Ein Grabstein fuer den Playboy
Sie
mich ›Miss‹ nennen würden, wenn es Ihnen nichts
ausmacht. Das gibt mir das Gefühl, mit der Zeit zu gehen.«
»Okay, Miss Tolley.«
»Und noch ein Problem«,
fügte sie hinzu. »Ich fürchte, daß ich Ihnen nicht
mal die Hälfte Ihrer Fragen beantworten kann.«
»Wir werden ja sehen.«
»Sicher.«
»Wissen Sie, wer vom
Tod Ihres Chefs, Mr. Boyd, profitiert?«
»Sie meinen im Hinblick
auf Geld und Besitz?«
»Ja.«
»Nein, Sir, das weiß
ich nicht. Ich nehme an, daß in Kürze ein Testament präsentiert
wird, weil er mir gegenüber mehrmals davon gesprochen hat, daß
es ein solches Testament gibt, aber ich habe natürlich keine Ahnung,
was drinnensteht.«
»Und Sie wissen auch
nicht, wer die Galerie erben wird?«
»Nein, Sir. Aber darüber
mache ich mir keine Sorgen.«
»Warum nicht?«
Sie kicherte. »Erstens,
weil ich überhaupt nicht der Typ bin, der sich Sorgen macht, und
zweitens … Nun ja, Bill hat mir vertraut, also vertraue ich ihm
auch und nehme an, daß er die richtige Entscheidung getroffen hat.«
»Soviel ich hörte,
ließ er Sie frei schalten und walten?«
»Das stimmt - nach den
ersten zwei Jahren zumindest. Mittlerweile kenn’ ich mich beim An-
und Verkauf von Kunstgegenständen in dieser Gegend viel besser aus
als er. Wir sind ein gewinnträchtiges Unternehmen, und das war alles,
was Bill interessierte.
Abgesehen davon, daß er
manchmal hierherkam und einer Künstlerin, die ihm aufgefallen war,
besondere Aufmerksamkeit schenkte.«
»Das heißt, er
interessierte sich mehr für die Künstlerin als für ihre
Kunst, wie?«
Lächeln. »So kann
man es sagen.«
»Bevor er vermißt
wurde - gab es da ein besonderes junges Talent, das ihm aufgefallen wäre?«
»Sein Blick fiel auf
viele Talente und an vielen Orten«, sagte sie.
»Man hat mir gesagt,
was Mr. Pynne getan hat an dem Abend, bevor ihn seine Frau verließ,
aber niemand konnte mir etwas über Mr. Boyd an diesem bewußten
Abend sagen. Nach dem, was ich hörte, war er nicht der Typ, abends
beschaulich zu Hause zu sitzen. Können Sie zumindest vermuten, mit
wem er an dem Abend seine Zeit verbrachte?«
»Ich erinnere mich, daß
er davon gesprochen hat, ein paar Werke von Celene Deckard zu kaufen.
Celene ist Spezialistin auf dem Gebiet der Keramik; sie hat
Landschaftsmodelle aus Keramik geschaffen, die wirklich einzigartig sind.
Außerdem ist sie eine sehr gut aussehende junge Frau.«
»Wohin soll ich mich
wenden, wenn ich mich für keramische Landschaftsmodelle interessiere
?«
»Sie wohnt oben am Lake
Lemon. Sie hat dort ein Haus.« Ms. Tolley beschrieb mir, wie ich
dort hinkommen konnte. »Aber«, fuhr sie dann fort, »an
diesem wie an jedem anderen Abend gab es mindestens ein halbes Dutzend
anderer Häuser, wo er gern gesehen worden wäre.«
»Sie meinen, lauter künstlerisch
tätige junge Damen?«
»Ja, vermutlich. Wissen
Sie, ich war eigentlich doch ein bißchen überrascht, als man
mir sagte, daß Bill mit dieser Mrs. Pynne durchgebrannt sein soll.«
»Warum?«
»Weil sie mir
eigentlich zu - zu nett vorgekommen ist für so etwas. Und obwohl Bill
hinter allem her war, was einen Rock trug, habe ich nie erlebt, daß
er sich an eine herangemacht hat, die nicht reif war dafür - wie die
vielen, mit denen er sich herumgetrieben hat.«
»Ich verstehe.«
»Nicht, daß ich
was gegen Künstlerinnen hätte. Wenn man sie näher kennt,
sind sie ganz normale Menschen.«
»Kennen Sie Bill Boyd
schon lange?«
»O ja. Mein Vater hatte
hier ein Drugstore; er führte es im Auftrag von Bills Vater, lange
bevor Bill daraus eine Kunstgalerie machte.«
»Aha.«
»Als er ein junger
Bursche war, hat sich Bill hier viel herumgetrieben. Er und mein Daddy
sind gut miteinander ausgekommen. Mein Daddy hat ihn immer wie einen
erwachsenen Mann behandelt, schon damals, als er gerade elf war und zum
ersten Mal hier auftauchte, soweit ich mich erinnere. Bill war schon
damals unverhältnismäßig klein für sein Alter, aber
mein Vater hat ihn wie einen Großen behandelt. Und als er dann zurückkam,
Bill, meine ich, und den Laden in eine Galerie umwandelte, da hat er
meinem Vater eine neue Stellung gesucht und mich hier eingestellt.«
»Interessierte sich
Boyd schon immer für Kunst?«
»Nein, nein. Erst, als
er zurückkam. Sie wissen doch, daß er einmal ausgerissen ist?«
»Ja.«
»Diese Frau - Tee-Dee
Askew
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