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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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ab.«
    Joe rannte los, um die Trage zu holen. Lauren spürte den Druck durch die Zuschauer hinter ihr, als sie eine Aderpresse um Kennedys Bizeps schnallte und nach einer Vene in seinem Arm suchte. Es gab nicht viel Licht. Sie sah ihm ins Gesicht. Er atmete schwer, seine Augen waren weit offen und starr auf sie gerichtet. Sie überprüfte die Sauerstoffzufuhr. Sie war so hoch, wie es nur ging. »Wie fühlen Sie sich, James?«
    Er schüttelte wortlos den Kopf.
    Joe kam mit der Trage durch die Menge gestürmt und zog an den Griffen, um sie auf halbe Höhe herunterzufahren. Er klatschte das Tragetuch auf den Gehsteig neben Kennedy, und sie wälzten ihn vorsichtig darauf, dann rekrutierten sie zwei Zuschauer als Helfer und hoben ihn auf die Trage.
    Im Sanka stöpselte sich Lauren das Stethoskop in die Ohren und horchte Kennedys Brust ab. Auf der linken Seite waren die Atemgeräusche schwach. Sie tastete die blasse Haut auf Brust und Rücken ab und entdeckte kein verräterisches Knistern, das auf Luft unter der Haut hinwies. Sie überprüfte die Position seines Kehlkopfs. Pneumothorax, wahrscheinlich Hämothorax, aber keine Spannung. Noch nicht in diesem Stadium.
    »Sterbe ich?«, keuchte er.
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    Sie spürte, wie Kennedy jeder ihrer Bewegungen mit den Augen folgte, während sie rasch seinen Blutdruck maß, einen EKG-Streifen durchlaufen ließ und die Sauerstoffsättigung überprüfte. Sie stützte seinen Arm an ihrem Oberschenkel ab und suchte wieder nach Adern in der kalten Haut. Seine Finger zitterten an ihrem Ellenbogen. »Ich weiß, dass ich sterbe.«
    »Glauben Sie etwa, ich sitze hier herum und lasse es geschehen?« Im hellen Licht fand sie eine kleine Ader auf der Rückseite seines rechten Unterarmes, und während Joe beschleunigte und sie den Tatort verließen, schob sie die Kanüle unter Kennedys Haut. Sie schloss einen Beutel Hartmann-Lösung an und begann, die Pumpenkammer zu drücken, um die Flüssigkeiten schnellstmöglich in ihn zu bekommen. Sie hörte, wie Joe die Zentrale bat, im St. Vincent Bescheid zu geben, dass sie unterwegs waren. Lauren sah Kennedy in die Augen. »Wissen Sie, was passiert ist?«
    »Ich ging den Gehsteig entlang.« Er hustete. »Ein Mann hat mich angerempelt. Ich spürte das hier.« Er gestikulierte in Richtung seiner Brust. »Ein Brennen, nicht allzu schlimm. Dann wurde es warm vom Blut. Jemand hat Mund-zu-Mund-Beatmung versucht, während ich dort lag.«
    »Sie sind einfach so dort entlanggegangen, und ein Mann hat ohne Grund auf Sie eingestochen?«
    Kennedy schloss die Augen. »Sie müssen meiner Frau etwas sagen.«
    »Sie werden es ihr im Krankenhaus selbst sagen können.«
    Er schüttelte den Kopf und hustete. Auf der Innenseite seiner Atemmaske erschien ein feiner Blutnebel. Lauren sah seine Herzfrequenz auf dem Monitor zunehmen. Sie drückte die Pumpenkammer mit einer Hand und strich mit der anderen über die kalte Haut seines freien Arms, um die Spur einer Ader zu ertasten. Er packte ihre Hand. »Sie müssen es ihr sagen«, keuchte er. »Sie müssen es aufschreiben.«
    Der Blick seiner Augen ließ sie nicken. Eine leere Verbandspackung lag auf der Trage; Lauren nahm sie an sich und zog einen Kugelschreiber aus der Tasche. »Schießen Sie los.«
    Sie war darauf gefasst, Ich liebe dich zu schreiben, aber stattdessen sagte er: »Wenn wir erschöpft von unsrer Leidenschaft Glut, wird Liebe unser höchstes Gut.«
    Lauren kritzelte die Worte mit. »Wenn wir erschöpft von unsrer …?«
    »… Leidenschaft Glut, wird Liebe unser höchstes Gut«, beendete er. Er rang keuchend nach Atem.
    Lauren sah auf seine Kehle, prüfte die Lage der Luftröhre. Eine Luftansammlung im Brustraum würde sie durch den ansteigenden Druck zur Seite drücken. Sie schien mittig zu liegen, aber Kennedys Atemweise gefiel Lauren nicht. Sie legte Papier und Kugelschreiber beiseite und griff nach dem Stethoskop.
    Es war schwer, seine Atemgeräusche zu hören, da er stöhnte und keuchte und Joe immer noch die Sirene laufen hatte. Sie drückte die Ohrstöpsel fester an und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Sie glaubte, auf der linken Seite noch Atemgeräusche zu hören, aber nur äußerst schwach. Sie maß rasch den Blutdruck; der systolische Wert war auf siebzig gefallen. Sie fing Joes Blick im Rückspiegel auf und drehte einen Finger über ihrem Kopf.
    Kennedy beobachtete sie durch halb geöffnete Augen. »Was bedeutet das?«
    »Ich habe ihn nur gebeten, die

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