Ein Grabstein fuer den Playboy
folgerte ich, »daß es vermutlich keine andere Studentin aus dieser Zeit
gibt, die mit Ihnen beiden befreundet war?«
»Ich glaube nicht, daß
Priscilla irgendwelche Freunde oder Freundinnen hatte«, sagte
Elizabeth Weaver.
Die Weavers fuhren mich zurück
in die Stadt, und ich bat sie, mich an der Busstation abzusetzen. Von
einer Telefonzelle aus rief ich Dave Hogue an - per R-Gespräch.
»In Hartford,
Connecticut?« fragte er. »Ich dachte, Sie kommen heute
nachmittag zu uns.«
»Wie Sie sehen, habe
ich es nicht geschafft. Ist inzwischen etwas passiert?«
»Die Staatspolizei hat
Frank Pynne pausenlos verhört, den ganzen Tag, obwohl sie das
vermutlich auch nicht weiterbringt.«
»Und sonst?«
»Ich habe Billy Boyds
Testament eingesehen.«
»Und - wer ist der
Erbe?«
»Eine Menge Leute«,
sagte er vorsichtig. »Das wird hier viel Aufregung geben.«
»Wieso?«
»Weil er eine Liste von
neunundvierzig Frauen anführt, von denen jede zwischen hundert und
tausend Dollar bekommen soll.«
»Das wird die Pelzhändler
von Nashville freuen.«
»Sicher. Aber in dem
Testament heißt es ›für geleistete Dienstes und außerdem
verlangt er, daß die Namen der Leute, die ihn beerben, auf seinem
Grabstein stehen sollen.«
Ich dachte einen Augenblick
Jang darüber nach. »Das ist wirklich ein verflixtes Testament!«
»Da haben Sie völlig
recht«, erwiderte der Anwalt düster. »Jede Frau, die auf
dieser Liste steht, ist dem bösartigen Tratsch der Leute hier
ausgeliefert, ohne daß sie sich verteidigen könnte.«
»Dieser Boyd war
offenbar ein reizender Knabe«, sagte ich. »Wer steht denn
alles auf der Liste?«
»Ich habe keine Kopie
davon«, sagte Hogue.
»Aber Sie haben sie
gelesen?«
»Ja.«
»Daher wissen Sie, ob
es für uns interessante Namen sind oder nicht.«
»Ich nehme an, die
meisten werden Sie nicht kennen.«
»Aber einige kenne ich
sicherlich. Wer denn, zum Beispiel?«
Er atmete tief ein. »Betty,
unter anderen«, sagte er.
»Betty, Ihre Sekretärin?«
»Ja. Sie bekommt
tausend Dollar.«
»Und Sie meinen
…«
»Ich habe sie nicht
danach gefragt. Ich - ich finde, ich habe nicht das Recht dazu. Es ist
ihre Privatangelegenheit.«
»Eine Liste von diesem
Umfang muß im Lauf einer langen Zeit entstanden sein. Vielleicht hat
ihn Betty nur an jemand aus seiner Vergangenheit erinnert.«
Er schwieg.
»Oder sind Sie anderer
Ansicht?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil das Testament
bereits vor zwölf Jahren konzipiert wurde; im Lauf der Zeit kamen
lediglich neue Namen und Beträge dazu.«
»Und die sind datiert,
nehme ich an?«
»Sicher.«
»Wann erfolgte die
Eintragung über Betty?«
»Ende Februar dieses
Jahres.«
Ich beließ es dabei.
»Was für andere Namen, die ich kenne, stehen auf dieser Liste?«
»Achtundvierzig Frauen
mit ihren privaten Geheimnissen.«
»Alle vom Ort?«
»Ja, oder aus der näheren
Umgebung. Obwohl ich vermute, unser Mr. Boyd hat auch auswärts den
einen oder anderen ›Dienst‹ erwiesen bekommen, so beschränkt
er seine posthume Großzügigkeit dennoch auf die Einwohner des
Brown Countys.«
»Ist Jeanna Dunlap
dabei?«
»Sicher, aber sie hat
ihre Beziehung zu Billy nie verheimlicht.«
»Ich könnte Ihnen
die Namen von Frauen nennen, die ich kenne, und Sie fragen, ob sie auf der
Liste stehen - aber wäre es nicht einfacher, wenn Sie selbst mir
sagen würden, was noch Bemerkenswertes drauf steht?«
»Priscilla Pynne steht
nicht drauf - wenn Sie das gemeint haben sollten.«
»Und was ist mit Celene
Deckard?«
»Wer?«
»Eine Künstlerin,
die am Lake Lemon wohnt. Sie hat Boyd noch um neun Uhr abends gesehen - an dem
Tag, als er verschwunden ist.«
»Ach, wirklich?«
Er schien interessiert zu sein. »Das habe ich nicht gewußt.«
»Ich bin sicher, die
Staatspolizei ist inzwischen auch bei ihr gewesen.«
»Das kann ich nachprüfen.
Ich erinnere mich nicht an den Namen, das heißt, ob er auf dem
Testament steht, aber ich kann auch -nicht das Gegenteil behaupten.«
»Sie sagen, die ausgewählten
neunundvierzig erhalten verschieden große Summen aus dem Nachlaß?«
»Richtig.«
»Und was wird aus dem
Rest?«
»Die Galerie geht an
Mary Tolley«, sagte er.
»Und sonst?«
»Alles andere wird
verkauft, und der Erlös geht an Miss Sharon Doans, ›die am
besten weiß, was ich damit tun wollte‹«
»Sharon Doans?«
fragte ich.
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