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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Halle auf ihn zu und fragte: »Für Stahlmann?«
    Müller nickte.
    »Dann kommen Sie bitte mit.« Der Mann drehte ab, und Müller trabte hinter ihm her.
    Es ging in einen Flur, dann durch die dritte Tür auf der rechten Seite in einen vollkommen kahlen kleinen Raum.
    »Drehen Sie sich bitte mit dem Gesicht zur Wand, heben Sie beide Hände und legen Sie sie flach an die Mauer. Machen Sie Ihre Beine breit.«
    »Du lieber Himmel«, sagte Müller zornig. »Ich trage nie eine Waffe.«
    »Befolgen Sie nur meinen Befehl«, sagte der Mann knapp. Er war fünfundzwanzig, vielleicht achtundzwanzig.
    »Ich will nur mit Stahlmann sprechen, sonst nichts. Sie können sich daneben stellen und zuhören, wenn Sie das wollen.«
    »Drehen Sie sich bitte mit dem Gesicht zur Wand, heben Sie beide Hände und legen Sie sie flach an die Mauer. Machen Sie die Beine breit.«
    »Sind Sie Verfassungsschutz oder irgendwas beim SEK oder Bundeskriminalamt? Mein Name ist Müller, ich bin hier angekündigt, mein Freund. Und jetzt kommen Sie mir nicht ein drittes Mal mit dem Spruch. Ihr seid alle sehr nervös, nicht wahr?«
    Der Mann war einen halben Kopf größer als Müller, er zitterte vor Aufregung und hatte ein ganz kantiges Gesicht. Er legte schnell die rechte Hand auf Müllers Schulter und schob ihn scharf zurück. Gleichzeitig kam seine Linke wie ein Hammer von unten her. Es war ein gekonnter Angriff, und Müller atmete scharf ein. Dann fing er die Linke des Mannes mit dem Knie ab, packte ihn und drückte ihn zu Boden.
    »Ihr seid doch Arschlöcher!«, sagte Müller. »Ich kann ja verstehen, dass ihr nervös seid. Aber deswegen müsst ihr doch nicht gleich verrückt spielen. Also, du kannst mich abtasten. Und dann bring mich zu Stahlmann.«
    Der Mann hatte einen feuerroten Kopf, rappelte sich schwerfällig hoch. Er sagte mühsam schnaufend: »Die spinnen doch alle.« Er tastete Müller flüchtig ab und erklärte: »Es ist ein weiter Weg.« Dann setzte er hinzu: »Sie haben gesagt, wir sollen alle Leute, die zu Stahlmann wollen, auf Waffen durchsuchen. Vor allem erwarten sie Journalisten, Fernsehleute und so was. Kannst du dich identifizieren?«
    Müller nickte und zeigte seinen Pass.
    Es ging durch endlose Korridore, treppauf, treppab, zuweilen ein Lift. Sie waren zehn Minuten unterwegs.
    Vor einer breiten Milchglastür standen zwei Männer, die ihnen aufmerksam entgegenschauten.
    »Das ist Müller. Er hat die Erlaubnis«, sagte der junge Mann neben Müller.
    »Waffen?«, fragte einer von ihnen.
    »Keine«, antwortete der junge Mann.
    »Danke«, sagte Müller und ging durch die Milchglastür.
    Der Gang dahinter lag still und freundlich im Schein kleiner Wandlampen. In zwei kleinen Sesseln saßen weitere Sicherheitsleute, und aus einem angrenzenden Raum kam ein junger Arzt.
    Der Arzt nickte kurz. »Sie wurden angekündigt, Sie sind Herr Müller.«
    »Richtig«, sagte Müller. »Wie geht es Herrn Stahlmann?«
    »Ich fürchte, schlecht«, sagte der Arzt. »Ich muss wissen, über was Sie mit Stahlmann reden wollen, ob es lange dauert. Sein Zustand ist labil. Irgendjemand hat ihn zum Krüppel geschossen, er hat die erste große Operation vor sich und steht unter Morphium, weil seine Schmerzen gigantisch sind.«
    »Wir vermuten, dass er einen bestimmten Mann des Überfallkommandos genau beschreiben kann. Diese Information brauchen wir unbedingt.«
    Der Arzt lächelte flüchtig. »Ich nehme an, aus staatstragenden Gründen.« Das war eindeutig ironisch.
    »Das ist richtig. Aber wenn Sie mir versichern, den Mund zu halten, können Sie dabei sein. Mir wäre das lieber, Sie sind der Arzt.«
    »Das ist das erste vernünftige Wort seit zwei Stunden. Bohnen und Stahlmann waren noch nicht eingeflogen, da fing diese ganze Klinik an, verrückt zu spielen. Also gut, dann wollen wir mal.«
    Er klopfte an eine Tür und ging dann hinein.
    Es war nicht das erste Mal, dass Müller einen Mann sah, den man zum Krüppel geschossen hatte. Aber dieser Stahlmann schien ein besonderes Kaliber zu sein. Er drehte hellwach den Kopf zur Tür und musterte Müller.
    Der Arzt erläuterte: »Herr Stahlmann wurde von einem Neun-Millimeter-Hohlgeschoss in die Kniekehle getroffen. Die Kniescheibe wurde zertrümmert, Muskelgewebe zerfetzt, Bänder durchtrennt. Zunächst wurde er in einem regionalen Krankenhaus notoperiert, dann, nach Stabilisierungsmaßnahmen, zusammen mit Herrn Bohnen hierher geflogen. Wir werden morgen das Knie offen legen und entscheiden, wie wir Herrn Stahlmann

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