Ein Grausames Versprechen
Wahrscheinlichkeit dafür?«
Ella kümmerte es nicht. Sie zeichnete eine geschwungene Linie zwischen die drei Namen auf der Seite und machte ein großes schwarzes Fragezeichen darüber.
Murray streckte sich und schaute auf die Uhr. »Was meinst du - sollen wir für heute Schluss machen und morgen früh in aller Frische weitermachen?«
»Vielleicht rufe ich Wayne noch rasch an, ob er etwas Neues hat«, sagte sie und griff nach dem Telefon. Es meldete sich ebenfalls nur ein Anrufbeantworter, sie hinterließ eine Nachricht und legte auf.
Murray stand inzwischen und schaute sie an. »Das wird alles morgen früh auch noch da sein.«
»Vielleicht lese ich nur die Liste noch mal durch.«
»Man könnte fast glauben, du willst nicht nach Hause gehen«, sagte er.
Ella stellte den Wagen in der Einfahrt ab und stieg mit ihrem Einkauf aus. Sie war früher dran als am Tag zuvor, und die Sonnenstrahlen wärmten ihren Rücken, als sie mit den Plastiktüten in der Hand vor ihrem Haus stand und es musterte. Sie hörte ein Skateboard weiter unten in der Straße klackern und die Stimme eines Sportreporters aus dem Radio. In der Ferne wurde ein Rasenmäher angelassen. Es waren die Geräusche des Sommers, aber heute erschienen sie Ella unheilvoll.
Niemand ist im Haus.
Sie korrigierte sich. Es gab keine Anzeichen dafür, dass jemand im Haus war.
Sie ging zur Eingangstür und inspizierte das Schloss, bevor sie es ausprobierte. Zu. Die Fenster an der Seite des Hauses waren intakt und verriegelt. Sie folgte dem Fußweg ums Haus herum und prüfte alle Fenster, bis sie zur Hintertür kam. Auch sie war abgeschlossen. Sie umrundete das Haus und prüfte Denzils Hälfte ebenfalls, denn angenommen, jemand war bei ihm eingebrochen und hatte sich durch die Trennwand gearbeitet?
Jetzt spinnst du aber komplett.
Sie nahm ihre Schlüssel und sperrte die Haustür auf, dann stellte sie die Taschen ab und schloss hinter sich wieder ab. Sie lauschte. Alles still.
Also gut. Ein rascher Rundgang, damit du siehst, dass alles in Ordnung ist. Dann ziehst du dich um, nimmst diesen verdammten Stein und machst einen Spaziergang zum Fluss. Du wirfst ihn so weit du kannst ins Wasser und vergisst diese ganze Ge…
Sie blieb abrupt in der Küche stehen. Der Kühlschrank war offen. Die Milch stand auf der Anrichte, der Karton war oben aufgerissen, eine Fliege lief träge am Rand der Öffnung entlang. Die Schachtel mit den Cornflakes stand daneben, eine Schale mit einem Löffel in der Spüle.
Ellas Kehle war wie zugeschnürt. Sie zog ein Messer aus der Schublade und rannte durch das ganze Haus, sah hinter den Polsterstühlen nach und unter dem Bett. Sie überprüfte Fenster und Türen noch einmal und stieß mit der Messerklinge an die Luke zum Dach.
Nichts.
Sie lehnte sich an den Küchenschrank, schwitzend vor Nervosität. Sie versuchte sich zu beruhigen, zu denken wie die Kriminalpolizistin, die sie war. Wenn sie einen Anruf wie diesen entgegennähme, was würde sie sagen?
Was hatten Sie heute Morgen zum Frühstück?
Genau das: Cornflakes mit Milch.
Kann es sein, dass Sie die Sachen so stehen ließen?
Nein.
Wirklich? Sind Sie sich sicher? Haben Sie gerade viel um die Ohren? Könnte es nicht doch sein, dass Sie es einfach vergessen haben?
Sie ließ das Messer sinken. Es kam ihr unwahrscheinlich vor, aber sie war müde gewesen und auf diesen verfluchten Stein konzentriert …
Sie schaute zur Mikrowelle. Plötzlich hatte sie das Gefühl, das würde die Probe sein. Wenn der Stein fort war, bedeutete es … nun, eine Sache. War er noch da, eine andere.
Sie stieß die Messerspitze an den Knopf zum Öffnen der Mikrowelle. Der Stein starrte ihr entgegen, wie sie ihn zurückgelassen hatte.
Sie schlug ihm die Tür vors Gesicht.
Dennis meldete sich nach dem dritten Läuten.
»Ich bin’s«, sagte Ella.
»Wie geht’s?«
»Ganz gut«, log sie. Sie blickte in die Küche. Bisher hatte sie nichts angerührt. Sie hatte fünfzehn Minuten lang überlegt, was sie tun sollte, wen sie anrufen könnte und was sie sagen würde. Sie hatte den Satz geübt: »Bei mir zu Hause passieren merkwürdige Dinge«, aber jetzt brachte sie ihn einfach nicht heraus.
»Was macht der Fall?«, fragte Dennis.
»Alles okay.« Sie hörte Dennis’ Frau Donna im Hintergrund reden. »Bist du beschäftigt?«
»Wir gehen in Kürze aus«, sagte er. »Tim ist befördert worden, und wir gehen ins Restaurant, um ihn auf die Probe zu stellen.«
»Ach so.« Sie hatte gedacht,
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