Ein Grabstein fuer den Playboy
Abendessen gemacht, aber sie ist
nicht heimgekommen. Und jetzt ist es schon Nachmittag, und sie ist noch
immer nicht zurück. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Die Frau weinte jetzt, und
ihre Tränen tropften auf den Schreibtisch.
Powder gab sich sanft und väterlich.
»Wissen Sie, das kommt schon mal vor - und es ist ja erst eine
Nacht.«
»Aber ich mache mir
Sorgen um sie. Ich fürchte, es könnte ihr etwas passiert sein.
Wer weiß, was passiert ist. O Gott!« und sie setzte das
Schluchzen fort.
Powder nahm die Hände
der verzweifelten Frau in die seinen. »Versuchen Sie, sich zu
entspannen. Sie wollen doch nicht als verzweifeltes Wrack dastehen, wenn
sie zurückkommt?«
»Ja, glauben Sie denn,
sie kommt zurück?«
»Ja«, sagte er.
»Ich bin ganz sicher.«
»Wirklich?«
»Wirklich«, sagte
er.
Dann klopfte er ihr auf die
Schulter. »Gehen Sie jetzt heim. Machen Sie ihr Körbchen
zurecht, und stellen Sie eine Dose Futter daneben.«
»Ich hab’ noch
die Dose von gestern im Kühlschrank«, sagte die Frau. »Ich
hab’ sie mit Klebeband zugemacht.«
»Gut. Dann sehen Sie
ein bißchen fern und beschäftigen Sie sich; es wird nicht lange
dauern, bis sie an Ihre Tür kratzt.«
»Ich habe eine
Katzenklappe«, erklärte die Frau.
»Um so besser«,
sagte er tröstend.
Ich fühlte mich
ebenfalls getröstet.
»Also dann, bye«,
sagte die Frau.
»Bye-bye. Geben Sie
acht auf sich.«
Die Frau ging.
Ich nahm ihren Platz ein an
der Theke von Powder und war bereit, einen Witz zu reißen, ließ
es dann aber lieber bleiben. Mir war nicht danach.
Powder starrte mich einen
Moment lang an.
Dann nickte ich. Und brachte
dennoch den Mund nicht auf.
Gleich danach tötete er
mich beinahe durch einen unglaublichen Schock. »Ich bin froh, daß
Sie vorbeigekommen sind«, sagte er nämlich.
Wir gingen zu seinem
Schreibtisch. Als wir uns beide gesetzt hatten, sagte er: »Hatten
Sie in paar angenehme Stunden in Venice?«
»Es ist mir gelungen,
herauszufinden, was ich über Venice wissen wollte.«
»Und wie?« fragte
er.
Daraufhin berichtete ich ihm
über mein Gespräch mit Sharon Askew Doans.
Powder fragte: »Was
haben Boyd und die Lady getan, daß sich die Mutter umbringen wollte?«
»Ich glaube, das ist
nicht schwer zu erraten«, sagte ich.
»Haben Sie sie denn
nicht gefragt?«
»Nein. Und sie hätte
es mir wohl auch nicht gesagt. Sie war ziemlich aufgeregt.«
»Sie hatten sie soweit,
daß sie die Geschichte ihres Lebens erzählen wollte, und Sie
haben sie nicht gefragt?« Er schaute mich an und schien es nicht
glauben zu wollen.
»Nein.«
»Sie sind wirklich zu
weich«, sagte Powder. »Wenn Sie noch eine Weile bei ihr
geblieben wären, hätte sie Ihnen vermutlich auch noch gestanden,
daß sie Boyd umgebracht hat.«
»Ich glaube nicht, daß
sie es getan hat«, sagte ich. »Sie ist zwar die Haupterbin
nach seinem Testament, und seine zusätzliche Erklärung, sie würde
wissen, was sie mit dem Geld zu tun habe, legt die Vermutung nahe, daß
sie über den Inhalt des Testaments Bescheid wissen mußte - aber
ich glaube dennoch nicht, daß sie Boyd umgebracht hat.«
Powder zuckte mit den
Schultern. »Sie haben Glück, daß Sie diese Untersuchung
nicht als Sergeant in meinem Befehl durchführen«, erklärte
er.
»Glück ist dabei
nicht im Spiel.«
»Außerdem geht
mich dieser Mord sowieso nichts an. Sie haben' eine Klientin verloren. Sie
kamen zu mir ins Vermißtenbüro, also mußte ich mich um
diese Seite der Angelegenheit kümmern. Und ich möchte Ihnen eine
hypothetische Frage stellen.«
»Okay.«
»Gehen wir mal davon
aus, daß Sie die Lady sind, die Sie suchen.«
»Okay.«
»Warum engagieren Sie
einen Privatdetektiv - einen, dem das Wasser bis an den Hals steht? Was
kann er für Sie tun?«
»Das weiß ich
nicht«, antwortete ich, um meine Bereitschaft zum Mitdenken zu
unterstreichen. »Was könnte ich für sie tun?«
»Scheiße«,
sagte er angewidert. »Das ist mir ein schöner Schleichfuß.
Nimmt einen Auftrag an und weiß nicht mal, was er für seine
Klienten tun kann. Kommen Sie, kommen Sie. Was haben Sie getan? Haben Sie
ihr gesagt, ob man den Toten gefunden hat?«
»Nein«,
antwortete ich. »Außerdem hätte sie das ja aus der
Zeitung erfahren können. Ich sagte ihr, daß niemand nach ihr
suchte und daß auch niemand die Absicht hatte, das in
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