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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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hieß sie, nach der Abkürzung ihrer Vornamen T. D. - also,
     Tee-Dee war Bildhauerin, und ich bin sicher, sein Interesse für die
     Kunst geht auf ihren Einfluß zurück.«
    »Kann ich annehmen, daß
     er mit ihr durchgebrannt ist, weil sie ihn ebenfalls wie einen erwachsenen
     Mann behandelte?«
    »Ich glaube, allmählich
     fangen Sie an, unseren Bill zu begreifen. Wissen Sie, oberflächlich
     gesehen konnten viele nicht verstehen, daß sie mit Bill und Bill mit
     ihr davongegangen ist, samt ihrem kleinen Mädchen.«
    »Ein kleines Mädchen?«
    »Tee-Dee hatte ein Mädchen;
     es war neun oder zehn. Reizendes kleines Ding.« Mary Tolley schaute
     auf ihre Armbanduhr. »Ich muß jetzt weg. Aber Sie sollten
     sich, wenn Sie schon mal hier sind, in der Galerie umsehen. Wir haben ein
     paar gute Sachen, sehr, sehr gute sogar. Sehen Sie sich um und überlegen
     Sie sich mal, ob da nicht die eine oder andere gut Investition für
     Sie dabei ist.«
    »Schon die Nägel,
     an denen Sie Ihre Bilder aufhängen, sind außerhalb meiner
     finanziellen Möglichkeiten«, gestand ich ihr.
    »Unsinn«, sagte
     sie. »Wir nehmen auch Keditkarten.«
    Es schien Zeit für mich,
     die Galerie und ihre geschäftstüchtige Leiterin zu verlassen.
    Celene Deckards Studio war
     zehn Meilen von Nashville entfernt, an der North Shore Road, die den Lake
     Lemon umrundet, und zwar in der Nähe der Kreuzung Possum Trot Road,
     wie es in meinen Notizen stand. Dort fand ich ein kleines Holzhaus,
     daneben ein Gebäude, das wie eine große Garage aussah.
    Ich fand auch Celene Deckard.
     Aber sie war nicht allein. Sie hatte einen Freund bei sich, und die beiden
     trugen gleiche, lose Kleider aus Musselin. Die Deckard war eine
     dunkelhaarige Frau mit rosigen Wangen. Ihr Freund war lang und mager, dazu
     glatzköpfig, aber mit einem buschigen, braunen Bart.
    »Tut mir leid, Sie stören
     zu müssen«, sagte ich, nachdem ich der Einladung,
     hereinzukommen, gefolgt war.
    »Nicht der Rede wert«,
     sagte die Deckard.
    »Wenn Sie gerade bei
     irgend etwas Wichtigem -«
    »Nee. Wir sitzen nur so
     herum.«
    »Wir sitzen in letzter
     Zeit sehr viel herum«, sagte ihr Freund.
    »Ich meine«,
     sagte ich »wenn Sie vielleicht am Nähen sind oder sonst was.«
    Die Deckard nickte. »Ich
     nehme an, er meint unsere Kleidung, Eddie. Vielleicht hält er dich für
     meine Kleiderpuppe. Ich weiß allerdings nicht, ob er glaubt, daß
     etwas, was dir paßt, auch mir passen würde.«
    »Es ist mein Kleid«,
     sagte Eddie.
    »Natürlich«,
     beruhigte ich ihn. »Wem sollte es sonst gehören?«
    »Die Frauen tragen
     heutzutage Hosen«, erklärte er. Seine Stimme war guttural und
     nicht ganz klar. »Warum sollte ich da kein Kleid tragen?«
    »Sicher, kein Grund,
     warum Sie es nicht tun sollten«, erklärte ich und versuchte
     dabei, ganz ernst und normal zu sprechen. Ich war schließlich nicht
     hierhergekommen, um die Vor- und Nachteile der Unisex-Kleidung zu
     besprechen.
    »Heutzutage gibt es genügend
     Burschen mit Ohrringen und Mädchen mit Stiftenkopffrisuren. Kleider
     sind manchmal bequemer als Hosen, warum sollte das dann ein Tabu sein?«
    »Ich bin ja schon längst
     überzeugt«, sagte ich. »Es war nur die momentane Überraschung,
     nichts weiter. Ich meine, Leute wie Sie, die den Trend der Zukunft
     bestimmen, müssen nun einmal darauf gefaßt sein, daß
     nichtsahnende Besucher diese - nun ja - Spießerreaktionen zeigen.«
    »Trend der Zukunft«,
     sagte Eddie schleppend. »Ich glaube, er macht sich über mich
     lustig. Glaubst du auch, daß er sich über mich lustig macht,
     Celene?«
    »Na wenn schon, Eddie -
     kümmere dich nicht drum«, antwortete Celene. »Er ist
     vermutlich nicht deshalb da.«
    »Aber ich hab’
     ein Gefühl, Celene - ein ziemlich aggressives Gefühl«,
     sagte Eddie.
    Allmählich war ich diese
     Art von Konversation leid.
    Die Deckard sagte zu ihm:
     »Geh schon voraus ins Schlafzimmer. Ich komme dann rüber.«       
    Eddie zog die Stirn in
     Falten, ging aber.
    »Ich bin nicht
     hergekommen, um eine Ihrer Arbeiten zu kaufen«, sagte ich. »Ich
     bin Privatdetektiv.«
    Sie schaute mich an, dann
     begann sie zu lachen.
    Das Lachen dauerte und
     dauerte. Ich bekam ein Gefühl, das ziemlich aggressiv war. »Was
     ist los? Ich weiß nicht, was daran so besonders komisch sein soll.«
    »Ich dagegen weiß
     nicht, wer von euch beiden der größere Tagträumer ist.«
    »Ich oder Ihr
     zartbekleideter Freund, meinen Sie? Nun,

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