Ein Grabstein fuer den Playboy
»Was war sie für Boyd?«
»Ich weiß es
nicht«, antwortete er. »Und ich weiß auch nicht, was
Boyd mit dem Geld tun wollte. Außerdem weiß ich nicht, was aus
den Grundstücken wird, die er besessen hat.«
»Sie scheinen ziemlich
erschöpft zu sein, Mr. Hogue.«
»Es war ein sehr
unangenehmer Tag.«
»Ich habe versucht,
Elizabeth Staedtler zu finden«, erklärte ich.
»In Hartford?«
»Sie wohnt dort.«
»Ach.«
»Und ich glaube, ich
habe einen Zeugen, der Priscilla Pynne zwei Monate nach ihrem Verschwinden
gesehen hat.«
»Sie haben -«
»Ja.«
»Wer ist dieser Zeuge?«
»Der bin ich.«
24
Ich erklärte Hogue,
wieso meine Unterhaltung mit der echten Elizabeth Staedtler jene
Geschichte untergrub, die mir die angebliche Miss Staedtler erzählt
hatte.
»Wenn nicht noch jemand
anders in die Sache verwickelt ist, der mich unter dem Namen von Elizabeth
Staedtler herumgeschickt hat, muß ich davon ausgehen, daß
meine Klientin in Wirklichkeit Priscilla Pynne gewesen ist.«
»Aber Sie haben sie
nicht erkannt?« fragte er müde.
»Ich kannte sie ja
nicht von vorher. Sie gab mir ein Foto von Mrs. Pynne, und die Frau, die
es mir gab, sah ganz anders aus. Die Größe stimmte, soweit ich
mich erinnere. Gesicht und Haarfarbe? Das kann verändert worden sein.
Selbst die Augenfarbe kann man mit Kontaktlinsen verändern. Und
Kleider sind Kleider.«
»Aber warum sollte sie
sie engagiert haben, damit Sie nach ihr selbst forschen?«
»Ich habe momentan
keinen sehnlicheren Wunsch, als ihr diese Frage zu stellen.«
Um halb acht gab es einen Bus
nach Springfield in Massachusetts. Und in Springfield selbst, in der Nähe
der Busstation, fand ich ein Hotel, das mich sehr an das »Penrod«
in der Nähe der Eisenbahnstation von Indianapolis erinnerte. Nachdem
ich mir ein Zimmer genommen hatte, ging ich noch mal aus, um mir eine
Zahnbürste und Zahnpasta, eine Straßenkarte von Springfield und
eine Zeitung zu besorgen. Als ich zurück war, blieb ich eine Weile im
Aufenthaltsraum sitzen und sah fern. Aber es fiel mir schwer, mich auf das
Durcheinander auf dem Bildschirm zu konzentrieren.
Also ging ich zu Bett.
Und am Morgen gönnte ich
mir ein leichtes Frühstück, ehe ich mit dem Taxi zum Croxley
Boulevard 781 fuhr.
Wie ich und mein Hotel, so
hatte auch dieses Haus schon bessere Tage gesehen. Ein fünfstöckiges
Wohnhaus aus Klinkersteinen, an einer Straßenecke gelegen, mit einer
ungeteerten Straße, die vom Boulevard abzweigte und das Haus
umrundete. An der Seitenwand standen Mülltonnen in unregelmäßiger
Reihe, und dazwischen lag Gerümpel und Dreck herum.
Der Haupteingang war ein paar
Meter von der Straße zurückgesetzt. Zu beiden Seiten des
Zugangs standen Steinbänke. Die eine war in der Mitte eingebrochen,
wie wenn ein Riesenfuß daraufgetreten wäre. Die andere dagegen
sah aus, als ob sie ewig heil bleiben würde.
Am Briefkasten für die
Wohnung 4 A gab es kein Namensschild. Also ging ich erst mal hinauf in den
vierten Stock. An einer Wohnungstür war ein A aus Plastik angebracht.
Ich klopfte. Und klopfte noch einmal.
Die Tür hinter mir, mit
dem Buchstaben D, öffnete sich ein paar Zentimeter, und eine Frau mit
langen weißen Strähnen in dem sonst schwarzen Haar starrte mich
unverwandt an.
»Er ist drinnen«,
sagte sie. »Er ist drinnen, aber er kommt nicht an die Tür.«
»Nein?«
»Er hat gestern abend
wieder mal ordentlich getankt. Jetzt schläft er bis zum Nachmittag.«
»Aha«, sagte ich.
»Aber ich weiß noch gar nicht, ob ich hier richtig bin. Ich
suche jemanden namens Pitman.«
Der Kopf nickte wie der einer
Marionette. »Sie sind schon richtig hier.«
»Nun, Ma’am«,
versuchte ich es in gewinnender Weise, »ich bin Privatdetektiv und höre
mich nach Pitmans Tochter, Priscilla, um. Sie hat vor ein paar Monaten
ihren Mann verlassen, und der sucht sie jetzt, Also bin ich hier, um
festzustellen, ob sie vielleicht mit ihren Eltern Kontakt aufgenommen hat.«
Die Frau schaute mich an.
»Priscilla? Die den Soldaten geheiratet hat?«
»Ich glaube, ja.«
»Sie hat ihn verlassen?«
»Ja.«
Die Frau stieß ein
quiekendes Lachen aus. Dabei gab sie der Tür einen Schubs, so daß
sie ein wenig weiter aufging. Ich sah, daß die Frau im Nachthemd
dastand. Endlich hörte sie mit dem Gelächter auf und sagte:
»Das ist das Komischste, was ich je gehört
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