Ein Grausames Versprechen
Morgen schon mit ihr losziehen, um Türen einzuschlagen.«
»Fangen wir jetzt an zu arbeiten oder nicht?«
Murray setzte sich an seinen Schreibtisch und spielte mit einem Kugelschreiber. »Wirst du Lauren erzählen, was passiert ist?«
»Sie arbeitet heute Nacht, deshalb wird sie noch schlafen.«
»Vielleicht ist es besser, ihr nichts zu sagen«, meinte Murray. »Es dürfte alle nur nervös machen, wenn sie von Brandbomben hören.«
»Es war nur eine Bierflasche voll Benzin. Brandbomben hört sich irgendwie nach Zweitem Weltkrieg an.« Sie schob Papiere auf dem Schreibtisch umher und konnte es kaum erwarten zu arbeiten. An die Aktenordner kamen sie noch nicht heran, weil sie weggeschlossen waren und Kuiper den Schlüssel hatte. Sie sah auf die Uhr. Kurz nach sieben. Es dauerte hoffentlich nicht mehr lange. Sie wollte sich alles noch einmal durchlesen und schauen, ob sie bei Sal Rios vielleicht etwas übersehen hatte.
Denn er hatte ihr etwas zu sagen, davon war sie überzeugt.
31
Müde und durchnässt sperrte Sal das Haus auf. Er hoffte, die Mädchen würden in der Schule sein, Nona und ihr Vater an Julios Bett und Thomas in der Fabrik in Botany. Er hoffte, er würde den Raum und die Zeit zum Nachdenken haben, die er brauchte.
Aber plötzlich war Nona auf der Treppe, einen Korb Wäsche unter dem Arm. »Wo warst du?«
»Was interessiert dich das?«
Sie kam die Treppe herunter und ließ den Korb auf den Boden fallen. »Die Bullen wollten es wissen.«
Er steckte die zitternden Hände in die Taschen. »Und?«
»Und sie sagten, sie würden mit einem Durchsuchungsbefehl zurückkommen, wenn du dich nicht bei ihnen meldest, und Thomas war oben an der Treppe und hat die ganze Zeit gelauscht. Nachdem sie weg waren, ist er ausgerastet.« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Ich soll dir ausrichten, ich zitiere, wenn du ihm die Sache versaust, dann wird er es dich büßen lassen, Zitat Ende.«
»Er ist ein Idiot«, sagte Sal und warf rasch einen ängstlichen Blick nach oben.
»Er ist nicht da.« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Ich wasche diese Klamotten aber nicht.«
»Habe ich dich darum gebeten?«
Sie nahm den Korb und ging in Richtung Waschraum.
»Wie geht es Julio?«, fragte Sal.
»Dad ist bei ihm. Ich sagte, wir kommen später.«
Die Polizei wird dort auf mich warten. Sal schauderte. Wenn er nicht hinfuhr, würde man ihn nicht erwischen. Wenn er nicht erwischt wurde und sich nicht meldete, würden sie das Haus durchsuchen und Beweise für Thomas’ Anwesenheit finden.
Er ging nach oben, um zu duschen und die Sache zu durchdenken; die feuchten Sachen ließ er auf den Badezimmerboden fallen. Der Tau hatte sich schwer auf den Park nahe dem Friedhof von Waverley gelegt, wo er gesessen und den Sonnenaufgang beobachtet hatte. Als der Friedhof um sieben geöffnet hatte, war er zum Grab seiner Mutter gegangen. Ihr Grabstein hatte sich kühl und rau angefühlt. Er hatte mit einem Zweig Dreck aus den eingravierten Buchstaben ihres Namens gekratzt, das Gras um den Stein herum abgezwickt und seine Finger in die Erde gedrückt. Ein Friedhofswärter war ein paarmal vorbeigekommen, hatte aber nichts dazu gesagt, dass er dort auf der Erde lag. Sal nahm an, dass er an solche Dinge gewöhnt war.
Er hatte nicht mit ihr gesprochen, weder laut noch in Gedanken. Er hatte nur über seine Probleme nachgedacht, das Gras berührt und gehofft, dass ihm letztlich irgendwie Hilfe zuteilwerden würde. Und jetzt war es tatsächlich geschehen.
Das einzige Problem war Julio. Sal versuchte, sich in seine Lage zu versetzen. Würde es ihn stören, wenn sein Bruder nicht an sein Bett käme, um damit alle vor Thomas’ Wahn zu retten? Er glaubte nicht. Nona und Dad würden es natürlich nicht verstehen. Aber es wäre nur für heute. So lange würde Julio doch sicher noch durchhalten; der Arzt hatte gesagt, es könne eine Weile dauern. Möglicherweise, hatte er gemeint, würde es sogar ein wenig besser werden, und er käme noch einmal nach Hause. War das die Wirkung von dem Kräuterzeug?
Jedenfalls sollte der Durchsuchungsbefehl bis heute Nachmittag ausgestellt sein, und in der ganzen Bude würde es von Polizei wimmeln. Er musste nur dafür sorgen, dass sie fanden, was sie finden sollten.
Als er angezogen war, holte er einen alten Stadtplan aus dem Verhau in seinem Schrank, schlug ihn bei Botany auf und malte einen roten Kreis um den Standort von Prestons Fabrik. Er quetschte den Plan in die Gesäßtasche seiner Jeans und zog
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