Ein Grabstein fuer den Playboy
Mädchen.«
»Ihre Beschreibung
wirkt nicht rein pädagogisch.«
»Es sind doch Menschen,
diese Kinder. Ich versuche, sie wie vollwertige Menschen zu behandeln.«
»Hatten Sie auch außerhalb
des Unterrichts Beziehungen zu ihr?«
»Sicherlich!«
sagte er. Dann fügte er etwas geziert hinzu: »Wissen Sie, ich
pflege mit allen meinen besseren Schülern Beziehungen außerhalb
des Unterrichts.«
Ich fragte mich, ob er mich
zum Narren hielt.
Dann machte ich mein Nähkästchen
auf. »Sie haben mich noch gar nicht gefragt, warum ich versuche, sie
zu finden. Sie könnte eine wichtige Zeugin sein in einem Mordprozeß,
der in Indiana stattfinden wird, und ich versuche, sie als
Entlastungszeugin aufzutreiben.« Dann gab ich ihm meine Geschäftskarte.
»Ach so«, sagte
er.
»Das scheint Sie nicht
sonderlich zu überraschen.«
»Was ist ›sonderlich
überrascht‹? Sie nennen mir eine bestimmte Tatsache, und ich
nehme Ihre Erklärung als solche. Ich hatte keine Erwartungen, die Sie
damit durchkreuzten.«
»Sie sagten, Priscilla
Pitman war eine hart arbeitende Schülerin auf Ihrer Schule. Dennoch
ist sie auf dem College geradezu Amok gelaufen. Warum wohl?«
»Solche Dinge sind
immer sehr komplex«, sagte er ausweichend. »Ich sehe sie als
ein - ein Phänomen. In dem Sinne, daß ich beobachte, was
geschieht, ohne es zu beurteilen.«
»Standen Sie auch in
einer körperlichen Beziehung zu ihr?«
»Natürlich nicht.
Sie ist nicht mein Typ, fürchte ich.«
»Und hat sie das gewußt?«
Jetzt wurde er zum ersten Mal
ernst. »Sie hatte lange Zeit keine Ahnung davon.«
»Und im Juni
einundsiebzig haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?«
»Gesprochen?« Er
dachte nach. »Gesprochen? Irgendwann im Sommer einundsiebzig.«
Ich hatte kein gutes Gefühl,
was diese Unterhaltung anging. Aber ich wußte nicht, ob das nur
davon kam, daß mir dieser Mann unsympathisch war.
Jetzt fragte ich: »Gibt
es Ihres Wissens irgend jemanden, zu dem sie in Notfällen flüchten
würde?«
»Ich nehme an, sie hat
vor einiger Zeit einen Soldaten geheiratet. Vielleicht versuchen Sie es
mal bei ihm.«
»Sie sagen das so, als
rechneten Sie nicht damit, daß die zwei noch beisammen sind.«
»Es hat mich schon
gewundert, daß sie jemals zusammenkamen.«
»Warum?«
»Priscilla mit einem
Soldaten?«
»Warum denn nicht?«
»Als Trittstein, ein
Zwischenhalt, eine Rast - meinetwegen. Aber nicht fürs Leben.
Allerdings - ich kenne den Mann gar nicht.« Jetzt lachte er. »Aber
ich schmeichle mir, daß ich Priscilla einigermaßen gut kenne.«
25
Der schnellste Weg nach Hause
war mit dem Zug bis Boston und ein Flug von dort nach Indianapolis. Am
Abend war ich zurück in meinem Büro, und auf der Reise hatte ich
die Zeit damit genützt, einen Überblick zu gewinnen über
das, was ich herausgefunden hatte und was mir noch fehlte.
Auf meinem Anrufbeantworter
gab es ein paar Nachrichten, aber nur eine davon war nicht familiären
Charakters, sondern rätselhaft und gemein. Eine Stimme, die sagte:
»Amtsanmaßung ist Anlaß für den Einzug der Lizenz
als Detektiv und außerdem eine kriminelle Straftat.«
Ein Schock, der mir in die
Knochen fuhr.
Bevor ich am nächsten
Morgen nach Nashville startete, schaute ich noch einmal in der Vermißtenabteilung
vorbei. »Sie stellen sich also selbst«, sagte Powder giftig,
als ich sein Büro betrat. »Sehr vernünftig.«
»Haben Sie ein Problem?«
Seine breite Stirn glänzte,
und ein paar Adern standen hervor.
»Nicht ich, aber Sie«,
sagte er. »Amtsanmaßung.«
»Ich mache zwar hier
und da zur Freude des Publikums Polizeibeamte nach«, sagte ich,
»aber ich denke nicht daran, mir anzumaßen, einer der Ihren zu
sein.«
»Sie haben bei der
Registratur der Bridgeport-Universität angegeben, Sie seien ein
Polizist.«
»Nein, das hab’
ich nicht.«
»Aber dort behauptet
man es. Und man kann Ihre Stimme sicherlich identifizieren.«
»Ich sagte ihnen, daß
ich vom Polizeidepartment in Indianapolis mit ihnen spreche, aber ich habe
niemals behauptet, ich sei Polizeibeamter.« Privatdetektive sind
manchmal noch haarspalterischer als Philosophen.
»Das können Sie
dem Richter erzählen«, sagte er und massierte sich das Gesicht.
»Hatten Sie wenigstens Spaß bei Ihrem Besuch in der
I.U.P.U.I.? fragte er.
»Ich dachte, Sie hätten
nichts mit dem Fall zu tun?«
»Wir
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