Ein Grausames Versprechen
Gartenarbeit verrichten. Sie hatten sich bereits zur Begrüßung zugewunken.
»Hörst du mir zu, Dennis?«
Er drehte sich zu ihr um. »Lass mich mit hineinkommen und das Haus überprüfen.«
Sie schloss die Tür auf und schaltete das Flurlicht an. Es war still im Haus, nichts rührte sich. Dennis ging ins Wohnzimmer und prüfte die Fensterschlösser. »Sind die alle mit Nummernschlössern wie das hier?«
»Und an den Türen sind Sicherheitsriegel. Niemand kommt hier rein.«
Er ging in die Küche und prüfte die hintere Tür. »Es gibt nur die und die Haustür?«
»Und eine auf der Seite hier, durch den Waschraum.«
Er ging nachsehen und kam dann wieder. »Schlafzimmer?«
Sie führte ihn zuerst zum Schlafzimmer ihrer Eltern mit seinem hohen Bett, dann zu dem, das ihr eigenes gewesen war. Es war jetzt theoretisch ein Gästezimmer, aber Netta erzählte dennoch allen Besuchern, die über Nacht blieben, sie würden in Ellas Zimmer schlafen.
Dennis sah in den Schränken und unter den Betten nach und hielt dann inne, um ein Bild von Ella zu betrachten, auf dem sie elf war.
»Ich will kein Wort hören«, sagte sie.
Er drehte sich grinsend um, wurde aber wieder ernst, als sie sich der Haustür näherten. »Bitte komm mit zu uns.«
»Mir passiert hier nichts.«
Ein trauriger Ausdruck trat in seine Augen.
»Schau mich nicht so an«, sagte sie. »Fahr nach Hause. Mir geht es gut. Nichts wird sein.« Sie langte an ihm vorbei und schloss die Tür auf. »Donna wird sich schon wundern, wo du bleibst.«
»Sie weiß immer, wo ich bin.«
»Ja, in der Arbeit«, sagte Ella. Sie lächelten sich an. »Bis morgen.«
Dennis machte kehrt und blieb auf der Treppe noch einmal stehen, um den Blick über die Straße schweifen zu lassen. Er ging zu dem niedrigen Tor hinunter, dann weiter zu seinem Wagen. Ehe er einstieg, schaute er noch einmal zu ihr hinauf. Sie winkte. Er machte ihr ein Handzeichen, die Tür abzusperren. Sie tat es und stand dann lauschend innerhalb der Tür, bis er seinen Wagen angelassen hatte und weggefahren war.
Sie improvisierte ein Abendessen aus Pasta und Thunfisch, das sie mit Pistole und Telefon neben sich vor dem Fernseher einnahm. Anschließend ließ sie das Geschirr in der Spüle stehen, duschte und ging zu Bett, und die ganze Zeit dachte sie über den Fall nach. Wenn tatsächlich Thomas Werner alle diese Dinge tat, dann musste sie, wie Dennis gesagt hatte, auf der richtigen Spur sein. Und welche war das?
Sie dachte an ihr Gespräch mit Sal am Nachmittag. Der zeitliche Ablauf schien allerdings nicht zu stimmen. Wenn Werner der Mann gewesen war, der gegen zwei Uhr in der Straße gesehen wurde, dann konnte ihr Besuch bei Sal Stunden später nicht der Auslöser gewesen sein. Was hatten sie sonst noch getan? Noch einmal mit Paul Davids geredet, mit Benson Drysdale gesprochen. Wie konnte Werner wissen, was sie taten? Die Information durch den Maulwurf war sicherlich drastisch beschränkt, wenn nicht gar eingestellt worden, seit in der Dienststelle nur noch hinter verschlossenen Türen gesprochen wurde und Mendelssohn und Greer alle mit Habichtsaugen beobachteten. Vielleicht waren Drysdale oder Davids in der Sekunde, in der sie und Murray gegangen waren, ans Telefon gestürzt.
Sie drehte sich auf die Seite und sah zu den Farnbäumen vor dem Fenster hinaus, die sich in einer leichten Brise bewegten und vom Licht aus Lilys Haus nebenan beleuchtet wurden. Sie war ganz hibbelig vor Aufregung. Es war nicht ganz logisch, sie wusste, dass sie besorgt sein, vielleicht sogar Angst haben sollte. Aber da war die Vorstellung, dass sie so nahe an ihm dran waren!
Sie bezweifelte, ob sie Schlaf finden würde in dieser Nacht.
Das Geräusch von zerberstendem Glas ließ sie auffahren und nach ihrer Pistole und dem Handy neben dem Bett tasten. Es war dunkel im Zimmer. Lilys Lichter waren aus. Mit der Pistole in der einen Hand und dem Handy in der andern lief sie rasch aus dem Schlafzimmer. Sie machte kein Licht, als sie barfuß den Flur entlang zum vorderen Teil des Hauses eilte, wo sie einen Lichtschein durch die Wohnzimmerfenster kommen sah.
Sie schlich zum Vorhang und spähte hinaus, den Daumen auf der Tastatur des Handys, die Waffe erhoben und schussbereit.
Feuer. Draußen vor dem Haus brannte etwas.
Es konnte eine Falle sein.
Sie wählte die Notrufzentrale und bat um die Polizei, dann erklärte sie dem Beamten, der den Anruf entgegennahm, wer sie war und was gerade passierte. Die Flammen stiegen
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