Ein Grabstein fuer den Playboy
Ich zeigte
mit ausgestrecktem Finger auf die mich umgebende Welt. »Und ich muß
sie finden.«
»Und Sie dachten, sie hätte
Ihnen die Mühe erspart und wäre von selbst zu Ihnen gekommen?«
»Ich gebe die Hoffnung
nie auf.«
»Wie meinen Sie das
eigentlich, eine Frau finden?«
»Sie ist vermutlich
nicht weiter als hundert Meilen von hier entfernt.«
»Das engt die Sache
nicht gerade entscheidend ein. Was werden Sie tun?«
»Ich versuche mir zu
überlegen, wo ich wäre, wenn ich sie wäre.«
»Und wenn das nicht
klappt?«
»Denke ich mir was
anderes aus.«
»Wie eine Frau denken?
Glauben Sie, daß Sie das können?« Er schüttelte den
Kopf. »Verdammte Scheiße.«
*
»Was meinst du damit,
›wie eine Frau denken‹? Was ist das für ein sonderbares
Konzept?«
»Es ist nicht mein
Konzept«, protestierte ich.
»Es ist wirklich tanto,
tanto!« sagte Lucy, die Tochter.
»Ist es nicht Zeit für
dich, ins Bett zu gehen?« fragte ich.
»Damit du in das ihre
gehen kannst?« erwiderte sie.
»Wenn du dich nicht
anständig aufführst, Lucy«, erklärte ihre Mutter,
»dann wirst du das Zimmer verlassen. Wir haben etwas abgemacht, und
ich erwarte, daß du dich an die Abmachung hältst.«
»Was ist das nur für
ein Leben!« beklagte sich Lucy. »Man muß Abmachungen mit der eigenen Mutter
treffen und mit ihren sogenannten Freunden.«
Damit war sie zu weit
gegangen. »Hinaus, junge Lady«, sagte ihre Mutter.
»Wenn er nicht da ist,
kann ich sagen, was ich will«, maulte Lucy. »Dann darf ich länger
aufbleiben, ganz gleich, ob ich am nächsten Tag zur Schule muß
oder nicht. Aber wenn er hier auftaucht, weil er grade nichts Besseres zu
tun hat, heißt es ›Lucy, ab ins Bett!‹, bevor die
Sonne untergeht. Also dann, gute Nacht. Und viel Vergnügen.«
Die Wohnzimmertür wurde
heftig von außen geschlossen.
»Du siehst aus, als wärst
du völlig schockiert«, sagte ich zu meiner Frau.
»Wie lange dauern
eigentlich die Flegeljahre?« fragte sie.
»Ein Leben lang, wie
man mir glaubhaft versichert. Hör mal -soll ich lieber gehen?«
»Kommt gar nicht in
Frage.«
»Na, Gott sei Dank«,
sagte ich.
»Jedenfalls nicht,
bevor du mir gesagt hast, was ›wie eine Frau denken‹ heißt.«
»Ich habe meinem
Hausbesitzer gesagt, daß ich bei meiner derzeitigen Arbeit versuchen
müßte, mir zu überlegen, was ich tun würde, wenn ich
die Frau wäre, die ich finden muß. Er hat das dann ein bißchen
genauer formuliert.«
Sie schien zufrieden zu sein.
»Du suchst also eine Frau, wie?«
Normalerweise sprechen wir
nicht über meine Arbeit, aber ich hatte sie schon längere Zeit
nicht mehr besucht, und außerdem wurde ich die Gedanken an den Fall
nicht los.
»Ich habe sogar die
hiesigen Polizeibehörden bemüht.«
»Deinen Freund Miller?«
»Nein. Einen Kerl in
der Vermißtenabteilung namens Powder.«
»Leroy Powder?«
»Genau den. Kennst du
ihn denn?«
»Genau wie du ihn
kennengelernt hast. Ich habe Lucy gesucht, als sie mal ausgerückt
war, und mich an ihn gewendet.«
»Ach ja«, sagte
ich, während ich mich daran erinnerte.
»Wie geht es ihm?«
»Er ist ekelhaft wie
immer.«
»Ja«, sagte sie.
Und nach einer Weile: »Und er hilft dir, diese Frau zu suchen?«
»Ja.«
»Wo suchst du sie denn?«
»Irgendwo in der näheren
Umgebung.«
»Warum? Was hat sie
getan?«
»Das wissen wir nicht.
Aber wir sind sicher, daß sie sich noch in diesem Staat aufhält.«
»Was arbeitet sie?«
»Wie meinst du das?«
»Ja, ich meine, was
kann sie denn?«
»Keine Ahnung«,
sagte ich. »Sie hat Abitur.«
»College?«
»Nein. Sie besuchte es
ein knappes Jahr und ist dann eine Weile in der Drogenszene untergetaucht.«
»Ist es möglich,
daß sie wieder dort angekommen ist?«
»Das glaube ich kaum.«
»Und du glaubst nicht,
daß sie mit jemand durchgebrannt ist?«
»Der einzige, der dafür
in Frage gekommen wäre, ist inzwischen tot.«
»Sie muß doch
irgendwie ihren Lebensunterhalt verdienen.«
»Ja, sicher.«
»Oder ist sie der Typ,
der sich von jemandem aushalten läßt?«
»Sie hat sich ja gerade
erst von einem freigemacht«, sagte ich. »Aber es könnte
trotzdem sein.«
»Du glaubst es aber
nicht?«
»Nein. Als ich sie
traf, war sie allein.«
»Also versucht sie es
auf eigene Faust. Du sagst, sie ist mal aufs College gegangen. Wie war sie
auf der höheren
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