Ein Grabstein fuer den Playboy
Indianapolis hierher, nur weil Prissy vor sechs Monaten ihrem Mann ausgerückt
ist. Das gibt’s nicht.«
»Sie haben vielleicht
recht«, gab ich zu. »Vermutlich nicht.«
»Sind Sie einer von den
Bullen?«
»Nein. Ich lüge
Sie nicht an«, sagte ich.
»Hab’ ich auch
nicht angenommen. Aber Sie haben mir auch noch nicht die Wahrheit gesagt.«
»Ich bin vom Anwalt
lhres Mannes engagiert worden. Ein Mann ist ermordet worden, man verdächtigt
Frank Pynne, und es ist möglich, daß Ihre Tochter etwas weiß,
was uns helfen kann.«
»Kommen Sie mir nicht
mit solchen Geschichten, Indiana-Boy. Sie versuchen, diese Sache meiner
Tochter in die Schuhe zu schieben. Das ist es doch, oder?«
»Nein«, sagte
ich.
Sie nickte zustimmend.
»O ja, das ist es.«
»Ich habe nicht die
Absicht, irgend jemandem etwas anzuhängen. Ich will sie nur finden.
Wenn ich sie gefunden habe, kann sie selbst sagen, wie es gewesen ist.«
»Das wird sie auch«,
erklärte Mrs. Pitman. »Sie war immer ein Kind, das mehr von
Taten als von Worten gehalten hat. Wenn sie also ihrem Mann weggelaufen
ist, dann sagt das schon einiges.«
»Fragt sich nur, was es
bedeutet.«
»Das werden Sie schon
rausfinden«, sagte Mrs. Pitman. »Das sehe ich Ihnen an der
Nase an. Und in Ihren Augen funkelt es verdächtig.« Dabei
starrte sie mich unverwandt an.
Ich fuhr einfach fort:
»Gibt es irgend jemanden, mit dem Ihre Tochter auch noch in der
letzten Zeit Kontakt gehalten hat?«
»Sie meinen, hier? Sie
meinen, Prissy könnte mit jemand anders telefonieren und Briefe
schreiben, aber nicht mir mir?«
»Sehen Sie, es sieht so
aus, als ob sich Ihre Tochter sehr einsam gefühlt hätte. Ihr
Mann versteht sie nicht, und ich habe bisher noch niemanden gefunden, dem
sie sich in Nashville, wo sie wohnte, anvertraut hätte. Auch mit
Ihnen hat sie keinen Kontakt mehr gehabt. Wenn es, also noch jemanden
gibt, mit dem sie möglicherweise in Kontakt steht, würde ich das
gern wissen.«
»Mr. Catherman«,
sagte sie jetzt.
Kenneth Catherman war
Englischlehrer an einer höheren Schule. Die Telefonnummer der Schule
erhielt ich von der Auskunft. Aber die Sekretärin sagte mir, er sei
nicht in der Schule.
Ich versuchte, ihn zu Hause
zu erreichen. Er antwortete mit starker Schnupfenstimme. Ich fragte, ob
ich bei ihm vorbeischauen könne. Er wollte wissen, weshalb, also
sagte ich: »In Sachen Priscilla Howell Donohoe Pitman.«
»Guter Gott!«
sagte er.
Dann gab er mir die Adresse.
Als ich mir ein Taxi besorgt hatte, war es halb zwölf.
Das Haus war die untere Hälfte
eines Terrassenhauses in einer guten Wohngegend. Catherman sah mich von
der Straße heraufkommen und öffnete die Tür, bevor ich
klingeln konnte.
Er bat mich hereinzukommen
und bot mir Kaffee an. Ich bedankte mich, und während er den Kaffee
zubereitete, saß ich im Wohnzimmer und wartete.
»Da sind wir schon«,
sagte er, stellte ein Tablett auf den Kaffeetisch und setzte sich mir
gegenüber hin. Er trug Hose und Weste eines dreiteiligen Anzugs; ein
großer, kräftiger Mann um die Vierzig.
»Sie erinnerten sich
sofort an den Namen von Priscilla Pitman«, begann ich.
»Sicher. Ich werde sie
nie vergessen können.«
»Und ich versuche, sie
zu finden«, erklärte ich.
»Wird sie vermißt?«
fragte er fast ein wenig geistesabwesend.
»Man weiß nicht,
wo sie sich zur Zeit aufhält«, erwiderte ich steif. »Ihre
Mutter meint, Sie wären möglicherweise der einzige hier, mit dem
sie den Kontakt aufrechterhalten hat.«
»Ich fürchte,
nein. Ich hätte gern mit ihr korrespondiert und ihre Entwicklung, ihr
weiteres Leben beobachtet, aber es sollte wohl nicht sein.«
»Sie wissen also nicht,
wo sie ist?«
»Nein. Tut mir leid.«
Ich kratzte mich am Kopf.
»Ach.«
»Ein Mädchen, an
das man sich gern erinnert«, schwärmte er. »Lehrer - ich
meine solche, die sich um ihre Schüler kümmern - begegnen in
ihrer Laufbahn von Zeit zu Zeit, wenn auch nicht häufig, ein paar Schülern,
die erinnernswert sind.«
»Wie lange haben Sie
sie gekannt?«
»Sie hat im Jahre
einundsiebzig das Abschlußexamen gemacht« sagte er. »Eine
fabelhafte Schülerin. Arbeitete hart, war aber auch intuitiv. Eine
seltene Kombination, namentlich bei diesem Hintergrund. Und dazu noch von
einer fast - sagen wir - griechisch-klassischen Schönheit, wirklich,
ein sehr ungewöhnliches
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