Ein Grabstein fuer den Playboy
riß die Augen dabei weit und entsetzt auf, als hätte
ich auf magische und gefährliche Weise Zugang zu ihren intimsten
Geheimnissen gefunden.
»Ich habe es nicht gewußt
- deshalb habe ich gefragt. Aber da Ihr Name draußen auf dem
Briefkasten S.A.D. abgekürzt ist, die beiden letzten Buchstaben also
A.D., und da ich glaube, Ihre Mutter hat die Initialen D.A., dachte ich,
Sie hätten den Namen einfach umgedreht, um sich so eine gewisse
Anonymität zu wahren. Also bin ich auf den Gedanken gekommen, daß
der mittlere Buchstabe Askew und der Vorname Ihrer Mutter Doans lauten könnte.«
»Was wissen Sie Von
meiner Mutter?«
»Bis jetzt gar nichts.
Aber ich vermute, daß sie Tee-Dee Askew ist. Genau wie ich vermute,
daß das, was Sie mit Boyds Geld machen sollen, etwas mit ihr zu tun
hat.«
Sharon Doans hockte sich auf
den Rand der Arbeitsplatte. »Niemand weiß etwas darüber«,
sagte sie. »Kein Mensch. Ich habe es niemandem gesagt.«
»Wo ist Ihre Mutter,
Miss Doans?«
»Das geht Sie nichts
an.«
»Ich könnte es
unter Umständen selbst herausfinden. Aber es wird etwas schwerer, als wenn Sie
es mir jetzt sagen.«
»Je schwerer, desto
besser.«
»Soll ich nach Venice
fahren und mich dort erkundigen -«
»Sie ist im
Krankenhaus!« platzte es aus ihr heraus. »Sie liegt im
Krankenhaus, gelähmt und hilflos! Ist es das, was Sie hören
wollten? Ist es das, was ich Ihnen sagen sollte? Und, ja, Billy möchte,
daß ich mich um sie kümmere, ohne den ganzen Mist mit den Anwälten
und so. Weil er weiß, daß ich es tun werde. Verstanden?«
Ich fragte leise: »Was
ist mit ihr passiert?«
»Sie hat versucht, sich
das Leben zu nehmen, aber sie hat es nicht ganz geschafft«, erklärte
die Doans eisig.
»Das muß aber
schon sehr lange her sein.«
»Ja.«
»Es ist passiert, bevor
Sie und Billy hierherkamen.«
»Billy kam zuerst«,
sagte sie und schnappte nach Luft.
»Ist Billy zurückgekommen
wegen dem, was in Venice passiert ist?«
Sie schaute mich giftig an.
»Das wissen Sie ganz genau.«
»Ich rate doch nur«,
sagte ich. »Ich nehme an, eine Versöhnung mit seiner Mutter war
die einzige Möglichkeit, um Geld für die Pflege von Tee-Dee
Askew aufzutreiben.«
»Sie raten gut«,
sagte sie und wurde allmählich wieder ruhiger.
»Wenn es so war, muß
er sich verantwortlich gefühlt haben für das, was mit ihr
passiert ist. Und nachdem Sie ihm hierher nachgekommen sind, könnte
es sein, daß auch Sie sich verantwortlich fühlen.«
»Darüber spreche
ich kein Wort«, sagte sie scharf. »Niemals.«
Was auf seine Weise mehr
sagte als jedes Wort.
Während ich jetzt
schweigend vor ihr stand, begann Sharon Doans leise zu schluchzen. Frank
Pynne tauchte neben ihr auf, tröstete sie und warf mir wütende
Blicke zu.
Sie faßte seine Hand,
umarmte ihn, biß dann in sein Hemd und zerrte mit den Zähnen an
dem Stoff.
Er sagte zu mir: »Gehen
Sie.«
28
Unterwegs hielt ich wieder
einmal an der Imbißstube zwischen Morgantown und Samaria.
In knapp einer Stunde hatten
mich drei Leute davongescheucht; erst die Dunlap, dann Junkersfield und
schließlich Pynne. Das war ein Rekord, sogar für mich. Und
nachdem ich darüber nachgedacht hatte, faßte ich den Entschluß,
die drei Hinweise ernst zu nehmen. Also begab ich mich auf den Weg zurück
nach Indianapolis.
Es gab momentan nicht viel für
mich zu tun in Nashville, ehe sich dort der Staub ein wenig gelegt hatte,
und außerdem trug ich mich mit der Absicht, Powder um einen Gefallen
zu bitten. Ein vierter Hinausschmiß stand mir möglicherweise
schon in Kürze bevor.
Nicht, daß ich gefühllos
gegen so etwas wäre. Solche Erlebnisse verletzen meine Psyche tief im
Kern. Aber psychosomatische Wunden sind eine Berufskrankheit bei
Privatdetektiven.
In der Imbißstube
bestellte ich mir einen Hackbraten. Er schmeckte, also bestellte ich noch
einen Kuchen, und der schmeckte ebenfalls.
Die Kellnerin, eine schlanke
Frau mit langem, dunklem Haar und mandelförmigen Augen, sagte doch
tatsächlich: »War nett. Kommen Sie wieder, ja?«
Ich nahm es persönlich
und verliebte mich auf der Stelle in sie.
Powder unterhielt sich mit
einer Frau, als ich das Büro der Vermißtenabteilung betrat. Sie
war offensichtlich entnervt.
»Nein, sie ist noch nie
über Nacht weggeblieben«, sagte die Frau. »Ich habe
solche Angst. Ich habe wie immer das
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