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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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wer mich niedergestochen hat. Thomas Werner. Thomas Werner hat mich niedergestochen. Ich habe sein Gesicht gesehen, genau vor mir in der Straße. Ich kenne ihn. Gott steh mir bei, ich kenne ihn. Ich bin kein guter Mensch. Ich habe Dinge getan …«
    Ella lief ein Schauder über den Rücken.
    »Laut Register gibt es verschiedene Thomas Werners im Bundesstaat, aber keinen, der irgendwie auffällig geworden wäre.«
    »Ist das die Sanitäterin?«, fragte Murray.
    Ella schaute in die Richtung, in die er zeigte. Eine Frau in einer Sanitäteruniform aus weißer Bluse und dunkelblauer Hose schrieb am Schwesterntisch etwas in einen Ordner.
    »Ja. Sie heißt Lauren Yates.«
    Die Sanitäterin wandte den Kopf, als sie ihren Namen hörte, dann stand sie auf und kam zu ihnen. Die Vorderseite ihrer Bluse war voller Blutflecken und Schmutz, und das kurze dunkle Haar hing ihr glatt und schweißnass in die Stirn. Sie sah nervös aus. »Hallo.«
    Ella lächelte. »Detective Ella Marconi, Detective Murray Shakespeare.«
    »Lauren Yates.« Sie gaben sich die Hände. Laurens Handfläche war feucht.
    »Sind Sie sicher, dass er genau das gesagt hat?«
    »Wort für Wort.«
    »Hat er gesagt, woher er diesen Werner kannte?«
    »Als ich danach fragte, hat er gesagt, dass er kein guter Mensch sei«, antwortete Lauren. »Ich fragte, was er damit meinte, und da sagte er dann: ›Ich habe Dinge getan …‹«
    »Er hat es nicht weiter erklärt?«
    Lauren schüttelte den Kopf.
    »Wie ging es ihm zuletzt. Wird er durchkommen?«
    Die Sanitäterin verzog das Gesicht. »Da müsste er schon Glück haben.«
    »Wusste er, wie schlimm es um ihn steht, was glauben Sie?«
    Lauren nickte. »Er sagte immer wieder, dass er sterben würde.«
    »Haben Sie ihm recht gegeben?«
    »Ich habe ihn ein bisschen aufgemuntert und solche Sachen gesagt wie: ›Sie sterben nicht in meiner Obhut‹«, erwiderte Lauren. »Ich sage nicht gern, jawohl, mein Freund, es geht dahin mit Ihnen. Aber als ich einmal dachte, er habe aufgehört zu atmen, und nach seinem Puls fühlte, da hat er die Augen aufgeschlagen und gesagt: ›Sehen Sie, Sie wissen auch, dass ich sterbe.‹« Sie hörte auf zu reden.
    Ella nickte. Falls Kennedy überlebte, wenigstens lange genug, dass sie mit ihm reden konnten, würde sie ihn fragen, woher er und Werner sich kannten und warum er glaubte, dass Werner ihn angegriffen hatte. Sie brauchten das, um Anklage zu erheben. Aber selbst wenn er nicht überlebte, hatte sie diese Erklärungen eines Sterbenden in der Hand, und vor ihr stand eine Zeugin, die gewitzt genug gewesen war, Wort für Wort aufzuschreiben, was der Sterbende gesagt hatte. Ella musterte Lauren von Kopf bis Fuß. Sie trat selbstsicher auf. Ein wenig von dem nervösen Blick war noch da, aber das führte Ella auf die Umstände zurück.
    Sie schaute wieder auf das Papier. »Was hat es mit diesem anderen Stück Text auf sich?«
    »Er bat mich, das seiner Frau zu sagen.«
    »Das ist Lyrik«, sagte Murray. »Aus dem Gedicht ›Der Garten‹ von Andrew Marvell.«
    »Nie von ihm gehört«, sagte Ella.
    »Es geht um eine sich verändernde Liebe und vor allem um Leidenschaft …«
    »Ja, vielen Dank«, sagte Ella.
    »Entschuldigen Sie.« Der uniformierte Beamte war hinter ihnen. »Man hat uns soeben mitgeteilt, dass Kennedy gestorben ist.«
    Lauren gab ein leises Geräusch von sich. Ella sah, dass sie blass geworden war und mit den Tränen kämpfte. »Alles in Ordnung?«
    Lauren blickte zu Boden.
    »Manchmal muss es schwer sein, wenn sie sterben«, sagte Murray.
    Bei der Gefühlsregung der Sanitäterin kam sich Ella schlecht vor angesichts ihrer eigenen Aufgeregtheit, aber das verging nach einem Moment wieder. Dies war nun einmal ihre Arbeit, und das Puzzle lag direkt vor ihr und wartete nur darauf, dass sie es zusammensetzte. Sie hielt die letzten Worte des Sterbenden hinter dem Rücken umklammert. Sie stellte sich vor, wie sie diesen Werner aufspürte, wie sie der Staatsanwaltschaft ihre soliden Beweise vorlegte, wie der Mann schließlich verurteilt wurde. Die zeitweilige Versetzung zum Morddezernat würde sicherlich in eine Dauerstellung umgewandelt werden.
    Lauren würde es bestimmt gleich wieder besser gehen. Wenn man ständig Menschen sterben sah, wurde man mit einem mehr sicher schnell fertig.
    Sie gab Lauren ihre Karte. »Wir werden morgen eine offizielle Aussage von Ihnen brauchen. Wann haben Sie Dienstschluss?«
    »Um acht Uhr früh«, sagte Lauren und holte tief Luft. »Falls es nicht durch

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