Ein Grausames Versprechen
lange.«
»Ich habe ein schlechtes Gefühl.«
»Das ist nur Hunger.« Er hielt ihr den Teller wieder hin.
Sie schob ihn beiseite. »Wenn ich nur einen richtigen Fall hätte, ehe der Bericht kommt. Mitten in einer Ermittlung würden sie mich wohl nicht versetzen, oder?«
»Sie werden dich überhaupt nicht versetzen.«
»Diese Stadt braucht mehr Morde«, sagte Ella.
Er lachte bellend. »Ein Fall für dich kommt noch früh genug.«
Vielleicht, vielleicht auch nicht. »Wie läuft es bei deinem?«
Er zuckte die Achseln. »Unkompliziert. Der Kerl leugnet zwar noch, dass er seinen Bruder wegen dessen Erbteil ermordet hat, aber das sind mehr als eine Million Dollar, und er ist bis über beide Ohren verschuldet. Blutspuren auf seinen Schuhen und der Kleidung, er wurde in der Gegend gesehen, und er benimmt sich sehr nervös. Ich schätze, er gesteht bis Ende der Woche.« Er biss in das letzte Stück seines Brötchens. »Wie geht es deiner Mutter?«
»Die eigentliche Hüftoperation verlief gut, aber dann hat sie sich eine Infektion geholt.«
»Dann muss sie also länger im Krankenhaus bleiben? Sie ist bestimmt stinksauer deswegen.«
Ella hatte keine Lust auf Gespräche über häuslichen Kram. »Was gibt es Neues von der Soko Gold?«
»Anscheinend haben sie Wilson aufgespürt. Er ist offenbar zu einer Art Eremit in der Wildnis Schottlands geworden.«
»Gut«, sagte Ella. Sie und Dennis hatten bei ihrem letzten gemeinsamen Fall, der Entführung des Phillips-Babys, Hinweise darauf gefunden, dass die Beamten Wilson und Battye zu der Bankräuberbande gehörten, hinter der die Soko Gold her war. In den sechs Monaten seither hatten die Ermittler festgestellt, dass die gesamte Bande aus Polizisten bestand. Grant Battye hatte Selbstmord begangen, sich in seinem Wagen mit Abgasen vergiftet, während Matt Wilson und zwei andere, Caleb Peters und John Fenotti verschwunden waren. Zwei weitere beteiligte Beamte waren zu Zeugen für die Polizei geworden und hatten bestätigt, dass Peter Roth und Angus Anderson ebenfalls zur Bande gehört hatten, auch wenn beide inzwischen tot waren. Dennis hatte ihr früher bereits erzählt, dass sie umfassende Informationen über die Gruppe geliefert hatten, darunter auch Details über die Auslandskonten, auf die das Geld gewandert war.
»Wilson dürfte nichts übrig geblieben sein, als Einsiedler zu werden«, fuhr Dennis fort. »Nachdem wir sein ganzes Geld eingefroren haben.«
»Dann lebte er von Moos und Quellwasser.«
»Köstlich.« Er tupfte Krümel von seinem Teller auf.
Ella schaute auf das Display ihres Handys.
Dennis lächelte. »Das wird schon.«
»Ich muss es wissen.«
»Was passiert sonst? Explodierst du?«
»Lach nicht«, sagte sie. »Vielleicht explodiere ich tatsächlich.«
Lauren pochte der Schädel, bis sie und Joe sich OP-Kittel gesucht, den ganzen Vorfall erst mit ihrem Bezirksleiter und dann mit ein paar Detectives durchgesprochen und schließlich den umfangreichen Papierkram ausgefüllt hatten, der bei einer Verletzung im Dienst anfiel. Sie wollte nur noch nach Hause.
Sie bekamen die restliche Schicht frei. Der Bezirksleiter setzte sie an der Rettungswache ab. »Und ihr beiden kommt bestimmt klar?«
Lauren nickte, während Joe die Tür der Station aufsperrte. Ihr Chef nickte ebenfalls und fuhr davon.
Ihr Fahrzeug stand im Betriebsraum, schief an der Wand geparkt. Marcia und John hatten es zurückgebracht. Lauren dachte daran, wie sie sich gefühlt hatte, als sie die Wache am Morgen verlassen hatten, und es wurde ihr klar, dass sie seither kaum mehr an den Gerichtstermin gedacht hatte.
Wie auch.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte Joe.
»Das wäre schön.«
Sie sah auf die Uhr, als sie in seinen Wagen stiegen. Das Timing war perfekt. Ihr Kopfweh ließ ein wenig nach, und während sie gerade neben ihm saß und durch die Windschutzscheibe auf den Verkehr in der George Street blickte, beschloss sie, beide Ereignisse des heutigen Tages tief in ihrer Erinnerung zu verschließen und nicht mehr daran zu denken, sondern ihre Aufmerksamkeit lieber dem zu widmen, was vor ihr lag.
Joe wohnte in einer kleinen Mietswohnung in Parramatta, deshalb war es keine große Sache für ihn, Lauren direkt vor ihrem windschiefen, gemieteten Hanghaus in Summer Hill abzusetzen. Ein Zug knatterte auf der anderen Seite der Straße vorbei, als sie ausstieg. Sie beugte sich ins offene Fenster. »Danke noch mal.«
»Du liegst auf dem Weg.«
»Ich meine nicht die
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