Ein Grabstein fuer den Playboy
habe.«
Nach ihrer Reaktion hatte ich
das eigentlich angenommen, fragte dann aber doch: »Und warum, Ma’am?«
»Weil die Mutter sich
immer mit dieser Heirat brüstet, seit Cilla den Soldaten geheiratet
hat. Welch tiefer Fall!«
»Darf ich annehmen, daß
Mrs. Pitman zur Zeit nicht daheim ist?«
»Ja. Sie arbeitet und
geht immer schon vor acht aus dem Haus.«
»Wissen Sie, wo sie
arbeitet?«
»Im Supermarkt, an der
Kasse. An der Hauptstraße, ungefähr eine Meile von hier.«
»Haben Sie das Mädchen
gekannt?«
»Missy Prissy? Klar,
hab’ ich sie gekannt. Zu fein für Leute wie mich und die
Nachbarn. Wir waren nicht schlau genug für sie, sind ja nur gewöhnliche
Leute. Aber dann hab’ ich gesehen, wie man sie von New York
hergebracht hat - wir alle haben es gesehen. Da konnte man nicht mehr
sagen, wer oben war und wer unten - sie oder wir, meine ich. Und dann hat
sie sich diesen armen Soldaten geangelt. Der hat sich hier nie blicken
lassen, aber ich hab’ sein Foto in der Zeitung gesehen.«
»War Priscilla in
letzter Zeit hier?«
»Nee.«
»Wissen Sie, ob sie
ihrer Mutter geschrieben oder sonstwie den Kontakt aufrechterhalten hat?«
»Ich weiß nicht.
Die Pitman würde uns ja nie sagen, daß ihr reizendes kleines Mädchen
ihrem Kerl ausgerückt ist. Die sind sich sogar zu gut, ihren Nachbarn
ein paar Kröten zu leihen; da reden sie doch nicht mit uns über
solche Sachen.«
*
Das Apartmenthaus stand an
der Ecke Croxley Boulevard und Arbor Avenue, und die Arbor war die
Hauptstraße. Ich ging zu Fuß durch die Arbor und fand auch
bald den Supermarkt.
Dort ging ich ins Büro
des Geschäftsführers, das erhöht in einem Glaskäfig
untergebracht war, damit man von dort aus die Ladenfläche überblicken
konnte. Ich fragte, ob ich ein paar Worte mit Mrs. Pitman sprechen könnte,
wobei ich nicht darauf einging, was das für Worte sein würden.
Der Geschäftsführer,
ein Glatzkopf, der sich den Magen höchst ungesund mit einem viel zu
engen Gürtel abgeschnürt hatte, stellte zum Glück auch
keine Fragen. Ich nahm an, es war schon öfters vorgekommen, daß
sich korrekt gekleidete Männer mit Mrs. Pitman unterhalten wollten
und daß diese Männer gekommen und gegangen waren, während
Mrs. Pitman und ihre Schulden blieben.
Der Geschäftsführer
führte mich zu den Kassen und zu einer grauhaarigen Frau, die gerade die
Siebensachen für eine Mutter mit Kind in die Kasse tippte.
»Ein Mann, der dich
sprechen möchte, Majory«, sagte er.
Mrs. Pitman warf mir über
die Schulter einen Blick zu, dann rutschte sie ohne zu zögern von
ihrem Hocker. Und der Geschäftsführer tippte dort weiter, wo sie
aufgehört hatte.
Ich ging mit ihr außer
Hörweite der Leute im Supermarkt.
»Was hat er denn jetzt
wieder angestellt?« fragte sie. Ein sorgfältiges Make-up
verbarg unzählige Falten. Sie war um die Fünfzig und hatte einen
ebenso feinknochigen und gutgestalteten Körper wie ihre Tochter - auf
dem Foto, das ich besaß.
»Ich bin kein
Polizeibeamter«, sagte ich. »Und es geht nicht um Ihren Mann.«
Die Erklärung brachte
ihr keine Erleichterung. Sie ahnte, daß ich nichts Erfreuliches zu
berichten hatte.
»Worum dann?«
Ich erklärte ihr meine Tätigkeit
so ähnlich wie ihrer Nachbarin.
»Sie hat ihn verlassen?«
fragte sie danach. »Warum?«
»Das weiß ich
nicht. Sie ist in einer Nacht einfach weggegangen, und er hat seitdem
nichts mehr von ihr gehört. Ich dachte, sie hat sich vielleicht mit
Ihnen in Verbindung gesetzt.«
»Hätte ja sein können«,
erwiderte sie bitter. »Ich bekam zwei Briefe von ihr - aus Chicago.
Den letzten am siebzehnten Februar siebenundsiebzig; sie schreibt darin,
daß Frank irgendeinen Job in einem Kaff in Indiana angenommen hat.«
»Stimmt. In
Bloomington.«
»Da wissen Sie mehr als
ich.«
»Und in den letzten
sechs Monaten haben Sie nichts von ihr gehört?«
»Das hab’ ich
doch grade gesagt.«
Hatte sie. Und ich glaubte es
ihr auch.
»Sechs Monate?«
fragte sie jetzt. »Ja, ist sie denn schon vor sechs Monaten
abgehauen?«
»Etwas mehr als sechs
Monate.«
Jetzt schaute sie mich argwöhnisch
von der Seite an. »Woher kommen Sie, Mister?«
»Aus Indianapolis.«
»Sie sind den ganzen
Weg von Indianapolis hierhergefahren?«
»Ja.«
»Dann sagen Sie mir höchstens
die Hälfte von dem, was dahintersteckt. Sie kämen doch nicht von
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