen
     Sie.«
    »Das ist kein Grund,
     sich zu entschuldigen.«
    »Okay. Ja, Sie haben
     recht. Es ist wohl besser, wenn ich auch wieder arbeite.«
    Wir erhoben uns aus den
     Korbsesseln. Sie ging hinüber, holte die rote Perücke und
     brachte sie zurück zum Tisch. »Kann ich Ihnen sonst noch was
     erzählen?« fragte sie.
    »Ich möchte gern
     mit Frank Pynne sprechen. Ich war schon am Haus; es war niemand da. Aber
     ich habe einen Wagen aus der Zufahrt kommen sehen, der sein Wagen gewesen
     sein könnte. Er ist in Richtung Bloomington gefahren. Wissen Sie, wie
     ich ihn erreichen kann?«
    Sie riß den Kopf zurück,
     als hätte ich sie geschlagen. »Schauen Sie, Mister, ich weiß
     ja nicht, was die verdammte Jeanna Dunlap Ihnen alles erzählt hat.
     Frank Pynne kommt zwar mal gelegentlich hier vorbei, um einen Joint zu
     rauchen und sich an meiner Schulter auszuweinen, wenn er sich einsam fühlt,
     aber das heißt noch lange nicht, daß ich weiß, wo er
     sich aufhält und Was er tut. Ich hab’ mir auch nicht seine
     Telefonnummer auf die Brust tätowieren lassen.«
    »Sheriff Dunlap hat
     keinerlei Andeutungen über Sie und Mr. Pynne gemacht, außer
     dem, was ich Ihnen bereits sagte.«
    »Ja, ja. Nun, ich könnte
     Ihnen eine Menge über Jeanna Dunlap erzählen. Sie hat sich oft
     bei mir angetörnt, bevor sie zum Sheriff gewählt wurde; hat sie Ihnen
     das auch erzählt?«
    »Nein.«
    »Sie war oft hier, high
     wie die Wolken. Das können Sie mir glauben.«   
    »Ich hab’ Sie nur
     nach Frank gefragt, weil ich dachte, als Freundin der Familie wüßten
     Sie, wie ich ihn erreichen oder ihm eine Nachricht hinterlassen könnte.
     Das war alles.«    
    Sie atmete heftiger. »Ach,
     Scheiße«, sagte sie und warf sich die rote Perücke über
     den Kopf. »Ja, es tut mir leid. Ich bin ein bißchen kaputt
     heute, ein bißchen ausgeflippt, das ist alles. Ach, zum Teufel - ich weiß auch nicht.«
     Dann zupfte sie sich die Perücke zurecht. »Und wie sehe ich
     jetzt aus? Fabelhaft, was?« 
    »Als unverheirateter
     Schlachter wäre ich Ihnen auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert.«

 
    6
    Als ich den Highway erreicht
     hatte, bog ich nach links ein, in Richtung Bloomington, und nach fünfzehn
     Meilen erreichte ich das Gelände der Universität von Indiana. Es
     war weitläufig genug, daß es eine eigene Umgehungsstraße
     verdiente. Aber ich folgte den Schildern direkt ins Herz der Dinge und
     hoffte das Beste.
    Das Beste schien für
     mich die Indiana Memorial Union zu sein. Dort war Mrs. Pynnes Wagen auf
     dem Parkplatz gefunden worden, und das schien mir ein geeigneter
     Ausgangspunkt bei der Suche nach Frank Pynne zu sein.
    Für fünfzehn Cents
     durfte ich eine Stunde parken. Es war fünf nach drei, als ich das Gebäude
     der Memorial Union betrat. Aber bevor ich versuchte, Pynne zu erreichen,
     ging ich zu einem öffentlichen Telefon und rief beim
     Polizeidepartment von Indianapolis an.
    Zum Glück bekam ich
     meinen Freund dort an die Strippe.
    »Lieutenant Miller«,
     sagte er, und in seiner Stimme lag mehr Müdigkeit als in einem
     griechischen Chor, der den Text »Ich bin müde« intoniert.
    Ich nannte meinen Namen und fügte
     hinzu: »Jerry, du klingst fürchterlich.«
    »Ich weiß«,
     antwortete er. »Ich fühle mich auch fürchterlich.«
    Ich wußte, daß
     die Dinge schlecht standen. Auch sonst redet er nicht wie ein normaler
     Mensch mit mir, sondern jammert und meckert meist darüber, daß
     ich seine Position ausnütze. Das gab mir diesmal ein besonders
     schuldbewußtes Gefühl. Denn ich rief ihn an, um ihn zu bitten,
     seine Position ausnützen zu dürfen.
    »Was ist los?«
    

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